Weinbrevier Deutschland

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1. | RAINER

SCHNAITMANN

ALLE WEINE ZU WEINGUTS- PREISEN

2018 LEMBERGER STEINWIEGE TROCKEN Rainer Schnaitmann, Württemberg Rainer hat seinen Lemberger mittlerweile auf ein Niveau gehoben, wo er auch mit burgen - ländischem Blaufränkisch mithalten kann. Das ist ein völlig ernsthafter Rotwein, der schon in dieser Einstiegsqualität sowohl dazu taugt, ihn behutsam zu trinken und sich in den Wein zu vertiefen, wie auch als würziger und süffiger Essensbegleiter eine ganze Run - de zu beglücken. Die Aromen changieren zwi - schen Kirschen, dunklen Waldbeeren, Salzla - kritz und Pfeffer. Am Gaumen frisch und drahtig, eine begeisternde Würze. Toller Es - sensbegleiter zu gegrillten Lammkoteletts oder zu Entenbrust. 16– 18°C 10360-18 0,75 l jetzt bis 2022 1l = 15,33 € 11,50 €

siehe Seite 59 ONLINE WINZERTALK MIT RAINER SCHNAITMANN 05. August 2021

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väter“ Sonst gäbe es sein Weingut wohl auch nicht, oder wenigstens nicht in der Form. Denn vormals wurde Württemberg kaum außerhalb der Region getrunken und viele Weine wollten nicht mehr sein als simple Schoppen. Deswegen hat die Region an beiden Enden zu kämpfen – da sind zum einen Fachleute, die noch vor wenigen

Prägung, die auch das Terroir besser widerspiegeln kann – und die letzten Jahrgänge haben echt gepasst.“ Das Understatement wird erst dann richtig klar, wenn man ein bisschen recherchiert. So hat das Lemberger Lämmler Große Gewächs von 2018 die beste Bewertung bekommen, die jemals bei James Suckling für ein Lemberger GG vergeben wurde. Aber Rainer liegt es fern, damit hausieren zu gehen.

Jahren Württemberger Wein aus Prinzip abgelehnt haben. Rainer erzählt, dass ihm einmal ein bekannter Händler ins Gesicht gesagt habe, dass Württemberger Weine nach Himbeeren schmecken – pauschal alle. „Da war ich dann auch kurz sprachlos.“ Natürlich ist ihm klar, dass es immer noch viele Leute gibt, die genau diesen alten Württemberg-Stil mögen. „Wir machen Wein für vielleicht vier Prozent der Menschen. Ich hatte in den letzten Wochen Handwerker im Haus, die bekommen nach getaner Arbeit normalerweise eine Flasche Wein mit nach Haus. Aber wenn ich frage, was sie mögen, dann höre ich: Rotwein, aber nicht trocken.“ Rainer lässt kurz den Blick schweifen. „Was soll ich denen denn geben?“ Denn Rainer ist mit seinem Weingut schon weit weg von allen Klischees über die Region.

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2019 IFLINGER SAUVIGNON BLANC Rainer Schnaitmann, Württemberg

Das gilt auch für seine Sicht auf den Bio-Weinbau. „Ich habe das nie vor mir hergetragen. Das war für mich einfach die bessere Lösung für die Weine, für meine Familie und überhaupt. Und viele Kollegen, die ich besonders gut finde, machen auch Bio.“ Damit er offiziell darüber reden kann und wegen der Vernetzung mit den Kollegen, hat er sich dann doch zertifizieren lassen. Jetzt geht der Weg sogar noch weiter, in Richtung Biodyn, was für ihn eine zusätzliche Dimension bringt: „Denn das

2020 SAUVIGNONBLANC STEINWIEGETROCKEN Rainer Schnaitmann, Württemberg

Weinrechtliche Gründe verbieten die Nen - nung des Gewanns auf dem Etikett, aber ei - gentlich stammt der „Iflinger“ aus einer klas - sifizierten ersten Lage. Hier findet der Sauvignon Blanc perfekte Bedingungen, die Lage liegt hoch und ist kühl, bekommt aber genug Sonne, dass der Wein richtig reif wird. Die Nase ist hochkomplex und ist in ständi - gem Wandel. Es gibt feine, vegetabile Noten von Kräutern, Limettenblättern und Grün - schnitt, dazu fruchtige Aromen, zum Teil Li - mettenfrisch, zum Teil exotische Früchte wie Maracuja oder rote Beeren wie Johannisbee - re. Die klassische Stachelbeere ist natürlich auch dabei sowie feinste Tabaknoten vom Holzfass. Am Gaumen angenehm anschmieg - sam, dabei jedoch konsequent kühl. Pampel - muse, Ingwer, etwas Lychee und weißer Pfef - fer … Wahrscheinlich könnte man ewig so weiterschreiben. Lieber einfach selbst probie - ren, denn das ist ein Sauvignon-Blanc-Ver - gnügen, das man keinesfalls verpassen sollte. 8– 10°C 14076-19 0,75 l jetzt bis 2023 1l =24,67 € 18,50 €

SOMMER WEIN

Abgeleitet aus dem Namen der Großlage, Weinsteige, hat Rainer Schnaitmann seine Gutsweine Steinwiege genannt. Mit dem Sau - vignon Blanc zeigt er mal wieder, was das für unheimlich spannende Weine sind. Hier völ - lig ohne Eingriffe, sozusagen als Naturwein, ausgebaut, entwickelt der Sauvignon Blanc eine ungeahnte Komplexität mit dem Duft von frisch gemähter Sommerwiese, Blüten und Gartenkräutern. Ein wenig Brennnessel, reifer Apfel und ein feines Spiel von Zitrus - frucht. Am Gaumen klar und saftig, mit einer herben Frische und kernig-würziger Minera - lität. Zum Finale zart schmelzend. Versuchen Sie ihn zu leichten, filigranen Sommergerich - ten oder einfach im Garten. 8– 10°C 14075-20 0,75 l jetzt bis 2023 1l = 15,33 € 11,50 €

bedeutet ja, dass man den Weinberg mit allen Sinnen wahrnimmt. Das habe ich schon immer versucht, aber wir wollen uns immer weiterentwickeln.“ Für ihn sei es spannend, sich darin zu vertiefen, wie man sich nach den Rhythmen der Natur richtet, anstatt dagegen zu arbeiten. Und auch das Team stehe nach anfänglicher Skepsis voll hinter diesem Weg. „Wir verkosten viel und dadurch kann man die Leute auch mitnehmen“, wobei das ohnehin eher bei der älteren Generation nötig sei. Für jüngere Leute seien Bio und Biodyn fast schon selbstverständlich. So erzählt Rainer eine Anekdote von einem Lehrling, der sich bei ihm beworben habe, „ein richtiger Supertyp, den hätte ich sofort genommen. Aber als ich ihm gesagt habe, dass ich nicht jetzt schon voll biodynamisch arbeite, ist er dann doch zu einem anderen Weingut gegangen.“ Er gönne ja Bürklin, zwinkert Rainer, den guten Mann, aber so arg oft möchte er mögliche gute Mitarbeiter nicht auf diese Art verlieren. Und er ist, bei aller Bescheidenheit, auf einem sehr guten Weg. Die Weine haben Charakter, sie sind auf der Höhe der Zeit, viele Weine, auch die der Basislinie, sind als Naturweine völlig ohne Eingriffe gemacht und spiegeln eine Charakteristik wider, die man (noch) nicht unbedingt mit Württemberg in Verbindung bringt: Es sind bedingungslos elegante Cold-Climate-Weine. — (ms)

„Lemberger zum Beispiel habe ich komplett unterschätzt“, gibt er offen zu. „Wir haben immer viel probiert und ganz ehrlich, als ich angefangen habe, konnten die allerbesten Lemberger höchstens mit einem Einstiegs-Blaufränkisch aus dem Burgenland mithalten, da waren Welten dazwischen. Und ich dachte, das bleibt einfach so. Wir haben Lemberger eher aus Tradition gepflegt.“ Aber dann kam 2009, ein Jahrgang, in dem der Lemberger richtig flügge geworden ist. „Ich weiß bis heute nicht, ob es an uns lag, am Alter der Reben oder am Jahrgang selbst, auf jeden Fall war 2009 ein Hammerjahrgang.“ Daraufhin hat er mit neuer Energie an seinen Lembergern gearbeitet und seit 2015 hat er mit der Ganztraubengärung ein weiteres Stilmittel gefunden. Damit, so sagt Rainer, bekommt der Wein eine Komponente hinzu, die ihm zuvor immer gefehlt hat. „Irgendwie hat zwischen der expressiven Nase und dem früher oft sehr holzgepräg - ten, kräftigen Nachhall die Bindung gefehlt. Durch die Verwendung der ganzen Trauben bekommen wir eine durchgängige, stimmige

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Schaumwein

Stark limitiert

JUNI 2021

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