Weinbrevier Deutschland

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ORTSWEIN

DER HALGANS IST DERWÜRZIGERE VON BEIDENORTSWEINEN, KRAFTVOLLMIT ANKLÄNGENAN ROTE FRÜCHTE UND ZITRUSNOTEN.

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Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

noch der Meinung, wir müssten bei der grünen Lese möglichst viel Trauben rausschneiden und in den Weinberg werfen, damit die Restlichen perfekt reifen. Wofür man zehn Jahre zuvor von den Kollegen für verrückt erklärt wurde, war da geradezu ein Ausweis von Qualitätsweinbau. Heute versuchen wir es direkt so zu steuern, dass die Rebe weniger Ertrag bringt. Begrünung in den Weinbergen, Schnitt, Verzicht auf Düngung, es gibt viele kleine Faktoren, die da eine Rolle spielen. Am Ende führen sie aber dazu, dass man, obwohl die Menge vielleicht die gleiche ist, einen besseren Wein hat, denn die Trauben sind robuster, kompakter und aromatischer, weil von vornherein so angelegt. Außerdem kommen einige unserer Weinber - ge jetzt in ein Alter, in dem sie eben die perfekten Trauben bringen.“ Man merkt, Geduld scheint eine der Grundtugenden der Familie Schönleber zu sein, der Weinbau kann das gebrauchen, aber nicht nur der Weinbau – im schwäbischen Zweig der Familie gibt es immer noch einen Schafzüchter. „Mindestens einmal im Jahr fahren die Eltern auf die Alb, um die Verwandten zu besuchen“, erzählt Frank Schönleber, „und dann nehmen wir natürlich auch direkt den Jahresvorrat an Lammfleisch wieder mit nach Hause. Das ist besser als alles, was man so kaufen kann.“ Grand Cru eben nicht nur im Nahetal. — (ab)

Frank Schönleber kam 2005 dazu. „Ich hatte gerade mein praktisches Jahr im Rahmen des Weinbaustudiums in Australien absolviert, da rief der Papa an“ erzählt Frank. „Unser Außenbetriebs - leiter wollte den Betrieb wechseln und der Vater meinte, das wäre doch eine gute Gelegenheit, dass ich einsteige.“ Man merkt ihm heute noch an, dass er erst einmal gezögert hat. Respekt vor der Bürde bei dem damals schon recht bekannten und erfolgreichen Vater einzusteigen? „Hmmm, nein, das war weniger die Angst vor dem Schatten des großen Vaters als mehr die Überlegung, ob wir da auch wirklich an einem Strick ziehen würden. Wir haben uns also zusammengesetzt, viel überlegt und über alles, was an Problemen kommen könnte, gesprochen. Da war sogar die Idee dabei, innerhalb des Weinguts die Zuständigkeit nach Lagen aufzuteilen. So ungefähr, der eine macht das Frühlingsplätzchen der andere den Halenberg.“ Die Variante hat man aber schnell wieder verworfen und sich dann doch auf die grobe Aufteilung Keller und Außenbetrieb geeinigt. Sohn im Keller, Vater im Außenbetrieb. „Natürlich“, meint Frank, „ist bei unserer Größe auch jeder irgendwie für alles zuständig und der Vater hat mir immer mal wieder über die Schulter geschaut, ich hatte aber nie das Gefühl, der beobachtet mich.“ Er denkt kurz nach, „eigentlich, wenn ich das so sehe, bin ich erstaunt, wie toll das geklappt hat, wie viel Freiheiten ich schon bei meinem ersten Jahrgang 2006 hatte und wie wenig Reibungsverluste es dann am Ende gab.“ Vielleicht ist es gar nicht schlecht, sich bei einer so großen Entscheidung vorher ein paar Sorgen zu viel zu machen. „Was ist denn anders geworden seitdem du mit im Weingut bist?“, wollen wir wissen. „Der Vater ist mehr an der frischen Luft … Nein im Ernst, im Weinbau gilt ja eher Evolution statt Revolution. Natürlich hat sich in den letzten 16 Jahren einiges getan. Nur ein Beispiel: Anfang der 2000er waren wir alle

2020 „HALGANS“MONZINGER RIESLINGTROCKEN Emrich Schönleber, Nahe

Bei den Schönlebers gibt es im Gegensatz zur klassischen Lehre des VDP tatsächlich zwei Ortsweine mit der Aufschrift Monzingen. Aber die Rebflächen der Familie sind nunmal ausschließlich in Monzingen und ein Großteil liegt halt im Halenberg oder im Frühlingsplätzchen. „Im Prinzip ist der Ortswein die Fortführung der beiden trocke - nen Spätlesen, die es mal gab“, meint Frank Schönleber, „und die waren so unter - schiedlich, dass wir die nicht einfach in einen Wein aufgehen lassen wollten. Also gibt es den Halgans und den Frühtau.“ Der Halgans ist der würzigere von beiden, kraftvoll mit Anklängen an rote Früchte und Zitrusnoten. „Wir haben neulich noch eine 01er trockene Spätlese aufgemacht und die war immer noch perfekt. An Potential fehlt es dem Wein also nicht, er macht nur weniger zu in jungen Jahren. Beim Großen Ge - wächs würde ich sagen, man muss warten, beim Monzinger, man kann warten. Nur schade, dass die Ortsweine in Deutschland noch nicht so einen Status haben, die Leu - te legen sich eher die GGs hin.“ Schade, nicht unbedingt, denn so sind sie noch nicht wirklich Zuteilungsweine geworden und einfach äußerst erschwinglich. 7 –9°C 14085-20 0,75 l jetzt bis 2028 1l =26,00 € 19,50 €

Bild: Emrich-Schönleber/Medienagenten

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ONLINE WINZERTALK MIT EMRICH- SCHÖNLEBER 27. August 2021

1. | EMRICH-SCHÖNLEBER STEHT FAST SYNONYM FÜR MONZINGEN. 2. | FRANK SCHÖNLEBER IST VOR ALLEM FÜR DIE KELLERARBEIT ZUSTÄNDIG.

siehe Seite 59

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Schaumwein

Stark limitiert

JUNI 2021

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