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I ch würde gern über den Kiedricher Ortswein sprechen, im Weinbrevier möchten wir die Ortsweine auf ein paar historisch bedingt eine unheimlich wichtige Rolle spielt. Ende des 19. Jahrhunderts, als das Rheingau eine Blütezeit hatte, waren genau das die wichtigsten Weine neben den Großen Lagen. Die alten Weinkar - ten in den noblen Hotels, die man da gern zitiert, darauf standen Kiedricher, Rüdesheimer oder Hattenheimer. Das ergibt auch Sinn, denn diese Orte haben in ihrer Kompaktheit sowohl eine hohe Qualität als auch eine eigenständige Identität. UNDWIE SIEHT ES DAMIT HEUTE AUS? Sonderseiten besonders hervorheben. Also erstmal mal ganz allgemein gefragt: WAS GIBT ES DENN ÜBER ORTSWEINE IMRHEINGAU ZU SAGEN? WILHELM: Das ist eine Kategorie, die besonders hier am Rhein
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G E B E N U N D N E H M E N ROBERT WEIL Wilhelm Weil ist begeistert! Und wenn er begeistert ist, dann redet er ohne Punkt und Komma, höchstens mal unterbrochen durch ein besorgtes „Ich bin doch nicht zu schnell?“, um dann weiter zu galoppieren. Zum Glück spricht er nicht nur schnell, sondern auch klar und präzise. Und wenn Wilhelm von einer Idee dermaßen überzeugt ist wie von unserem Ortswein-Schwerpunkt im Weinbrevier, braucht man eigentlich gar nichts mehr zu tun, als ihn einfach im Interview zu Wort kommen zu lassen …
WILHELM: Das Potenzial gibt es nach wie vor. Wir, also das ganze Rheingau, sind diesbezüg - lich allerdings noch nicht wieder angekommen. Dabei ist gerade sehr viel im Wandel, es gibt Neugründungen, Investitionen, und in vielen Weingütern konzentriert man sich auf das, was man am besten kann. … KONZENTRIERT SICH DENN AUCH JEMAND AUF DEN ORTSWEIN? WILHELM: Das Entscheidende ist, dass wir dem interessierten Weintrinker erst einmal die besondere Wertigkeit der Ortsweine vermit - teln. Man kann zurzeit die Weintrinker grob in zwei Gruppen einteilen. Es gibt zum einen solche, die sehr stark auf Weingüter als den Qualitätsgaranten fokussiert sind … die haben eine Reihe von Weingütern für sich gefunden, die sie im Kopf haben und denen sie vertrauen. Wenn man das jetzt auf uns bezieht, heißt das
» DERORTSWEIN IST EINE VORSELEKTION AUS UNSEREN ERSTEN LAGEN UNDGROSSEN LAGEN. « Wilhelm Weil
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– mit Überlegung, Traditionsbewusstsein und einer klaren Idee vinifiziert – ist in gewisser Hinsicht der „intelligenteste“ Wein eines Weinguts. Wenn man das auf unser Weingut bezieht, kann man festhalten: Der Ortswein ist eine Vorselektion aus unseren Ersten Lagen und Großen Lagen. Jedenfalls werden die
auch, dass ein Fokus auf die eine Rebsorte besteht. Man kann sagen, für diese Weintrinker ist Robert Weil gleichbedeutend mit Spitzen- Riesling, den sie mögen. Andererseits gibt es die – ich sage jetzt mal Freaks – die noch tiefer in die Materie einsteigen wollen. Das sind aber auch Leute, die konzentrieren sich vor allem auf kleinere, spezifische Herkünfte, also Spitzenlagen. Diese Lagen geben in Verbindung mit dem Winzer nämlich ebenfalls ein besonderes Qualitätsversprechen, verlangen aber auch ein profundes Wissen über den Wein und tieferen Einblick. Ortsweine liegen nach dieser Betrachtungsweise gewisser Weise in einem „Dazwischen“. ICH NEHME AN, JETZT KOMMT DIE ANDERE BETRACHTUNGSWEISE … WILHELM: (Lacht) Ja, natürlich! Nämlich die, dass der Ortswein in einem jeden gepflegten Keller eine zentrale Bedeutung haben sollte. Das hat auch etwas damit zu tun, für Ortsweine wieder eine andere Bewusstseinslage zu schaffen. Denn ich würde sagen, der Ortswein
Ortsweine bei sehr guter physiologischer Reife, aber niemals mit Überreife, geerntet. Und das sind richtige Cool-Climate-Weine, perfekte Berglagen-Weine mit Anspruch und klarem Profil. Aber sie haben eben auch eine Leichtigkeit und besonderen Trinkfluss. Wir reden hier von einem Wein, den man auch direkt im Folgejahr der Ernte öffnen kann, ohne dass es gleich ein „Babymord“ ist. Anderer - seits hat der Wein genug Format, um auch 20 Jahre lang weitere Größe zu entwickeln. Bei uns wird der Ortswein immer auch zum Teil im großen Holzfass ausgebaut, der Anteil liegt dabei je nach Jahrgang zwischen einem Drittel und der Hälfte, und das wirkt sich natürlich entsprechend positiv aus. Durch die Mikrooxidation im Fass bekommt der Wein sein Gerüst, oder man könnte sagen, das Gemälde bekommt einen Rahmen, aus dem Edelstahl kommt dazu die Trinkanimation. ALSO KEIN BLOSSES „DAZWISCHEN“, SONDERN SOZUSAGEN DAS BESTE AUS BEIDENWELTEN? WILHELM: Tatsächlich mehr als das. Ortsweine haben lange Tradition im Rheingau und eine besondere Würdigung verdient, denn sie stehen für ihre jeweilige Herkunft, die sie unverwechselbar macht: Bei uns also der Kiedricher als Berglagen-Wein!
S . 76 siehe WEINLISTE
1. | DER MODERNE VERKOS - TUNGS- UND VERKAUFSTRAKT MIT BLICK AUF DIE WEINBERGE. 2. | WILHELM WEIL
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