Weinbrevier Deutschland

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& M I T E I N A N D E R KÜHLING- GILLOT

So sehr man sich auch bemüht, beide Weingüter auseinander zu halten, ist das Motto „Miteinander“, dass Carolin und Hans-Oliver „HO“ Spanier sich und ihren beiden Gütern gegeben haben, so treffend, dass es bemüht und aufoktroyiert wirken würde, wenn man Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot hier getrennt behandeln würde. Denn in beiden Weingütern machen beide dasselbe, HO kümmert sich um Weinberge und den Keller, Carolin hat bei Cuvées das letzte Wort und kümmert sich um Vermarktung, Proben und alles andere, was ansteht, sobald der Wein einmal in der Flasche ist. „Wir haben schon sehr früh damit aufgehört, im Kopf die Betriebe in ‚dein‘ und ‚mein‘ Weingut zu trennen“, sagt Carolin, „weil das auch gar keinen Sinn machen würde. Ich könnte mich schließlich auch nicht entscheiden, welches meiner Kinder ich lieber mag.“ U nd warum hat man dann nicht fusioniert? „Die Unterschiede sind klar vorhanden, das sind zwei S . 78 siehe WEINLISTE

unterschiedliche Weingüter, das liegt zwar ‚nur‘ an der Herkunft, aber die ist völlig unterschiedlich. Die Weine von Kühling-Gillot stammen vom Roten Hang und die von Battenfeld-Spanier vom Kalkboden hier im Wonnegau und im Zellertal. Für unser Ideal vom Wein ist das absolut entscheidend, denn unsere Weine sollen von dieser Herkunft

Region, die heute Rang und Namen haben. Die Gruppe als solche gibt es nicht mehr, aber ihre Wichtigkeit für Deutschland, die Region und sowohl Battenfeld-Spanier als auch Kühling-Gillot ist kaum zu unterschätzen.

erzählen. Die ist nicht auflösbar und wenn wir einen der Namen geschliffen hätten, dann hätten wir genau das versucht“, erläutert HO. Er ist derjenige, der mehr spricht in unserer Videokonferenz, da wir uns vor allem über sein Lieblingsthema Weinbau und Kellerarbeit unterhalten. Bemerkenswert ist, wie weit HO’s Gedan - ken dabei schweifen, wie tief sein Wissen ist und welche Zusammenhänge er selbst - verständlich herstellt. Ganz klar ist er das beste Beispiel für seine eigene Bemerkung: „Hier in Rheinhessen prägt die Landschaft auch die Leute. Das ist eine weite Steppen - landschaft und weil man nicht gleich vor eine Wand guckt, sind wir hier auch eher weltoffen eingestellt.“ Bestimmt ist das auch ein Grund für die erstaunliche Renaissance rheinhessischer Weine. Denn wenn man davon spricht, dass der Wein - bau in Deutschland durch Massenerzeuger am Boden lag, dann schwebt immer auch

Die Message, die damals in der Bottle sein sollte, gilt aber heute immer noch: Der Wein soll nach seinem Terroir schmecken. Entsprechend heißt auch die Firma, die HO und Carolin gegründet haben liquid earth. Und tatsächlich, obwohl die Weine auf dieselbe Weise gemacht werden, sogar im selben Keller in Hohen-Sülzen ausgebaut werden, die Unterschiede sind frappierend. HO beschreibt sie so: „Die Battenfeld-Spa - nier-Weine sind geradliniger, salzig, mineralischer, die zischen richtig. Das kommt von den Kalkböden, die sorgen dafür, dass der Wein sozusagen kürzer getaktet ist, heller und vibrierender. Dagegen ist Kühling-Gillot vom Rotlie - genden eher mundfüllend, insgesamt langwelliger und dafür auch tiefgründiger. Die Weine wirken viel souveräner und relaxter.“ Die Möglichkeit, zwei verschie -

» DAS SIND ZWEI UNTERSCHIEDLICHE WEINGÜTER, DAS LIEGT ZWAR ‚NUR‘ ANDER HERKUNFT, ABER DIE IST VÖLLIG UNTERSCHIEDLICH. « Hans-Oliver „HO“ Spanier

BATTENFELD- SPANIER

ein Name in der Luft, der untrennbar mit Rheinhessen verbunden ist: Liebfrauenmilch. Aber hier in der „Steppe“ nahm eben auch die Gegenbewegung ihren Anfang, als sich mit Message in a Bottle eine Gruppe von Winzern zusammenschloss, die auf Qualität hinauswoll - te. Teil davon: Carolin und HO nebst fast allen Weingütern der

dene Herkünfte unter solch ähnlichen Bedingungen zu vergleichen gibt es nicht oft und es ist faszinierend, welche enormen Auswirkun - gen die Geologie haben kann. Aber gleichzeitig sind die Weine auch erkennbar aus einer Hand. „Ich hatte neulich eine Blindverkostung, da habe ich unsere Weine immer gleich herausgeschmeckt. Das Terroir ist auch ganz viel Mensch“, erzählt Carolin und HO ergänzt: „Die Weine sind ja alle spontanvergoren. Da kann auch unser Keller mit einem besonderen Hefestamm mitmischen, dass die Weine alle erkennbar von hier stammen.“

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JUNI 2021

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