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S . 66 siehe WEINLISTE
setzte man voll auf die Top-Lagen, vor allem den Halenberg und das Frühlingsplätzchen und auf den Riesling, der damals so gar nicht sexy war. Viele Winzer gab es nicht, die an das Potential der großen historischen Lagen glaubten und so konnte man bis Mitte der 90er noch Parzellen zu vernünftigen Preisen kaufen. Leider bekam man aber auch nicht viel Geld für die Plackerei in den Weinbergen mit bis zu 70 Prozent Steigung. Für einen Monzinger Halenberg zahlte der Verbraucher nicht unbedingt mehr als für einen Monzinger Paradies - garten, denn wer kannte schon den Unterschied zwischen einer Großen Lage (die damals ja noch gar nicht so hieß) und einer Großlage. Bevor die Lagenna -
men wieder ihren großen Klang bekamen und damit auch höhere Preise erzielten, brauchte es eben jemanden, der die Arbeit und das Risiko auf sich nahm, der an den Erfolg glaubte, der jedes Jahr einen etwas besseren Wein in den Keller brachte und das der Welt auch erzählen konnte. Eine gute Lage allein ist nichts ohne einen guten Winzer und wenn beides zusammen niemand kennt, nutzt es leider auch nicht viel. Werner hatte wie sein Vater keine Angst vor
» WEINBRAUCHT GEDULDUND BEHARRLICHKEIT, SPITZENWEIN IST BESTENFALLS EIN GENERATIONEN- PROJEKT. « Frank Schönleber
viel Arbeit, aber dazu die Vision von großen Weinen. Natürlich half es, dass er eine Ausbildung als Weinbautechni - ker machte, aber es gehörte eben auch dazu, über das Tal hinaus zu denken und zu sehen, was überhaupt möglich ist. Vor allem gehörte aber auch Geduld dazu. 1994 wurde das Weingut in den VDP aufgenommen, was aber immer noch keine Garantie für Erfolg ist. Man schaffte Stück für Stück die Prädikate bei den trockenen Weinen ab, um sich dem vierstufigen Klassifikations - modell des VDP anzunähern. „Klar, das Modell ist plausibel“, meint Frank Schönleber, „aber ich kann auch jeden Winzer verstehen, der da zögert. Wenn der Kabinett-Wein aus der Top-Lage immer ein Umsatzgarant war und man gerne in Top-Jahren auch eine trockene Spätlese oder sogar Auslese oben drauf setzte, um zu zeigen was man kann, dann fällt es schwer, aus all dem nur noch einen einzigen Wein zu machen, auf dem nur noch die Lage draufsteht. Vielleicht wollen ja die Kunden auch gar nicht so viel Geld ausgeben und sind mit dem günstigeren Kabinett zufrieden, aber die Lage soll halt draufstehen. Verände - rungen imWeinbau dauern unheimlich lange, schon alleine, weil Wein so lange braucht.“ Es ist einfach, von der Schwerfälligkeit der Winzer zu sprechen, wenn man Smartphones herstellt oder Mode verkauft. Bis der Top-Wein eines Weinguts seine wahre Größe zeigt, hat Zara in der Regel schon 40 Mal die Kollektion gewechselt und mehrere Marktführer der Smartphone-Branche sind einfach verschwunden. Wein braucht Geduld und Beharrlich - keit, Spitzenwein ist bestenfalls ein Generationenprojekt.
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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten
1. | TERROIR PUR AN DER NAHE. 2. | DIE GANZE FAMILIE IST MIT AN BORD.
2020 WEISSBURGUNDER STROCKEN Emrich Schönleber, Nahe
„Vor zwanzig Jahren haben wir eine Parzelle im Frühlingsplätzchen be - kommen und mussten die neu bestocken. Weißburgunder könnten wir noch was gebrauchen war damals die Idee“, erzählt Frank Schönleber, „Aus heutiger Sicht verrückt.“ Aber natürlich will man die jetzt auch nicht mehr rausreißen, denn der Wein, der hier entsteht, ist fantastisch. Ein fruchtbetonter, sehr feiner Wein. Reif und dennoch schlank mit modera - tem Alkoholgehalt. Der Beweis, dass große Weine nicht unbedingt üppig daherkommen müssen. Gelbe Früchte, Blütennoten, etwas Birne und Me - lone, alles ganz fein. Ein herrlicher Charmeur mit einem rassigen Unter - ton. Ein großer, klassischer Pinot Blanc. 7 –9°C 14083-20 0,75 l jetzt bis 2024 1l =21,33 € 16,00 €
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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten
Rotwein
Roséwein
Weißwein
Rosé-Schaumwein
Biowein
NatWine
Limitiert
Schaumwein
Stark limitiert
JUNI 2021
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