Weinbrevier Deutschland

WEINBREVIER J U N I 2 0 2 1

H L E I I EMB AE T

E I N S T R E I F Z U G D U R C H D E U T S C H L A N D

ALLES ZU WEINGUTS- PREISEN

ORTSWEIN-SPECIAL IMMERNOCH EINGEHEIMTIPP Wir gehen auf Entdeckungsreise durch die Welt der deutschen „Village-Weine“

NEU IMWEINKELLER EMRICH-SCHÖNLEBER Wundervoll filigraner Riesling aus Monzingen an der Nahe

REBSORTE SAUVIGNONBLANC Immer mehr deutsche Winzer machen sensationelle Weine aus der Sancerre-Rebe

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Ortswein-Special ALLEZ LES VILLAGES!

DER ORT, WO DIEWURZELN SIND.

N E U Von Schäfern und Winzern EMRICH-SCHÖNLEBER

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Die nächste Stufe der Akribie

MARKUSMOLITOR

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Auf in die Moderne! THOMAS HENSEL

Als Kölner ist man mit dem Konzept des Lokalpatriotismus ja sehr eng vertraut. Da ist man hier in der Stadt eigen. Aber als Heimatliebe kennt man dasselbe Gefühl auch in den eher ländlichen Gegenden, wo hierzulande der Wein angebaut wird. Denkt man an die fantastischen Landschaften, kommt man nicht umhin, zu verstehen, was mit Heimatliebe gemeint ist: die Liebe zu dem Ort, wo man Wurzeln geschlagen hat.

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Prickelnde Champions League SEKTHAUS RAUMLAND

Von Schäfern und Winzern EMRICH- SCHÖNLEBER

Auf in die Moderne! THOMAS HENSEL

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Geben und Nehmen

ROBERTWEIL

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Vorreiter des Terroir-Gedankens

BÜRKLIN-WOLF

Da denkt unsereins natürlich auch gleich an Rebstöcke und Weinberge, die ihre Wurzeln ganz konkret an einem Ort in den Boden strecken. So versteht sich wohl auch der Begriff Ortswein, der in der VDP-Klassifikation in der Mitte steht zwischen dem „einfachen“ Gutswein und dem „krönenden“ Einzellagenwein.

Wir wollen dieser unterbewerteten Kategorie unser besonderes Augenmerk schenken, in einem Special gleich zu Anfang des Breviers, aber immer wieder auch in den einzelnen Winzer-Kapiteln. Viel Spaß bei der Lektüre und beim Probieren der Weine wünscht Ihr —

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Cold Climate in Stuttgart RAINER SCHNAITMANN

Prickelnde Champions League SEKTHAUS RAUMLAND

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Weniger ist Mehr A. CHRISTMANN

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Großzügigkeit statt Kraftmeierei

VONWINNING

PS: Übrigens besteht der Kölner Dom unter anderem aus kalkhaltigem Sandstein … Vielleicht können wir ja mit dem Dombaumeister reden, ob wir nicht auch eine Steillage in Köln hinbekommen.

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La vigne en rose DR. LOOSEN

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Miteinander

KÜHLING-GILLOT& BATTENFELD-SPANIER

Online Winzer-Talks VERANSTALTUNGEN 58

Bestellen können Sie unser WeinBrevier über unsere Webseite unter www.koelner-weinkeller.de/weinbrevier-bestellen , dort finden Sie alle verfügbaren Titel – auch zum Download. Diesen Service bieten wir nicht nur unseren Kunden. Empfehlen Sie das WeinBrevier also auch Ihren Freunden.

Weitere Weine aus DEUTSCHLAND

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Veranstaltungen

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Artikelliste

WEINBREVIER

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PREIS GENUSS VERHÄLTNIS

O R T S W E I N - S P E C I A L ALLEZ LES VILLAGES !

2019 MÖLSHEIMRIESLING Battenfeld-Spanier, Rheinhessen

Dieser sensationelle Riesling ist eine Vorstufe zu den Gro - ßen Gewächsen. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn am Gaumen zündet er einen Raketenantrieb von salzig mineralischen Eindrücken und vielschichtigen Zitrusaro - men. Ein kompromisslos straffer Charakter mit Schub - kraft, dem HO Spaniers Akribie so viel Terroir entlockt, dass man seine Herkunft vom Kalksteinfels zu jeder Zeit spürt. Das ist etwas für Geschmackspioniere, die zu neuen Weinerlebnissen unterwegs sind. 3 … 2 … 1 … Liftoff! 7 –8°C 11612-19 0,75 l jetzt bis 2026 1l =29,33 € 22,00 €

1855 veröffentlichte der Naturwissenschaftler Jules Lavalle die Histoire et Statistique de la Vigne de Grands Vins de la Côte-d’Or. In dem Jahr, in dem das Bordeaux seine Weingüter klassifizierte, ging es Lavalle darum, Ähnliches im Burgund zu unternehmen. Dabei baute er aber auf ein etwas anderes Prinzip. In der Handelsstadt Bordeaux wurde sozusagen die Marke des Weinguts klassifiziert. Die Weinberge dort sind homogener und der menschliche Faktor wichtiger, also war es das Château mit nicht ganz klar definiertem Weinbergsbesitz rundherum, welches die Einstufung erhielt. Im Burgund, das wussten schon die Zisterzienser, die hier seit dem Mittelalter Weine anbauten, ändert sich das Terroir auf kleinstem Raum und jeder Weinberg zeigt Besonderheiten und eigenen Charakter. Manche taugen nur für einfache Zechweine, während 100 Meter weiter der Boden und das Mikroklima so gut sind, dass man den Weinberg mit einer Mauer umgeben hat, um Traubendiebe abzuhalten. Lavalle fasste dieses historisch gewachsene Wissen zusammen und untermauerte es, im Geiste der Aufklärung, durch entsprechende statistische Daten. Terroir als exakte Wissenschaft. Das Prinzip war im Grunde einfach. Je genauer definiert die Herkunft eines Weines ist, desto mehr galt er. Also ein Wein aus der fest umrissenen Region Burgund sollte besser und vor allem eben auch typischer sein als ein Wein von irgendeinem Acker irgendwo aus Frankreich. Ein Wein, der ein Dorf als Herkunft im Namen trug,

2017 WACHENHEIMERRIESLING„R“ TROCKEN Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz Gut Ding will Weile haben. Weshalb man dieses perfekt aromatische Wachenheimer Prachtstück einfach mal mehr als zwei Jahre im Fass gelassen hat, damit es unbe - helligt reifen konnte. „Wenn das Leben ein Wünschdirwas wäre“, meint Steffen Brahner vom Weingut Dr. Bürklin- Wolf, „dann würden wir alle unsere Village Weine sogar erst nach drei Jahren auf den Markt bringen.“ Das Gute für uns Genießer ist, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen, weil man gleich lostrinken kann und nicht mehr warten muss, bis geschmacklich alles am rechten Fleck ist. Ein geduldiger Wein für Ungeduldige. Das „R“ in seinem Namen steht übrigens nicht, wie man meinen könnte, für Reserve, sondern für: Richtig gut! 8– 10°C 26959-17 0,75 l jetzt bis 2026 1l =30,67 € 23,00 €

besser als ein einfacher Bourgogne, ein Wein von einem Premier-Cru- Weinberg natürlich noch besser und ein Grand Cru die Spitze des Weinbaus. Das Konzept war in seinen Grundzügen so einleuchtend und vor allen Dingen auch für den Konsumenten so simpel und gut verständlich, dass es sich schnell durchsetzte – trotz der unübersicht - lichen Vielfalt der Einzellagen. Das Prinzip Burgund war geboren. Wie so oft bei mehrstufigen Konzepten bleibt aber die Mitte ein wenig im Dunkeln. Wie in der Schule, wo der Klassenprimus auch beim Klassentreffen 20 Jahre später noch jedem ein Begriff ist, genau wie der Klassenclown, der sich nie um seine Noten geschert hat. In Deutschland verstand man schnell, dass das Cru-System aus dem Burgund sich perfekt auf die deutschen Weinanbaugebiete übertra - gen ließ. Es war aber weniger die weinbauliche Erkenntnis, dass in Cold-Climate-Gebieten die Lage besonders wichtig ist, als vielmehr das preußische Finanzamt, das nämlich begriff, dass für bessere Lagen mehr Geld bezahlt wurde und man diese daher auch höher besteuern konnte. Mit preußischer Effizienz wurden also Kartografen losgeschickt, die vorher noch Schlachtfelder für das Militär aufge - zeichnet hatten, und die Steilhänge in den Blick genommen. Daher stammen sehr detaillierte Weinbergskarten, in denen neben den allgemeinen Weinbergen die guten und die besonders guten farblich

ORTSWEINE

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

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WAS EINST FÜR DIEWEINE AUS DEM BURGUNDGALT, GILT HEUTE ERST RECHT FÜR DIEWEINE AUS DEUTSCHLAND.

ORTSWEINE

hervorgehoben wurden. Die großen deutschen Lagen-Weine traten einen internationalen Siegeszug an und selbst in Paris waren sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf den Weinkarten der Top-Hotels zu finden. Und wenn es für einen damals

2020 BRAUNEBERGER J RIESLING TROCKEN Fritz Haag, Mosel-Saar-Ruwer

sündhaft teuren Scharzhofberger, Idig oder Steinwein nicht reichte, trank man halt einen Deidesheimer, Kaseler oder Kiedricher. Ja, die waren damals jedem Weinfreund ein Begriff. Wir decken den Mantel des Schweigens über die dunklen Jahrzehnte des deutschen Weins und springen sofort ins Jetzt. Das Terroir spielt wieder die Hauptrolle, die ihm gebührt und bei den Spitzenwinzern des VDP ist es klar, dass eine Große Lage und eine Großlage nur ein kleiner semanti - scher, aber ein großer geschmacklicher Unterschied ist. Und jedem Weinfreund ist bewusst, dass ein Großes Gewächs die Spitze des deutschen Weinbaus darstellt. Aber Ortsweine? Vielleicht gelingt die Übersetzung des klangvollen Village ins Deutsche nicht so einfach. Ein Ort ist ja nun eine eher abstrak - te räumliche Angabe und kann so ziemlich alles sein. Aber die Alternativen klingen auch nicht gut: Dorfwein? Klingt Privinziell. Gemeindewein? Prost, Herr Pfarrer! Kaffwein … Lassen wir das und blieben wir beim Ortswein. Denn – und das ist die gute Nachricht für alle Weinfreunde – was einst für die Weine aus dem Burgund galt, gilt heute erst recht für die Weine aus Deutschland. Bei sehr vielen Winzern sind die Weine mit dem Ortsnamen darauf ein regelrechtes Schnäppchen. Ein Wachenheimer, Brauneberger, Erdener, Kaseler oder wie sie alle heißen, kommen bei den Top-Erzeugern aus Top-Lagen und werden mit viel Liebe und Aufmerksamkeit erzeugt. Wer Wein aus Genuss trinkt, sollte sich eigentlich (solange so wenige merken, was ihnen da entgeht) den Keller randvoll machen mit Ortsweinen der deutschen Spitzenweingüter. Da kann man in vielen Fällen sofort Spaß mit haben, aber in jedem Fall in ein paar Jahren. Der finanzielle Einsatz ist überschaubar, und man muss nicht lange grübeln, ob Gelegenheit, Menüfolge und Reifezeitpunkt perfekt sind. Und ob überhaupt die richtigen Gäste dabei sind, um eine der sechs zugeteilten Flaschen GG aufzumachen. Der Clou ist: es wird trotzdem ein großartiges Erlebnis sein, das können wir versprechen. Irgendwann wird die internationale Weinwelt sich an das Ö in Mölsheim gewöhnt haben und das unaussprechliche „ch“ in Wachenheim einfach so aussprechen, wie es gerade kommt. Und dann werden die Ortsnamen in den Bars in New York und Paris so sexy klingen, wie die Weine schmecken. Aber bis dahin werden wir, die es früher und besser wussten viel, viel Spaß haben. Also mehr Villages Allemandes in den Keller und auf den Tisch. —

Beim Brauneberger Riesling von Fritz Haag macht ein kleines J den Unterschied. Denn es steht für Juffer. Dieser Wein stammt also aus der berühmten Einzellage der Mittelmosel. Die darf aber nicht auf dem Etikett auftauchen. Warum das so ist, kann man gerne unter bürokratischer Ordentlichkeit ab - haken. Zum Glück muss das die Riesling-Süchtigen unter uns nicht kümmern. Bleibt umso mehr Aufmerksamkeit für die - sen genialen Tropfen, der Eleganz und Finesse pur bietet und dabei so charaktervoll nach Juffer schmeckt, dass wir es auch ohne den diskreten Hinweis sofort erkannt hätten. 8– 10°C 12105-20 0,75 l jetzt bis 2028 1l =21,33 € 16,00 €

PREIS GENUSS VERHÄLTNIS

2018 ERDENERPINOT BLANC Markus Molitor, Mosel-Saar-Ruwer

Markus Molitor ist nicht der einzige Kultwinzer, der alte Weißburgunderbestände in Erden sein Eigen nennt. Auch Ernie Loosens Weißburgunder stammt von hier. Der Grund ist einfach: Die flacher werden - den Weinberge, die als Ausläufer der berühmten Ür - ziger Lagen nicht mehr so (Schiefer-) steinig, son - dern tiefgründiger sind, sind für die Rebsorte geradezu ideal. Ein Glück, dass man trotzdem die typische Mineralität und Moseleleganz in Markus’ Pinot Blanc finden kann, denn sonst wäre uns ein großer Genuss verwehrt geblieben. 8– 10°C 14049-18 0,75 l jetzt bis 2025 1l =22,53 € 16,90 € MAGNUM 8– 10°C 14050-18 1,5 l jetzt bis 2025 1l =23,33 € 35,00 €

2019 KASELERRIESLINGTROCKEN Reichsgraf von Kesselstatt, Mosel-Saar-Ruwer

Kurz bevor man aus Richtung Koblenz nach Trier kommt, passiert man unbemerkt die Zufahrt zur Ruwer und hat sie so gleich auch verpasst. Das zurückgezogene Tal ist im Vergleich zu den Hochburgen der Mittelmosel auch im Hochsommer eine ländliche Ruhe-Oase, in der eher wenig los ist. Bis auf den charakter- und säurestarken Riesling, den man hier kel - tert, denn der macht aromatisch schon beim ersten Schluck was los. Früher war der Wein von hier herb, durch die höhe - ren Temperaturen der letzten Jahrzehnte ist das Ruwertal jetzt eine klimatisch bevorzugte Ecke für Riesling, die es end - lich zu entdecken gilt: zum Beispiel mit diesem delikaten Ka - seler von Kesselstatt. 8– 10°C 10131-19 0,75 l jetzt bis 2024 1l = 17,33 € 13,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Schaumwein

Stark limitiert

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ORTSWEINE

SOMMER WEIN

91+ Parker

2017 WACHENHEIMERRIESLING Reichsrat von Buhl, Pfalz

2020 BOCKENAUERRIESLINGTROCKEN „VOMSCHIEFERGESTEIN“ Schäfer-Fröhlich, Nahe „Viel zu jung“ antwortet Tim Fröhlich, als wir ihm von unserem Ortswein Thema erzählen. „Deine Weine schmecken doch immer“ antworten wir. Tim lacht. Was will man machen, wenn die reife - ren Jahrgänge schon ausgetrunken sind? Irgendwo muss man ja anfangen. Und tatsächlich schmecken Tims Weine immer; der „Schiefergestein“ nach frisch geschnittenen Limetten, nach Salz, nach frischen Kräutern. Das ist rasant und eigenständig. Kitzelt den Gaumen und animiert zum nächsten Schluck. Wer die Geduld aufbringt, sollte sich ein paar Flaschen zur Seite legen. Denn ge - reifter Bockenauer ist auch was Feines. 8– 10°C 10347-20 0,75 l jetzt bis 2026 1l =28,00 € 21,00 €

2020 WILTINGERRIESLING Van Volxem, Mosel-Saar-Ruwer

2018 WESTHOFENERRIESLING TROCKEN Wittmann, Rheinhessen

Auch hier hat sich das Warten gelohnt. 2017 ist ein Jahrgang mit jugendlich kräftiger Säure, der etwas Zeit brauchte, um seine Stär - ken voll und ganz auszuspielen. Die liegen jetzt offen auf der Hand: Duftig nach Golden Delicious, Aprikosen und Limettenab - rieb. Im Geschmack ungemein saftige Frucht mit typischen mine - ralischen Konturen und feiner Würze. Ein Riesling für jeden Tag, der jeden abholt und einfach richtig gut schmeckt. Bei nahezu al - len Gelegenheiten. Was will man mehr? Und das zu einem un - schlagbaren Preis.

Wiltingen ist mit Abstand die bekannteste Gemeinde an der Saar, was in erster Linie zwar an einem berühmten Nachbarn liegt, der sich gut auf edelsüße Weine versteht, hinter dem sich Roman Nie - wodniczanski aber seit geraumer Zeit nicht mehr verstecken muss. Das „Burgund der Mosel“ hat so viele eigenständige Ter - roirs, Charaktere und Weine auf engstem Raum zu bieten, dass sich die ganze Region in Sachen Qualität hinter niemandem sonst verstecken muss. Glauben Sie nicht? Dann probieren Sie diesen exzellenten Wiltinger, der so voller Aromen und Mineral steckt, das es eine wahre Freude ist. 8– 10°C 14944-20 0,75 l jetzt bis 2026 1l =21,20 € 15,90 €

Eigentlich schön dumm von uns, für diesen Wein Werbung zu ma - chen! Der 2018er aus Westhofen ist wegen seiner milden und of - fenherzigen Art in so begeisternder Frühform, dass wir ihn sicher auch so verkauft hätten. Phillip Wittmann hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich in den letzten Jahren immer weiter zu natürli - cher Frische orientiert. Das schafft auch in heißen Jahren Ries - linge mit vollem Aroma und fantastischem Trinkfluss. So finden alle Geschmäcker zusammen, begeistert ist der Genusstrinker ebenso wie der Kenner. Fazit: Einfach sauguter Wein!

8– 10°C

10712-17

0,75 l

8– 10°C

10266-18 1l =30,67 €

0,75 l

jetzt bis 2023

1l = 15,87 €

jetzt bis 2024

11,90 €

23,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

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im WEINKELLER NEU

EMRICH- SCHONLEBER V O N S C H Ä F E R N U N D W I N Z E R N Manche Weingeschichten beginnen mit einem Umweg. Wilhelm Schönleber kam von der Schwäbischen Alb und seine Familie züchtete dort nicht nur Schafe, sie betrieb auch die Wanderschäferei. So ein Wanderschäfer kann zwar schon mal einige Kilometer zurücklegen mit seiner Herde, aber von der Alb an die Nahe war durchaus eher ungewöhnlich. Es war Krieg und die Familie hatte sich gedacht, wenn Wilhelm mit seinen Tieren weit weg von zu Hause ist, dann wird er vielleicht nicht eingezogen. Die Strategie ging auf, Wilhelm weidete seine Herde zwischen dem Soonwald und dem Nordpfälzer Bergland, durfte auf dem Hof der Familie Emrich übernachten, half dort mit und kehrte, als das tausendjährige Reich endlich Geschichte war, zurück auf die Alb. Schäfer und Krieg, das passt ohnehin nicht zusammen.

E s zog ihn aber immer wieder zurück nach Monzingen und es waren wohl nicht nur die Weinberge und das wärmere Klima im Nahetal, die es ihm angetan hatten, denn irgendwann heiratete er die Tochter der Familie Emrich. Der Hof war damals ein ganz klassischer Mischbetrieb. Es gab Felder, Vieh und natürlich ein paar Reben. Weniger als zwei Hektar waren es nur, aber es wurden mehr. „Der Großvater“, meint Frank Schönleber, „war nicht nur ein fleißiger und pfiffiger Schwabe, er hatte als Wanderschä - fer auch ein echtes Gespür für die Natur. Der war das ganze Jahr draußen und da lernt man das automatisch.“ So hatte er auch für

Wein den richtigen Riecher, denn bald waren es 10 Hektar und darunter eben nicht nur die einfach zu bewirtschaftenden Lagen im Flachen, sondern auch die Steillagen, die viel Arbeit machten und wenig Ertrag brachten. „Das hat der Großvater bewusst gemacht, auch wenn dessen Schwiegervater nicht immer einverstanden war“, meint Frank Schönleber, „so war der Grundstock, aus dem mein Vater dann das Weingut formen konnte, schon ganz gut.“ Als Werner Schönleber in den Betrieb einstieg, setzte man in Deutschland immer noch auf Ortega, Huxelrebe und Co. Viel Öchsle, viel Süße, viel Ertrag und möglichst wenig Arbeit. Dass sich diese Arbeit dann irgendwann wegen der niedrigen Preise auch nicht mehr lohnen sollte, merkte man erst, als es für viele schon zu spät war. Bei Schönlebers aber

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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

1. | FRANK UND WERNER SCHÖNLEBER.

WEINBREVIER — WWW.KOELNER-WEINKELLER.DE — BESTELLHOTLINE (0221) 139728-28 — ANGEBOTE GÜLTIG BIS 08.08.2021

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S . 66 siehe WEINLISTE

setzte man voll auf die Top-Lagen, vor allem den Halenberg und das Frühlingsplätzchen und auf den Riesling, der damals so gar nicht sexy war. Viele Winzer gab es nicht, die an das Potential der großen historischen Lagen glaubten und so konnte man bis Mitte der 90er noch Parzellen zu vernünftigen Preisen kaufen. Leider bekam man aber auch nicht viel Geld für die Plackerei in den Weinbergen mit bis zu 70 Prozent Steigung. Für einen Monzinger Halenberg zahlte der Verbraucher nicht unbedingt mehr als für einen Monzinger Paradies - garten, denn wer kannte schon den Unterschied zwischen einer Großen Lage (die damals ja noch gar nicht so hieß) und einer Großlage. Bevor die Lagenna -

men wieder ihren großen Klang bekamen und damit auch höhere Preise erzielten, brauchte es eben jemanden, der die Arbeit und das Risiko auf sich nahm, der an den Erfolg glaubte, der jedes Jahr einen etwas besseren Wein in den Keller brachte und das der Welt auch erzählen konnte. Eine gute Lage allein ist nichts ohne einen guten Winzer und wenn beides zusammen niemand kennt, nutzt es leider auch nicht viel. Werner hatte wie sein Vater keine Angst vor

» WEINBRAUCHT GEDULDUND BEHARRLICHKEIT, SPITZENWEIN IST BESTENFALLS EIN GENERATIONEN- PROJEKT. « Frank Schönleber

viel Arbeit, aber dazu die Vision von großen Weinen. Natürlich half es, dass er eine Ausbildung als Weinbautechni - ker machte, aber es gehörte eben auch dazu, über das Tal hinaus zu denken und zu sehen, was überhaupt möglich ist. Vor allem gehörte aber auch Geduld dazu. 1994 wurde das Weingut in den VDP aufgenommen, was aber immer noch keine Garantie für Erfolg ist. Man schaffte Stück für Stück die Prädikate bei den trockenen Weinen ab, um sich dem vierstufigen Klassifikations - modell des VDP anzunähern. „Klar, das Modell ist plausibel“, meint Frank Schönleber, „aber ich kann auch jeden Winzer verstehen, der da zögert. Wenn der Kabinett-Wein aus der Top-Lage immer ein Umsatzgarant war und man gerne in Top-Jahren auch eine trockene Spätlese oder sogar Auslese oben drauf setzte, um zu zeigen was man kann, dann fällt es schwer, aus all dem nur noch einen einzigen Wein zu machen, auf dem nur noch die Lage draufsteht. Vielleicht wollen ja die Kunden auch gar nicht so viel Geld ausgeben und sind mit dem günstigeren Kabinett zufrieden, aber die Lage soll halt draufstehen. Verände - rungen imWeinbau dauern unheimlich lange, schon alleine, weil Wein so lange braucht.“ Es ist einfach, von der Schwerfälligkeit der Winzer zu sprechen, wenn man Smartphones herstellt oder Mode verkauft. Bis der Top-Wein eines Weinguts seine wahre Größe zeigt, hat Zara in der Regel schon 40 Mal die Kollektion gewechselt und mehrere Marktführer der Smartphone-Branche sind einfach verschwunden. Wein braucht Geduld und Beharrlich - keit, Spitzenwein ist bestenfalls ein Generationenprojekt.

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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

1. | TERROIR PUR AN DER NAHE. 2. | DIE GANZE FAMILIE IST MIT AN BORD.

2020 WEISSBURGUNDER STROCKEN Emrich Schönleber, Nahe

„Vor zwanzig Jahren haben wir eine Parzelle im Frühlingsplätzchen be - kommen und mussten die neu bestocken. Weißburgunder könnten wir noch was gebrauchen war damals die Idee“, erzählt Frank Schönleber, „Aus heutiger Sicht verrückt.“ Aber natürlich will man die jetzt auch nicht mehr rausreißen, denn der Wein, der hier entsteht, ist fantastisch. Ein fruchtbetonter, sehr feiner Wein. Reif und dennoch schlank mit modera - tem Alkoholgehalt. Der Beweis, dass große Weine nicht unbedingt üppig daherkommen müssen. Gelbe Früchte, Blütennoten, etwas Birne und Me - lone, alles ganz fein. Ein herrlicher Charmeur mit einem rassigen Unter - ton. Ein großer, klassischer Pinot Blanc. 7 –9°C 14083-20 0,75 l jetzt bis 2024 1l =21,33 € 16,00 €

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Rotwein

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ORTSWEIN

DER HALGANS IST DERWÜRZIGERE VON BEIDENORTSWEINEN, KRAFTVOLLMIT ANKLÄNGENAN ROTE FRÜCHTE UND ZITRUSNOTEN.

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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

noch der Meinung, wir müssten bei der grünen Lese möglichst viel Trauben rausschneiden und in den Weinberg werfen, damit die Restlichen perfekt reifen. Wofür man zehn Jahre zuvor von den Kollegen für verrückt erklärt wurde, war da geradezu ein Ausweis von Qualitätsweinbau. Heute versuchen wir es direkt so zu steuern, dass die Rebe weniger Ertrag bringt. Begrünung in den Weinbergen, Schnitt, Verzicht auf Düngung, es gibt viele kleine Faktoren, die da eine Rolle spielen. Am Ende führen sie aber dazu, dass man, obwohl die Menge vielleicht die gleiche ist, einen besseren Wein hat, denn die Trauben sind robuster, kompakter und aromatischer, weil von vornherein so angelegt. Außerdem kommen einige unserer Weinber - ge jetzt in ein Alter, in dem sie eben die perfekten Trauben bringen.“ Man merkt, Geduld scheint eine der Grundtugenden der Familie Schönleber zu sein, der Weinbau kann das gebrauchen, aber nicht nur der Weinbau – im schwäbischen Zweig der Familie gibt es immer noch einen Schafzüchter. „Mindestens einmal im Jahr fahren die Eltern auf die Alb, um die Verwandten zu besuchen“, erzählt Frank Schönleber, „und dann nehmen wir natürlich auch direkt den Jahresvorrat an Lammfleisch wieder mit nach Hause. Das ist besser als alles, was man so kaufen kann.“ Grand Cru eben nicht nur im Nahetal. — (ab)

Frank Schönleber kam 2005 dazu. „Ich hatte gerade mein praktisches Jahr im Rahmen des Weinbaustudiums in Australien absolviert, da rief der Papa an“ erzählt Frank. „Unser Außenbetriebs - leiter wollte den Betrieb wechseln und der Vater meinte, das wäre doch eine gute Gelegenheit, dass ich einsteige.“ Man merkt ihm heute noch an, dass er erst einmal gezögert hat. Respekt vor der Bürde bei dem damals schon recht bekannten und erfolgreichen Vater einzusteigen? „Hmmm, nein, das war weniger die Angst vor dem Schatten des großen Vaters als mehr die Überlegung, ob wir da auch wirklich an einem Strick ziehen würden. Wir haben uns also zusammengesetzt, viel überlegt und über alles, was an Problemen kommen könnte, gesprochen. Da war sogar die Idee dabei, innerhalb des Weinguts die Zuständigkeit nach Lagen aufzuteilen. So ungefähr, der eine macht das Frühlingsplätzchen der andere den Halenberg.“ Die Variante hat man aber schnell wieder verworfen und sich dann doch auf die grobe Aufteilung Keller und Außenbetrieb geeinigt. Sohn im Keller, Vater im Außenbetrieb. „Natürlich“, meint Frank, „ist bei unserer Größe auch jeder irgendwie für alles zuständig und der Vater hat mir immer mal wieder über die Schulter geschaut, ich hatte aber nie das Gefühl, der beobachtet mich.“ Er denkt kurz nach, „eigentlich, wenn ich das so sehe, bin ich erstaunt, wie toll das geklappt hat, wie viel Freiheiten ich schon bei meinem ersten Jahrgang 2006 hatte und wie wenig Reibungsverluste es dann am Ende gab.“ Vielleicht ist es gar nicht schlecht, sich bei einer so großen Entscheidung vorher ein paar Sorgen zu viel zu machen. „Was ist denn anders geworden seitdem du mit im Weingut bist?“, wollen wir wissen. „Der Vater ist mehr an der frischen Luft … Nein im Ernst, im Weinbau gilt ja eher Evolution statt Revolution. Natürlich hat sich in den letzten 16 Jahren einiges getan. Nur ein Beispiel: Anfang der 2000er waren wir alle

2020 „HALGANS“MONZINGER RIESLINGTROCKEN Emrich Schönleber, Nahe

Bei den Schönlebers gibt es im Gegensatz zur klassischen Lehre des VDP tatsächlich zwei Ortsweine mit der Aufschrift Monzingen. Aber die Rebflächen der Familie sind nunmal ausschließlich in Monzingen und ein Großteil liegt halt im Halenberg oder im Frühlingsplätzchen. „Im Prinzip ist der Ortswein die Fortführung der beiden trocke - nen Spätlesen, die es mal gab“, meint Frank Schönleber, „und die waren so unter - schiedlich, dass wir die nicht einfach in einen Wein aufgehen lassen wollten. Also gibt es den Halgans und den Frühtau.“ Der Halgans ist der würzigere von beiden, kraftvoll mit Anklängen an rote Früchte und Zitrusnoten. „Wir haben neulich noch eine 01er trockene Spätlese aufgemacht und die war immer noch perfekt. An Potential fehlt es dem Wein also nicht, er macht nur weniger zu in jungen Jahren. Beim Großen Ge - wächs würde ich sagen, man muss warten, beim Monzinger, man kann warten. Nur schade, dass die Ortsweine in Deutschland noch nicht so einen Status haben, die Leu - te legen sich eher die GGs hin.“ Schade, nicht unbedingt, denn so sind sie noch nicht wirklich Zuteilungsweine geworden und einfach äußerst erschwinglich. 7 –9°C 14085-20 0,75 l jetzt bis 2028 1l =26,00 € 19,50 €

Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

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ONLINE WINZERTALK MIT EMRICH- SCHÖNLEBER 27. August 2021

1. | EMRICH-SCHÖNLEBER STEHT FAST SYNONYM FÜR MONZINGEN. 2. | FRANK SCHÖNLEBER IST VOR ALLEM FÜR DIE KELLERARBEIT ZUSTÄNDIG.

siehe Seite 59

Rotwein

Roséwein

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Rosé-Schaumwein

Biowein

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U nd seitdem – spätestens – ist Markus auf seinem Weg. Die Anfänge sind schnell erzählt, in den 80er Jahren hatte er als jüngster von drei Brüdern nicht viel vom elterlichen Weingut zu übernehmen, aber Winzer wurde er trotzdem, anfangs mit nur sehr wenig Fläche, aber dafür der vollsten Unterstützung der Eltern. Die Zeiten waren schlecht für Deutschen Wein und besonders an der Mosel hatten viele Weingüter große Probleme und auch die guten und besten Lagen waren vergleichsweise günstig auf demMarkt. Für Markus mit seinem Denken in historischen Dimensionen also eine Zeit, in der vor allemWachstum die Devise war. „Das ging relativ schnell. Schon nach wenigen Jahren hatte ich etwa 80 Prozent aller Grand-Crus der Mittelmosel im Portfolio. Der Rest hat dann länger gedauert. Im Doctor und im Prälat habe ich erst kürzlich ein Stückchen erwerben können. Jetzt habe ich wirklich alle“, sagt er zufrieden. Ebenfalls schnell ging es, seine Philosophie des Weinbaus zu entwickeln, die er heute so auf den Punkt bringt: „Wir wollen Individualität, Mainstream lehnen wir ab.“ Diese Individualität kommt nur aus dem Weinberg, das ist heute zwar eine abgedroschene Wahrheit, aber damals war das noch ein ungewöhnlicher Ansatz. Für Markus und seine Weine bedeutet das konkret, dass der Löwenanteil der Arbeit im Weinberg anfällt. Die Reben und Weinberge werden sehr intensiv

S . 64 siehe WEINLISTE

MARKUS MOLITOR D I E N Ä C H S T E S T U F E D E R A K R I B I E

Markus erklärt weiter: „Wir sind das Gegenteil der sogenannten Reinzuchtmafia, alle Weine sind konsequent und ausschließlich Spontanvergoren.“ Das geht natürlich nur gut, wenn man auch perfekte Trauben hat. Deswegen legt Markus auch so viel Wert auf die Weinbergsarbeit: „Wenn man nichts tut im Weinberg und nachher mit dem Vollernter drüberfährt, kommt dabei am Ende auch nur mit der Hilfe von Reinzuchthefen ein Wein raus.“ Aber das gehe immer auf Kosten der Individualität. Ein wichtiger Teil des Terroirs seien schließlich auch die Hefen, die im Weinberg leben und auf den Beerenhäuten mit in die Presse kommen. Nicht nur was die Böden, auch was diese Mikroorganismen anbelangt, ergeben sich gravierende Terroir-Unterschiede im Wein, denn die Hefen wirken sich bei der Gärung direkt auf den Geschmack aus. Neben Aromen, die während der Gärung entstehen, wirken sich die wilden Hefestämme auch auf

den Wein aus, weil sie zum Teil empfind - licher sind, was den Alkoholgehalt angeht. Manchmal stoppt die Gärung einfach bei einem bestimmten Alkoholgehalt. Kurz: „Es kann halt sein, dass der Wein nicht trocken wird. Manchmal haben wir drei Fässer und davon gären zwei durch, bis der Wein trocken ist und das dritte bleibt stehen und wird nicht trocken. Dann ist das eben so, dann ist es ein anderer Wein …“ Schließlich, betont Markus, geht es um Harmonie im Wein und die kann man nicht erzwingen. Im Übrigen auch ein Grund für seine Klassifikation nach Kapselfarben. Ein kleines bisschen Restzucker ist vielleicht nicht weinrecht - lich trocken, kann es aber geschmacklich durchaus sein. Wenn der Wein trocken schmeckt und sich in der Balance befindet, dann bekommt er auch die Weiße Kapsel.

bearbeitet und überall steckt nicht nur viel Handarbeit, sondern auch viel Überlegung drin. Wie akribisch Markus in seiner Weinbergsarbeit ist, kann man an einem Beispiel wohl am besten erklären. Der Klimawandel, so ist er überzeugt, lasse sich an der Mosel noch für mehrere Jahrzehnte eher zum Vorteil der Weine ausnutzen. Und es gebe noch viele Stellschrauben, an denen gedreht werden könne. Als eins der Beispiele für eine verhältnismäßig neue Methode nennt er die Begrünung zwischen den Reben. Viele Winzer, erklärt Markus, mähen diese Kräuter ab. Durch die dabei entstehende Schnittkante an den Grashalmen verduns - te aber sehr viel Wasser, das im Boden fehlt. „Deswegen walzen wir die Halme um, anstatt sie abzuschneiden“, sagt er mit einem sibyllenhaften Lächeln. Dadurch

» DAS IST DAS HERZSTÜCK UNSERES ANSATZES! DIE HANDLESE UNDDIE DAMIT EINHERGEHENDE SELEKTION SIND DAS ALLER- WICHTIGSTE. « Markus Molitor

vermeidet er Schnittflächen, durch die Wasser aus dem Boden verloren geht, während die Pflanzen der Begrünung aber trotzdem nicht mit den Reben um Nährstoffe konkurrieren. Die nächste Stufe der Akribie ist die Ernte. „Das ist das Herzstück unseres Ansatzes! Die Handlese und die damit einhergehen - de Selektion sind das allerwichtigste.“ Denn, so Markus, die beste Arbeit imWeinberg kann natürlich nur dann zu gutemWein werden, wenn die Übersetzung in den Keller hinein auch reibungslos funktio - niert. Molitor sagt nicht ohne Stolz, dass seine Betriebsgröße hier auch ein echter Vorteil ist. Denn dadurch kann er sich leisten, in problemati - schen Jahren mehr wegzuwerfen als manch anderes Weingut überhaupt hat.

Markus Molitor denkt groß! Bei ihm geht es schnell um die ganz weite, historische Dimension. „Man muss sich mal vor Augen führen, dass vor etwas mehr als 100 Jahren hier an der Mosel Weine gemacht wurden, die in der ganzen Welt absolute Spitze waren. Da konnten die Kollegen im Burgund nur von träumen.“ Als Markus dann in den 80er Jahren angefangen hat, Wein zu machen, stand er in Weinbergen, die selbst mit mehr als 100 Jahre alten Reben bestockt waren. „Genau daran sind doch diese Weine gewachsen, da hab’ ich gedacht, warum soll das nicht wieder gehen?“

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ALLE WEINE ZU WEINGUTS- PREISEN

So wird auch klar, wie es zu den ungewöhnlich vielen unterschiedlichen Weinen kommt, die Markus macht. Je nachdem kann eine Jahrgangsverkostung im Haus Klosterberg schonmal 80 verschiedene Weine umfassen. „Die sollen die Verkoster auch idealerweise wirklich alle probieren. Denn jeder ist individuell und eigenständig.“ Und wenn man den Hintergrund kennt, sich so kompromisslos nach dem zu richten, was der Wein will, dann kann man auch nachvollziehen, warum es nötig zu sein scheint, eine solche Flut verschiedener Weine zu machen, auch wenn die Erläuterung des Sortiments einen Weinhändler schonmal nahe an die Verzweiflung bringen kann. „Also, da wären die Kapseln, die gibt es in verschiede - nen Farben …“

REBSORTEN CHARAKTER

Die schiere Anzahl der Molitor-Weine kann schonmal überfordernd wirken, aber im Grunde genommen ist es gar nicht kom - pliziert, nur eben sehr vielfältig. Da wären zuerst die Namen der Weine, die sich nach ihrer Herkunft richten. Es gibt mit Haus Klosterberg den Gutswein, es gibt Ortsweine und Lagenweine aus Molitors vielen ver - schiedenen Einzellagen. Dann gibt es für die Rieslinge die Lesezeitpunkte, von Kabinett bis Trockenbeerenauslese. Soweit ähnelt das System dem der meisten anderen Wein- güter. Als zusätzliche Dimensionen kommen noch die Sterne hinzu, die von einem bis drei Sterne reichen und als Auszeichnung

GE L B PINOT BLANC RO T PINOT NOIR

WE I S S TROCKENER RIESLING GRÜ N FEINHERBER RIESLING G OL D EDELSÜSSER RIESLING

2019 RIESLINGHAUS KLOSTERBERG Markus Molitor, Mosel-Saar-Ruwer

2016 BRAUNEBERGER MANDELGRABEN* PINOTNOIR Markus Molitor, Mosel-Saar-Ruwer

2019 ZELTINGER SONNENUHR RIESLINGSPÄTLESE WEISSE KAPSEL Markus Molitor, Mosel-Saar-Ruwer Das ist einer dieser Weine, für die man Mar - kus Molitor liebt. Eine quicklebendige Kom - bination aus Tiefgründigkeit und purem He - donismus. Er kommt schon kräftig in die Nase. Pfirsich, Ananas und Maracuja, da spielt sich viel Frucht auf engem Raum ab, fantastisch konzentriert. Dazu kommen – so - zusagen als Sprungbrett der Aromen – noch leichte Noten von Salz, Gebäck und Gewürz. Am Gaumen auch so jung schon in toller Ba - lance. Die frische Säure wird durch die per - fekte Reife und ein kaum merkbares Zucker - schwänzchen komplett ausgeglichen. Wenn der Beweis angetreten werden soll, dass Ries - ling ein Stoff für Hedonisten ist, hiermit sollte das leicht zu klären sein.

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die besten Weine hervorheben. Das letzte Element ist die Kap - selfarbe, aus der sich entweder Rückschlüsse auf die Rebsorte oder den Süßegrad bei Ries - lingen ziehen lassen.

Ein Gutswein, der sich gewaschen hat! Das hier ist Riesling in Reinkultur, der schon deutlich seine Herkunft von den Schieferbö - den der Mittelmosel offenbart. Er ist frisch und hat Pep, mit Pfirsich und Aprikosen, aber auch mit einem Teil Limette und frischem, grünem Apfel. Aromatisch, ohne die Exotik zu haben, die Riesling manchmal hat. Das hier ist ein Wein, der nicht übertreibt oder mehr sein will, als er ist: Ein verdammt guter Schoppenwein, der auf keinen Fall fehlen soll - te, wenn es an die frische Luft geht. Perfekt auch als Begleiter auf einer Wanderung im Moseltal.

Fantastischer Pinot Noir, ganz eigenständig und unabhängig. Auch wenn er von burgundi - schen Klonen stammt, haben wir hier eine andere Interpretation der Sorte. Markus hat seinen Rotwein in Top-Lagen gepflanzt, denn ihm ist bewusst, dass man Pinot Noir richtig machen sollte, „sonst gibt das nichts“. Und der Wein gibt ihm Recht: Die Nase ist tief - gründig-fruchtig mit Kirschen und reifen schwarzen Beeren. Dabei kann man lange hi - neinschnuppern, denn die Eindrücke wech - seln ständig. Wenn man ihn dann trinkt, fragt man sich, warum man eben noch so fasziniert von der Nase war, denn am Gaumen passiert noch mehr! Die reifen Beeren sind da, tiefer und ergänzt durch Lakritz, sogar etwas Bitter - schokolade. Das ist ein unnachahmlich trinki - ger Ausdruck von Pinot Noir, intensiv, berau - schend in seiner enormen Länge. Einfach großartig! 16 °C 14910-16 0,75 l jetzt bis 2026 1l =38,67 € 29,00 €

Apropos Verkoster –

Markus betont, dass bei Jahrgangsverkostungen oft genug auch Gutsweine wie der Schiefersteil 90 Punkte bekommen. „Wieviel Wert

1. | BLICK EINEN MOSEL-STEILHANG HINAB MIT DEM TYPISCHEN SCHIEFERBODEN. 2. | DIE BEEREN UND IHR LESEZEIT - PUNKT BESTIMMEN DIE MÖGLICHEN KAPSELFARBEN.

man dem beimessen möchte, darüber kann man sich streiten, es kommt auch immer sehr darauf an, wie verkostet wird und auch wer da verkostet. Aber in jedem Fall ist so etwas eine tolle Anerkennung für das Team. Die machen ja eine wirklich schwere Arbeit hier und das muss ich auch honorieren.“ Das Weingut hält mit 15 von 39 den Rekord an deutschen Weinen, die bei Parker 100 Punkte bekommen haben. „Das ist doch eine Auszeichnung für die Mosel, für unser Weingut und sogar auch für ganz Riesling-Deutschland!“ Er freue sich über jeden Erfolg, den ein Kollege hat, denn damit komme die Reputation deutscher Weine wieder dahin, wo Molitor hinwill (und wenn man ehrlich ist, auch schon angekommen ist): an die Weltspit - ze, wie vor 100 Jahren. — (ms)

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Beim Blick auf den (relativ) neuen und kargen Verkostungs- und Verkaufspavillon von Thomas Hensel fällt einem unwillkürlich der herrliche Aufsatz von Adolf Loos ein, Ornament und Verbrechen, in dem steht: „Und da sagte ich: weinet nicht. Sehet, das macht ja die Größe unserer Zeit aus, dass sie nicht imstande ist, ein neues Ornament hervorzubringen.“ Zugegeben, über die Person Loos kann man nicht viel Gutes sagen, aber mit diesem Aufsatz hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Und so völlig un-ornamentiert wie der Hensel’sche Pavillon, so stehen auch seine Weine in der Pfalz zwischen allerlei Jugendstil-Etiketten berühmter Häuser, die nur zwei, drei Orte weiter südlich liegen. Thomas’ Weingut liegt, wie sattsam bekannt ist, am Bad Dürkheimer Flugplatz, ein wenig nordöstlich von der Stadt auf dem Land. D ie „Weinbauliche Tradition“, wie es Thomas nennt, gibt es auch bei ihm in der Familie seit 300 Jahren. „Aber seien wir mal ehrlich, wirklich Wein hat vor den 80ern kein S . 71 siehe WEINLISTE

A U F I N D I E M O D E R N E ! THOMAS HENSEL

Hensel gemacht. Das war ein Mischbetrieb, man hat für den Eigenbedarf ein bisschen Hausbubbes gemacht und ansonsten wurden die Trauben verkauft. Soweit ich das zurückverfolgen kann, gingen die an die Winzergenossenschaft Bad Dürkheim.“ So wirklich interessiert ihn das aber gar nicht, was ganz früher war. Erst mit seinem Großvater beginnt

von der Qualität der Reben zu überzeugen, musste Hensel Senior Wein machen, wenn auch nur, um etwas vorzeigen zu können, wie diese neuen Reben als Wein schmeckten. Das reichte Thomas nicht

die Geschichte für ihn interessant zu werden, denn alles fügte sich wunderbar für Thomas. „Der Heinrich, also mein Großvater, ist in den 50er Jahren voll auf Rebveredlung gegangen. Da war es dann vorbei mit dem Mischbetrieb und in den 80er, 90er Jahren waren wir – dann schon unter meinem Vater – einer der größten Rebveredler des Landes. Um die eine Million Reben waren das und unsere Kunden waren nicht nur hier in der Pfalz, sondern auch zum Beispiel Wilhelm Weil im Rheingau.“ Um den Betrieb so groß machen zu können, war Thomas’ Vater in den 70ern auf das platte Land gezogen. „Damals war hier nix, das war die Prärie!“

mehr, er wollte Wein, und er wollte sexy Wein. „Die Huxelrebe, Ortega und wie sie alle hießen habe ich dann nach und nach rausgerissen. Aber ich glaube, mein Vater hat denen auch keine Träne nachge - weint.“ Thomas hat von vornherein das Ziel gehabt, Winzer zu werden. So hat er seine Ausbildung unter anderem bei Hans-Günter Schwarz gemacht und dort viel gelernt. Seinen ganz eigenen Stil hat er dann aber schnell entwickelt. „Ich will Klarheit. Und eine Mischung aus Tradition und neuen Wegen.“ Heute, so sagt Thomas an seinem Schreibtisch im modernen Verkostungsraum vor einer

» WIR SINDGUT AUFGESTELLT. GRÖSSERMÖCHTE ICHNICHTMEHR WERDEN. « Thomas Hensel

Selbst der Flugplatz kam erst später dazu. Für Thomas, der Anfang der 90er entschieden hat, sich auf Wein zu konzentrieren, konnten die Bedingungen nicht besser sein. „Ich hatte einen riesigen Vorteil, weil sich die anfänglichen Investitionen zu einem guten Teil aus dem Geschäft mit den Reben getragen haben. Und auch vom Platz her ist das optimal hier draußen auf der grünen Wiese.“ Zwar hat schon sein Vater ein bisschen Wein gemacht, aber das nie mit Leidenschaft betrieben. Er war wie die Jungfrau zum Kind zum Wein gekommen. Damals war die Zeit, wo neue Sorten wie die Huxelrebe gerade in die Weinberge drängten. Und um die Kunden

Wand voll Weinregalen, sei er zufrieden. „Wir sind gut aufgestellt. Größer möchte ich nicht mehr werden. Wir machen alles in allem 650.000 Flaschen und bewirtschaf - ten 25 Hektar selbst. Ich finde, das ist gut so.“ Ein Neubau steht allerdings noch an. Es soll noch eine klimatisierte Halle für die Lagerung im Holzfass dazukommen. Bisher hat er das in einer umfunktionierten Halle aus Rebveredler-Zeiten gemacht. Die neue Halle wird besser klimatisiert sein und dann ist Thomas fertig. Fertig? Quatsch!

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1. | THOMAS HENSEL

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Schnörkel, das gilt für alles: seine Redeweise, seinen Verkostungspavillon, seine Etiketten und natürlich auch für seine Weine. Nehmen wir als Beispiel seinen Sauvignon Blanc Aufwind. Der stammt von mehreren Weinbergen, die zum Teil in mehreren Durchgängen gelesen werden. „Am Ende haben wir dann von den unterschiedlichen Tanks ein breites Portfolio. Hier ein bisschen was Grünes, hier ein

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2017 49°28'38"N CUVÉE BREITENGRAD Hensel, Pfalz

1. | DER HOF DES WEINGUTS MIT DEN MODERNEN GEBÄUDEN. 2. | THOMAS’ REINSORTIGE WEINE HABEN SEHR MINIMALIS - TISCHE ETIKETTEN.

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SCHMECKT JEDEM

Cabernet Sauvignon aus der Pfalz? Hier zeigt sich, warum man auch gern von der Toskana Deutsch - lands spricht. Na gut, ganz so weit, dass Robert Par - ker von „Super-Palatines“ schreiben müsste, sind wir noch nicht, aber dieser süffige Rote, den Thomas exklusiv für uns macht, ist definitiv ein Geheimtipp zu den Speisen Italiens – insbesondere zu Tortellini all’ Ragù. Üppige Aromatik mit dunklen Früchten und feiner Zartbitterschokolade – der schmeckt auch noch lange nach dem Essen. 16– 18°C 12005-17 0,75 l jetzt bis 2023 1l = 14,67 € 11,00 €

bisschen was Reifes, um die Aromen herauszustreichen, einen Teil von hier aus der Mittelhaardt, einen Teil von der südlichen Weinstraße … Am Ende möchte ich diese Vielfalt an Charakteren, um daraus eine Cuvée zu machen, auf der Sauvignon Blanc draufsteht und auch drin ist.“ Und das ist das verblüffende an demWein – wie man seinen Sauvignon Blanc auch immer mag, ob kräftig, ob eher neuseelandisch- grün, man findet sich hier wieder. „Ich habe für mich die Idee aufgegeben, die Weinberge auszudifferenzieren. Jeden Rebstock einzeln auszubauen, das ist nichts für mich. Und wenn du mehrere Lagen zusammenbringst, gewinnt der Wein dadurch ja auch an Komplexität.“ Bei Thomas’ Weinen liegt eher so etwas wie ein Champagner-Gedanke zugrunde. Indem er eine Cuvée aus teils stark unterschiedlichen Weinen macht, sucht er nach einem übergeordneten Ideal von Sauvignon Blanc aus der Pfalz. Deswegen stehen die Initialen der Rebsorte auch am größten auf dem Etikett, der Name des Weinguts ist nur ganz klein. Dazu kommt noch, dass Thomas immer darauf achtet, dass sein Angebot übersichtlich bleibt. „Ein Wein weniger ist für mich ein Gewinn!“ Die Preislisten mancher Kollegen sind ihm ein Dorn im Auge, wenn er erstmal Listen vomUmfang eines Telefonbuchs durcharbeiten muss, dann erkennt er zwar an, welcher Gedanke dahintersteht. „Aber für mich ist das nichts.“ Der einzige Wein, der bei ihm nach Lagen ausdifferenziert wird, ist Riesling. Aber dann muss Thomas lachend zugeben: „Interessiert niemanden! Bei mir wird immer erst alles andere gekauft, bevor die Leute zum

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2020 CHARDONNAY HÖHENFLUG Hensel, Pfalz

2020 SAUVIGNONBLANC AUFWIND Hensel, Pfalz

Er probiert ständig neue Sachen aus. So macht er seit 2014 einen der wenigen Grüner Veltliner in der Pfalz. Die traditionellen Rotweinsorten Dornfelder und Portugieser werden nach und nach rausgerissen. Dafür hat er die schon seit Jahren beliebten Merlot und Cabernet Sauvignon um ein wenig Petit Verdot ergänzt. Thomas ist so ein herrlich pragmatischer Pfälzer Bub: „Ich habe einfach viel probiert und das was mir gefällt, das mache ich dann selber.“ So weit, so einfach. Mit einem verschmitzten Grinsen kommt noch hinterher: „Außerdem finden die Leute das auch spannend. Was meinst du, was auf der ProWein bei mir am Stand los ist, wenn ich mit so einer Idee komme. Die Leute wollen das alle probieren.“ In gewisser Hinsicht lebt er dafür, auch mal ein Zeichen zu setzen, auch wenn es dabei nie um das Zeichen an und für sich geht, denn Thomas macht sich intensive Gedanken, nicht nur um Weinberge und Weine, sondern auch um die Marke seines Weinguts. „Das ist unter Winzern ja fast schon ein böses Wort: Marken - identität“, sagt er ein bisschen zerknirscht. Aber für Thomas muss das Hand in Hand gehen, Wein und Marke gehören zusammen. Klar, ohne

Riesling greifen.“ Immerhin heißt das auch, dass sein Konzept aufgegan - gen ist: bei demmodernen, international aufgestellten Weingut erwartet einfach niemand Pfälzer Riesling-Lagenweine … So viele neue Ideen und Aufbruch in die Moderne, dabei ist Thomas durchaus auch der Tradition verpflichtet – aber ganz leise. Genau wie er die 300 Jahre Weinbautradition, die andere Weingüter vermutlich mit aufs Etikett schreiben würden, im Gespräch schnell abfertigt, steht auch die Tradition bei den Weinen eher hinten an. Man muss schon nachfragen, bevor man erfährt: „Im Ausbau sind wir sehr oldschool unterwegs. Wir lassen den Wein lange liegen, geben ihm die Zeit, sich selbst zu klären und gönnen ihm eine lange Lagerung auf der Feinhefe.“ Dieser Faktor Zeit steht immer hinter den Weinen und gibt ihnen die Tiefe, die sie brauchen, um nicht einfach eine Modeerschei - nung zu sein, sondern tatsächlich modern. Denn das Fehlen eines Ornaments (wie auch bei Loos) ist nicht an sich großartig, sondern erst als Zielpunkt einer Entwicklung, die alle Ornamente schon gesehen hat. Mit anderen Worten, auch hier spielt der Faktor Zeit die entscheidende Rolle. — (ms)

Man sagt ja, Chardonnay sei „Winzer-Wein“, weil die Sorte so anpassungsfähig auf die Kellerarbeit re - agiert. Also sollten Sie diesen Wein trinken, um Tho - mas Hensels Höhenflüge kennenzulernen. Klar und ausgewogen. Ausbau in großen, neuen Holzfässern. Der Wein ist schmeichelnd und schmelzig, mit dicht verwobenen Aromen von Aprikose, Ananas, Birne, Honigmelone und Vanille. Als Speisenbegleiter un - schlagbar, vor allem zu Geflügel. 9– 11°C 10640-20 0,75 l jetzt bis 2025 1l =23,87 € 17,90 €

Cuvée verschiedener Lagen und Lesezeitpunkte und insofern eine Art idealtypischer Sauvignon Blanc. Frisch geöffnet eine saftige Aromenbombe (hier be - merkt man Thomas’ Faible für Bouquetsorten), ent - wickelt er mit mehr und mehr Luft auch eine karge - re, grünere Ader. Die Stachelbeere bekommt ein kleines Bett aus frisch geschnittenem Gras. Das steht dem Wein! Ein kongenialer Begleiter zu jedem Sonnenstrahl. 8–9°C 12006-20 0,75 l jetzt bis 2023 1l = 14,53 € 10,90 €

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