Weinbrevier Deutschland

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G ut 35 Jahre ist es jetzt her, dass Volker den Sekt zu seinem Hauptberuf machte, mit dem klaren Ziel, nicht möglichst viel, sondern möglichst guten zu machen. „Die Messlatte waren immer die Top-Champagner“, meint er. Wer das Geschäft kennt, wird sagen Chapeau! – denn Raumland ist mittler - weile in Deutschland ein Synonym für Top-Schaumweine geworden. Top-Schaumweine brauchen Zeit, und diese Zeit kostet Geld. Die Menge von zehn kompletten Jahrgängen liegen bei den Raumlands im Moment im Keller, das ist das genau Gegenteil von Just-in-Time- Produktion. „Und als der Papa damit angefangen hat“, meint

ALLE WEINE ZU WEINGUTS- PREISEN

SEKTHAUS RAUMLAND

so ein Erkenntnisprozess noch länger als beim Wein. Wie bekommt man also die Klassifizierung mit der des VDP überein? Irgendwann war die Erkenntnis gereift, man braucht für den Sekt ein eigenes Statut und damit ist auch beim Prestige-Verband des deutschen Weinbaus der Weg frei und bei Raumlands gibt es den ersten Einzellagensekt. (Siehe Kasten)

Marie-Louise Raumland, „musste man bei der Sparkasse noch zehn Prozent Zinsen zahlen. Da braucht es viel Wagemut und Enthusiasmus.“ Das der Wagemut sich ausgezahlt hat, sieht man auch daran, dass mittlerweile die beiden Töchter Katharina und Marie-Louise mit in das Sektgut eingestiegen sind. Beide haben erst einmal etwas anderes gemacht, aber dann doch ein Weinbau-Studium nachgeschoben. „Katharina wird sich schwerpunktmäßig um den Keller kümmern, ich um Vertrieb und Marketing“, erzählt Marie-Louise, „und der Papa zusammen mit Katharinas Mann um die Weinberge. Das war die einzige Bedingung von Papa, dass er den Bürokram nicht mehr machen müsse. Aber am Ende“, meint Marie Luise achselzu - ckend, „haben wir ja alle Weinbau studiert

„Was wird denn noch anders werden, außer dass der Volker nicht mehr so viel Papierkram machen muss?“, fragen wir Marie-Louise. „Ach, alles anders machen ist überhaupt nicht unser Anspruch“, sagt sie lachend, „nicht nur, weil alles ja schon ziemlich gut ist, sondern weil bei uns jede Veränderung auch lange dauert. Bei den Top-Sekten, die wir jetzt verkaufen sind die Trauben vor zehn Jahren geerntet worden und wenn wir jetzt etwas ändern, sehen wir das in der Basisqualität vielleicht nach

» WIR HABENALLE IMMER GEDACHT BEIMSEKT IST ES WIE BEIMWEIN. ABER DAS IST NICHT SO. « Volker Raumland

S . 78 siehe WEINLISTE

P R I C K E L N D E C H A M P I O N S L E A G U E

und in so einem Familienbetrieb muss auch irgendwie jeder für den anderen einspringen können.“ Es hört sich bei Marie-Luise nicht an, als wäre das etwas Negatives. „Das Tolle ist, dass wir einfach auch viel miteinander sprechen. Wo in anderen Betrieben Meetings und Jours Fixes abgehalten werden, gibt es bei uns das Mittag- oder Abendessen.“ Mindestens einmal, oft zweimal am Tag sitzt die Familie so beisammen. „Jeder weiß genau, was der andere macht. Das ist wichtig.“ der renommierte VDP mit Raumland seinen ersten reinen Sekthersteller aufgenommen hat. „Wir haben ja immer schon für viele der Top-Winzer in Deutschland die Sekte produziert und Papa hat auch beraten, aber das ist sicher jetzt noch einmal ein besonderer Schritt.“ Schon in den 80er Jahren interessierten sich die ersten Winzer für die Schaumweinproduktion und spätestens in den 90ern wurde der Begriff Winzersekt zu einer Art Geheim - tipp, aber irgendwie kamen sie doch nie an die großen Verwand - ten aus der Champagne ran. Das hatte mehrere Gründe. Erst einmal die Trauben. „Wir haben alle immer gedacht“, erzählt Volker Raumland, „beim Sekt ist es wie beim Wein. Aber das ist nicht so. Die Trauben für den Sekt müssen ganz anders sein als für den Wein. Hier spielt die Zuckerreife nicht die erste Rolle und dann haben wir bemerkt, dass Top-Weinlagen nicht unbedingt Top-Sektlagen sind. Der Unterschied zur Champagne ist eben Die größte Neuerung ist im letzten Jahr war sicher, dass nicht nur das lange Hefelager, sondern auch, dass dort die Trauben speziell für den Schaumwein angebaut werden.“ Bei einem Produkt, das viele Jahre benötigt bis es perfekt ist, dauert

DAS VDP SEKTSTATUT

ONLINE WINZERTALK MIT SEKTHAUS RAUMLAND 23. Juli 2021

Das vierklassige Stufen-Modell des VDP auf Sekt auszudehnen erwies sich als nicht zielführend, da beim Sekt die Cuvéetierung oft die Kunst ist und die lange Hefelagerung ein wichtiges Quali - tätsmerkmal. Aber man wollte den Winzern auch Gelegenheit geben, die genaue Herkunft des Sektes anzugeben. Also sind in das neue Sekt-Statut die Lage und die Hefelagerung eingeflossen, neben einigem mehr. Es gibt nun mit einem gesonderten Siegel den VDP.SEKT und den VDP.SEKT.Prestige. Beide werden verbindlich in traditioneller Flaschengärung hergestellt, aus - schließlich aus selbst angebauten Trauben, die von Hand gelesen werden müssen und nur in Ganztraubenpressung abgepresst werden dürfen. Dabei muss der „normale“ Sekt mindestens 15 Monate, wenn er einen Jahrgang trägt, sogar 24 Monate Hefela - ger haben. Eine Ortsangabe kann erfolgen, muss es aber nicht. Der Prestige bleibt (mit oder ohne Jahrgang) mindestens 36 Monate auf der Hefe und kann eine Einzellagenbezeichnung tragen. Der Prestige muss zusätzlich zur normalen Weinprüfung noch eine Blindprobe durch ein spezielles VDP-Gremium über - stehen. Hohe Hürden also, die vor allem beim Prestige strenger sind als in der Champagne. Gute Aussichten für deutschen Sekt.

siehe Seite 58

Sekt in Deutschland, das ist leider immer noch eher ein Vorhaben für Billigheimer Brillant. Ein Sektchen darf nicht viel kosten, wie es hergestellt wird, ist meistens egal. Schließlich: wenn es etwas Besonderes sein soll, wird doch sowieso zum Champagner gegriffen. Mit dieser Einstellung wollte sich Volker Raumland nicht abfinden, nachdem er eher zufällig als Semesterarbeit während des Studiums einen Sekt gekeltert und Spaß daran gefunden hatte. Man konnte es doch an den großen, alten Gebäuden in den Weinbaugebieten sehen, dass es nicht immer so war. Die prächtigsten schmückten sich mit den Namen von Sektherstellern. So etwas wurde bestimmt nicht für Billigprodukte gebaut …

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JUNI 2021

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