Weinbrevier Deutschland

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PREIS GENUSS VERHÄLTNIS

O R T S W E I N - S P E C I A L ALLEZ LES VILLAGES !

2019 MÖLSHEIMRIESLING Battenfeld-Spanier, Rheinhessen

Dieser sensationelle Riesling ist eine Vorstufe zu den Gro - ßen Gewächsen. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn am Gaumen zündet er einen Raketenantrieb von salzig mineralischen Eindrücken und vielschichtigen Zitrusaro - men. Ein kompromisslos straffer Charakter mit Schub - kraft, dem HO Spaniers Akribie so viel Terroir entlockt, dass man seine Herkunft vom Kalksteinfels zu jeder Zeit spürt. Das ist etwas für Geschmackspioniere, die zu neuen Weinerlebnissen unterwegs sind. 3 … 2 … 1 … Liftoff! 7 –8°C 11612-19 0,75 l jetzt bis 2026 1l =29,33 € 22,00 €

1855 veröffentlichte der Naturwissenschaftler Jules Lavalle die Histoire et Statistique de la Vigne de Grands Vins de la Côte-d’Or. In dem Jahr, in dem das Bordeaux seine Weingüter klassifizierte, ging es Lavalle darum, Ähnliches im Burgund zu unternehmen. Dabei baute er aber auf ein etwas anderes Prinzip. In der Handelsstadt Bordeaux wurde sozusagen die Marke des Weinguts klassifiziert. Die Weinberge dort sind homogener und der menschliche Faktor wichtiger, also war es das Château mit nicht ganz klar definiertem Weinbergsbesitz rundherum, welches die Einstufung erhielt. Im Burgund, das wussten schon die Zisterzienser, die hier seit dem Mittelalter Weine anbauten, ändert sich das Terroir auf kleinstem Raum und jeder Weinberg zeigt Besonderheiten und eigenen Charakter. Manche taugen nur für einfache Zechweine, während 100 Meter weiter der Boden und das Mikroklima so gut sind, dass man den Weinberg mit einer Mauer umgeben hat, um Traubendiebe abzuhalten. Lavalle fasste dieses historisch gewachsene Wissen zusammen und untermauerte es, im Geiste der Aufklärung, durch entsprechende statistische Daten. Terroir als exakte Wissenschaft. Das Prinzip war im Grunde einfach. Je genauer definiert die Herkunft eines Weines ist, desto mehr galt er. Also ein Wein aus der fest umrissenen Region Burgund sollte besser und vor allem eben auch typischer sein als ein Wein von irgendeinem Acker irgendwo aus Frankreich. Ein Wein, der ein Dorf als Herkunft im Namen trug,

2017 WACHENHEIMERRIESLING„R“ TROCKEN Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz Gut Ding will Weile haben. Weshalb man dieses perfekt aromatische Wachenheimer Prachtstück einfach mal mehr als zwei Jahre im Fass gelassen hat, damit es unbe - helligt reifen konnte. „Wenn das Leben ein Wünschdirwas wäre“, meint Steffen Brahner vom Weingut Dr. Bürklin- Wolf, „dann würden wir alle unsere Village Weine sogar erst nach drei Jahren auf den Markt bringen.“ Das Gute für uns Genießer ist, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen, weil man gleich lostrinken kann und nicht mehr warten muss, bis geschmacklich alles am rechten Fleck ist. Ein geduldiger Wein für Ungeduldige. Das „R“ in seinem Namen steht übrigens nicht, wie man meinen könnte, für Reserve, sondern für: Richtig gut! 8– 10°C 26959-17 0,75 l jetzt bis 2026 1l =30,67 € 23,00 €

besser als ein einfacher Bourgogne, ein Wein von einem Premier-Cru- Weinberg natürlich noch besser und ein Grand Cru die Spitze des Weinbaus. Das Konzept war in seinen Grundzügen so einleuchtend und vor allen Dingen auch für den Konsumenten so simpel und gut verständlich, dass es sich schnell durchsetzte – trotz der unübersicht - lichen Vielfalt der Einzellagen. Das Prinzip Burgund war geboren. Wie so oft bei mehrstufigen Konzepten bleibt aber die Mitte ein wenig im Dunkeln. Wie in der Schule, wo der Klassenprimus auch beim Klassentreffen 20 Jahre später noch jedem ein Begriff ist, genau wie der Klassenclown, der sich nie um seine Noten geschert hat. In Deutschland verstand man schnell, dass das Cru-System aus dem Burgund sich perfekt auf die deutschen Weinanbaugebiete übertra - gen ließ. Es war aber weniger die weinbauliche Erkenntnis, dass in Cold-Climate-Gebieten die Lage besonders wichtig ist, als vielmehr das preußische Finanzamt, das nämlich begriff, dass für bessere Lagen mehr Geld bezahlt wurde und man diese daher auch höher besteuern konnte. Mit preußischer Effizienz wurden also Kartografen losgeschickt, die vorher noch Schlachtfelder für das Militär aufge - zeichnet hatten, und die Steilhänge in den Blick genommen. Daher stammen sehr detaillierte Weinbergskarten, in denen neben den allgemeinen Weinbergen die guten und die besonders guten farblich

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JUNI 2021

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