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U nd seitdem – spätestens – ist Markus auf seinem Weg. Die Anfänge sind schnell erzählt, in den 80er Jahren hatte er als jüngster von drei Brüdern nicht viel vom elterlichen Weingut zu übernehmen, aber Winzer wurde er trotzdem, anfangs mit nur sehr wenig Fläche, aber dafür der vollsten Unterstützung der Eltern. Die Zeiten waren schlecht für Deutschen Wein und besonders an der Mosel hatten viele Weingüter große Probleme und auch die guten und besten Lagen waren vergleichsweise günstig auf demMarkt. Für Markus mit seinem Denken in historischen Dimensionen also eine Zeit, in der vor allemWachstum die Devise war. „Das ging relativ schnell. Schon nach wenigen Jahren hatte ich etwa 80 Prozent aller Grand-Crus der Mittelmosel im Portfolio. Der Rest hat dann länger gedauert. Im Doctor und im Prälat habe ich erst kürzlich ein Stückchen erwerben können. Jetzt habe ich wirklich alle“, sagt er zufrieden. Ebenfalls schnell ging es, seine Philosophie des Weinbaus zu entwickeln, die er heute so auf den Punkt bringt: „Wir wollen Individualität, Mainstream lehnen wir ab.“ Diese Individualität kommt nur aus dem Weinberg, das ist heute zwar eine abgedroschene Wahrheit, aber damals war das noch ein ungewöhnlicher Ansatz. Für Markus und seine Weine bedeutet das konkret, dass der Löwenanteil der Arbeit im Weinberg anfällt. Die Reben und Weinberge werden sehr intensiv
S . 64 siehe WEINLISTE
MARKUS MOLITOR D I E N Ä C H S T E S T U F E D E R A K R I B I E
Markus erklärt weiter: „Wir sind das Gegenteil der sogenannten Reinzuchtmafia, alle Weine sind konsequent und ausschließlich Spontanvergoren.“ Das geht natürlich nur gut, wenn man auch perfekte Trauben hat. Deswegen legt Markus auch so viel Wert auf die Weinbergsarbeit: „Wenn man nichts tut im Weinberg und nachher mit dem Vollernter drüberfährt, kommt dabei am Ende auch nur mit der Hilfe von Reinzuchthefen ein Wein raus.“ Aber das gehe immer auf Kosten der Individualität. Ein wichtiger Teil des Terroirs seien schließlich auch die Hefen, die im Weinberg leben und auf den Beerenhäuten mit in die Presse kommen. Nicht nur was die Böden, auch was diese Mikroorganismen anbelangt, ergeben sich gravierende Terroir-Unterschiede im Wein, denn die Hefen wirken sich bei der Gärung direkt auf den Geschmack aus. Neben Aromen, die während der Gärung entstehen, wirken sich die wilden Hefestämme auch auf
den Wein aus, weil sie zum Teil empfind - licher sind, was den Alkoholgehalt angeht. Manchmal stoppt die Gärung einfach bei einem bestimmten Alkoholgehalt. Kurz: „Es kann halt sein, dass der Wein nicht trocken wird. Manchmal haben wir drei Fässer und davon gären zwei durch, bis der Wein trocken ist und das dritte bleibt stehen und wird nicht trocken. Dann ist das eben so, dann ist es ein anderer Wein …“ Schließlich, betont Markus, geht es um Harmonie im Wein und die kann man nicht erzwingen. Im Übrigen auch ein Grund für seine Klassifikation nach Kapselfarben. Ein kleines bisschen Restzucker ist vielleicht nicht weinrecht - lich trocken, kann es aber geschmacklich durchaus sein. Wenn der Wein trocken schmeckt und sich in der Balance befindet, dann bekommt er auch die Weiße Kapsel.
bearbeitet und überall steckt nicht nur viel Handarbeit, sondern auch viel Überlegung drin. Wie akribisch Markus in seiner Weinbergsarbeit ist, kann man an einem Beispiel wohl am besten erklären. Der Klimawandel, so ist er überzeugt, lasse sich an der Mosel noch für mehrere Jahrzehnte eher zum Vorteil der Weine ausnutzen. Und es gebe noch viele Stellschrauben, an denen gedreht werden könne. Als eins der Beispiele für eine verhältnismäßig neue Methode nennt er die Begrünung zwischen den Reben. Viele Winzer, erklärt Markus, mähen diese Kräuter ab. Durch die dabei entstehende Schnittkante an den Grashalmen verduns - te aber sehr viel Wasser, das im Boden fehlt. „Deswegen walzen wir die Halme um, anstatt sie abzuschneiden“, sagt er mit einem sibyllenhaften Lächeln. Dadurch
» DAS IST DAS HERZSTÜCK UNSERES ANSATZES! DIE HANDLESE UNDDIE DAMIT EINHERGEHENDE SELEKTION SIND DAS ALLER- WICHTIGSTE. « Markus Molitor
vermeidet er Schnittflächen, durch die Wasser aus dem Boden verloren geht, während die Pflanzen der Begrünung aber trotzdem nicht mit den Reben um Nährstoffe konkurrieren. Die nächste Stufe der Akribie ist die Ernte. „Das ist das Herzstück unseres Ansatzes! Die Handlese und die damit einhergehen - de Selektion sind das allerwichtigste.“ Denn, so Markus, die beste Arbeit imWeinberg kann natürlich nur dann zu gutemWein werden, wenn die Übersetzung in den Keller hinein auch reibungslos funktio - niert. Molitor sagt nicht ohne Stolz, dass seine Betriebsgröße hier auch ein echter Vorteil ist. Denn dadurch kann er sich leisten, in problemati - schen Jahren mehr wegzuwerfen als manch anderes Weingut überhaupt hat.
Markus Molitor denkt groß! Bei ihm geht es schnell um die ganz weite, historische Dimension. „Man muss sich mal vor Augen führen, dass vor etwas mehr als 100 Jahren hier an der Mosel Weine gemacht wurden, die in der ganzen Welt absolute Spitze waren. Da konnten die Kollegen im Burgund nur von träumen.“ Als Markus dann in den 80er Jahren angefangen hat, Wein zu machen, stand er in Weinbergen, die selbst mit mehr als 100 Jahre alten Reben bestockt waren. „Genau daran sind doch diese Weine gewachsen, da hab’ ich gedacht, warum soll das nicht wieder gehen?“
1. | MARKUS MOLITOR VERGIBT DIE STERNE-BERWERTUNG SEINER TOP- WEINE IMMER HÖCHSTPERSÖNLICH.
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