Datenreport Internationale Jugendarbeit 2021

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Bis heute haben seit Beginn der Programme über 85.000 Gastfamilien in Deutschland eine*n Gastschüler*in aufgenommen.

Rolle der Gastfamilien Gastfamilien sind ein wesentlicher Teil der ehrenamtlichen Struktur der AJA-Organisationen. Sie werden auf Basis eines persönlichen Besuchs durch Mitarbeitende der Organisation ausgewählt. Die Gastfamilien sollen Offen - heit und Neugierde mitbringen und das Interesse haben, Austauschschüler*innen als Familienmitglieder zu inte­ grieren. In den letzten Jahren war allerdings ein deutlich rückläufi - ger Trend bei der Bereitschaft zur Aufnahme von Gast - schüler*innen zu erkennen. Die wirtschaftliche Unsicher- heit, steigende Heizkosten und die hohe Inflationsrate ver - unsichern viele Familien in Deutschland. Innerhalb der letzten 70 Jahre seit Beginn der Programme haben über 85.000 Gastfamilien in Deutschland mit einer AJA-Organisation an einem Aufnahmeprogramm teilge- nommen und einen Gastschüler oder eine Gastschülerin aufgenommen. Die Zahl der Gastfamilien pro Jahr ent - spricht den Teilnehmendenzahlen im Aufnahmepro- gramm. Für die Programmjahre 2019/2020 bis 2021/2022 waren es also etwas mehr als 2.550 Gastfamilien. In etwas mehr als 40% der Fälle hat ein Mitglied der Familie selbst an einem Austauschprogramm (in der Regel mit der Orga- nisation, für die es sich ehrenamtlich engagiert) teilge­ nommen. Diese Zahl zeigt deutlich, dass die Teilnahme an einem langfristigen Schüleraustausch eine nachhaltige Wirkung auf die gesamte Familie hat, ein Leben lang Ein- fluss nimmt und auch ein großer Motivationsfaktor ist, selbst Gastfamilie zu werden.

liegt darin begründet, dass die Ehrenamtlichen in ihrer Zeit als Aktive „weiter mitwachsen“. Sie übernehmen also zu Beginn altersentsprechende Aufgaben: zum Beispiel im Bereich der Vor- und Nachbereitung für die Teilnehmen - den, im Vereinsleben oder bei der Vorstellung der Aus - tauschprogramme bei Informationsveranstaltungen. Dar- über hinaus sind sie in der Vereinsarbeit aktiv und arbeiten beispielsweise auch in den Gremien. Im weiteren Verlauf ihrer Aktivitäten und mit zunehmendem Alter verändert sich die Mitarbeit. In der Altersgruppe der 28- bis 67-Jähri - gen betreuen die Aktiven beispielsweise Austauschschü­ ler*innen vor Ort, führen Beratungs- und Bewerbungsge- spräche durch, engagieren sich als Gastfamilien (siehe nachfolgenden Abschnitt »Rolle der Gastfamilien«) und arbeiten an pädagogischen Konzepten für die Ausgestal - tung der Austauschprogramme mit. Interessant ist die Tatsache, dass in der Altersgruppe der über 68-Jährigen verhältnismäßig wenige aktive Ehrenamt - liche zu verzeichnen sind. Eine bundesweite Befragung aus dem Jahr 2021 6 zum Alter von Ehrenamtlichen hat ergeben, dass im Bundesdurchschnitt rund 19% dieser Alters - gruppe ehrenamtlich aktiv waren. Demgegenüber stehen knapp 12% der Mitte-20-Jährigen, die ehrenamtlich aktiv sind. Diese Zahlen weichen von der Altersstruktur der Vereins - arbeit im langfristigen Schüleraustausch ab – die ehren- amtlichen Mitarbeiter*innen der AJA-Organisationen sind im Durchschnitt jünger. Das lässt den Rückschluss zu, dass das Engagement vor allem durch die eigene Teilnahme an einem Austauschprogramm motiviert ist und dass die AJA- Organisationen es schaffen, junge Menschen nach der Teil - nahme an einem Austauschprogramm für das ehrenamtli- che Engagement zu begeistern.

6 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/878673/umfrage/umfrage- in-deutschland-zum-alter-von-ehrenamtlichen/ (letzter Zugriff: 16.10.2023).

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