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Kapitel 1
Junge Menschen sollen interkulturelle Kompetenzen entwickeln, Vorurteile hinterfragen und lernen, Verantwortung in einer globalisierten Welt zu übernehmen.
Die Angebote der Internationalen Jugendarbeit sind für junge Menschen ein freiwilliges Bildungsangebot, das ihren Gestaltungs- und Entfaltungsspielraum erweitert, eigenes Engagement fördert und an ihre Interessen, Moti- vationen und Lebenslagen anknüpft. Dieses Kapitel bietet einen Einblick in das Feld der Interna- tionalen Jugendarbeit und gibt einen Überblick über ihre Ziele, Zielgruppen, Angebote, Themen, Wirkungen und Strukturen. Welche Ziele verfolgt Internationale Jugendarbeit? Aus der Konsequenz zweier Weltkriege entstand die Idee, dass internationaler Austausch und die Begegnung von Jugendlichen der Aussöhnung und Verständigung dienen und zu einem positiven Bild Nachkriegsdeutschlands bei- tragen. Internationale Jugendarbeit strebt daher danach, den Respekt vor anderen Kulturen zu fördern, indem sie Jugendlichen Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen inner- und außerhalb Europas ermöglicht. Dieses Ziel wird durch verschiedene Förderstrukturen, bilaterale Kulturabkommen und Organisationen verfolgt: Neben einem Deutsch-Französischen und Deutsch-Polni- schen Jugendwerk sowie bilateralen Koordinierungsstellen für den Jugendaustausch mit Israel, Tschechien und Russ- land wurde inzwischen ein Deutsch-Griechisches Jugend - werk gegründet. Die Einrichtung eines Deutsch-Israeli- schen Jugendwerks wurde im Oktober 2018 beschlossen und ist im Aufbau begriffen. Diese Organisationen sollen die Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Deutschland und aus Ländern ehemaliger Kriegsgegner fördern. Angesichts der Herausforderungen der Globalisierung und der zunehmenden Migration ist es von entscheidender Bedeutung, dass junge Menschen interkulturelle Kompe- tenzen entwickeln, Vorurteile hinterfragen und lernen, Verantwortung als Bürger*innen eines gemeinsamen Europas und einer globalisierten Welt zu übernehmen. Sie
sollen andere Gesellschaftsmodelle, Kulturen und Religio - nen kennen- und verstehen lernen und ein kritisches Ver - ständnis der eigenen sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Hintergründe entwickeln können. Dabei erfah- ren sie auch etwas über globale Zusammenhänge – bei - spielsweise über das Verhältnis der Länder des Globalen Nordens und Südens zueinander, über nachhaltiges Wirt- schaften, über Folgen des Klimawandels oder über die Herkunft und die Produktionsbedingungen wichtiger Roh- stoffe und Lebensmittel. Junge Menschen müssen sich in einer von Vielfalt und Internationalität bestimmten Gesellschaft zurechtfinden und benötigen interkulturelle Kompetenzen für ihre per- sönliche Entwicklung und ihre beruflichen Perspektiven – erlernt durch eine persönliche Mobilitätserfahrung. An wen richtet sich Internationale Jugendarbeit? Internationale Jugendarbeit richtet sich an junge Men- schen jedweder Herkunft und aller Bildungsniveaus. In Deutschland konzentrieren sich die meisten Programme auf Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahren gemäß dem Kinder- und Jugendhilfegesetz. Einige Angebote – vor allem in grenznahen Regionen – sind auch für jüngere Teilneh- mer*innen zugänglich, während manche Auslandspro - gramme eine Volljährigkeit voraussetzen. Darüber hinaus können auch ältere Personen an EU-geförderten Projekten teilnehmen. Die Zielgruppe Internationaler Jugendarbeit umfasst zudem Fachkräfte der Jugendarbeit und Jugendbildung, einschließlich ehren-, neben- und hauptamtlicher Mit - arbeiter*innen in Vereinen, Verbänden und Organisatio - nen. Sie können in internationalen Seminaren und Trai- nings lernen, internationale Projekte zu leiten und Verant - wortung zu übernehmen. Darüber hinaus finden Fachaus - tausche statt, bei denen sich Fachkräfte aus verschiede - nen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe über ihre Arbeit austauschen können.
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