Weinbrevier Deutschland

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Beim Blick auf den (relativ) neuen und kargen Verkostungs- und Verkaufspavillon von Thomas Hensel fällt einem unwillkürlich der herrliche Aufsatz von Adolf Loos ein, Ornament und Verbrechen, in dem steht: „Und da sagte ich: weinet nicht. Sehet, das macht ja die Größe unserer Zeit aus, dass sie nicht imstande ist, ein neues Ornament hervorzubringen.“ Zugegeben, über die Person Loos kann man nicht viel Gutes sagen, aber mit diesem Aufsatz hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Und so völlig un-ornamentiert wie der Hensel’sche Pavillon, so stehen auch seine Weine in der Pfalz zwischen allerlei Jugendstil-Etiketten berühmter Häuser, die nur zwei, drei Orte weiter südlich liegen. Thomas’ Weingut liegt, wie sattsam bekannt ist, am Bad Dürkheimer Flugplatz, ein wenig nordöstlich von der Stadt auf dem Land. D ie „Weinbauliche Tradition“, wie es Thomas nennt, gibt es auch bei ihm in der Familie seit 300 Jahren. „Aber seien wir mal ehrlich, wirklich Wein hat vor den 80ern kein S . 71 siehe WEINLISTE

A U F I N D I E M O D E R N E ! THOMAS HENSEL

Hensel gemacht. Das war ein Mischbetrieb, man hat für den Eigenbedarf ein bisschen Hausbubbes gemacht und ansonsten wurden die Trauben verkauft. Soweit ich das zurückverfolgen kann, gingen die an die Winzergenossenschaft Bad Dürkheim.“ So wirklich interessiert ihn das aber gar nicht, was ganz früher war. Erst mit seinem Großvater beginnt

von der Qualität der Reben zu überzeugen, musste Hensel Senior Wein machen, wenn auch nur, um etwas vorzeigen zu können, wie diese neuen Reben als Wein schmeckten. Das reichte Thomas nicht

die Geschichte für ihn interessant zu werden, denn alles fügte sich wunderbar für Thomas. „Der Heinrich, also mein Großvater, ist in den 50er Jahren voll auf Rebveredlung gegangen. Da war es dann vorbei mit dem Mischbetrieb und in den 80er, 90er Jahren waren wir – dann schon unter meinem Vater – einer der größten Rebveredler des Landes. Um die eine Million Reben waren das und unsere Kunden waren nicht nur hier in der Pfalz, sondern auch zum Beispiel Wilhelm Weil im Rheingau.“ Um den Betrieb so groß machen zu können, war Thomas’ Vater in den 70ern auf das platte Land gezogen. „Damals war hier nix, das war die Prärie!“

mehr, er wollte Wein, und er wollte sexy Wein. „Die Huxelrebe, Ortega und wie sie alle hießen habe ich dann nach und nach rausgerissen. Aber ich glaube, mein Vater hat denen auch keine Träne nachge - weint.“ Thomas hat von vornherein das Ziel gehabt, Winzer zu werden. So hat er seine Ausbildung unter anderem bei Hans-Günter Schwarz gemacht und dort viel gelernt. Seinen ganz eigenen Stil hat er dann aber schnell entwickelt. „Ich will Klarheit. Und eine Mischung aus Tradition und neuen Wegen.“ Heute, so sagt Thomas an seinem Schreibtisch im modernen Verkostungsraum vor einer

» WIR SINDGUT AUFGESTELLT. GRÖSSERMÖCHTE ICHNICHTMEHR WERDEN. « Thomas Hensel

Selbst der Flugplatz kam erst später dazu. Für Thomas, der Anfang der 90er entschieden hat, sich auf Wein zu konzentrieren, konnten die Bedingungen nicht besser sein. „Ich hatte einen riesigen Vorteil, weil sich die anfänglichen Investitionen zu einem guten Teil aus dem Geschäft mit den Reben getragen haben. Und auch vom Platz her ist das optimal hier draußen auf der grünen Wiese.“ Zwar hat schon sein Vater ein bisschen Wein gemacht, aber das nie mit Leidenschaft betrieben. Er war wie die Jungfrau zum Kind zum Wein gekommen. Damals war die Zeit, wo neue Sorten wie die Huxelrebe gerade in die Weinberge drängten. Und um die Kunden

Wand voll Weinregalen, sei er zufrieden. „Wir sind gut aufgestellt. Größer möchte ich nicht mehr werden. Wir machen alles in allem 650.000 Flaschen und bewirtschaf - ten 25 Hektar selbst. Ich finde, das ist gut so.“ Ein Neubau steht allerdings noch an. Es soll noch eine klimatisierte Halle für die Lagerung im Holzfass dazukommen. Bisher hat er das in einer umfunktionierten Halle aus Rebveredler-Zeiten gemacht. Die neue Halle wird besser klimatisiert sein und dann ist Thomas fertig. Fertig? Quatsch!

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