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WAS EINST FÜR DIEWEINE AUS DEM BURGUNDGALT, GILT HEUTE ERST RECHT FÜR DIEWEINE AUS DEUTSCHLAND.
ORTSWEINE
hervorgehoben wurden. Die großen deutschen Lagen-Weine traten einen internationalen Siegeszug an und selbst in Paris waren sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf den Weinkarten der Top-Hotels zu finden. Und wenn es für einen damals
2020 BRAUNEBERGER J RIESLING TROCKEN Fritz Haag, Mosel-Saar-Ruwer
sündhaft teuren Scharzhofberger, Idig oder Steinwein nicht reichte, trank man halt einen Deidesheimer, Kaseler oder Kiedricher. Ja, die waren damals jedem Weinfreund ein Begriff. Wir decken den Mantel des Schweigens über die dunklen Jahrzehnte des deutschen Weins und springen sofort ins Jetzt. Das Terroir spielt wieder die Hauptrolle, die ihm gebührt und bei den Spitzenwinzern des VDP ist es klar, dass eine Große Lage und eine Großlage nur ein kleiner semanti - scher, aber ein großer geschmacklicher Unterschied ist. Und jedem Weinfreund ist bewusst, dass ein Großes Gewächs die Spitze des deutschen Weinbaus darstellt. Aber Ortsweine? Vielleicht gelingt die Übersetzung des klangvollen Village ins Deutsche nicht so einfach. Ein Ort ist ja nun eine eher abstrak - te räumliche Angabe und kann so ziemlich alles sein. Aber die Alternativen klingen auch nicht gut: Dorfwein? Klingt Privinziell. Gemeindewein? Prost, Herr Pfarrer! Kaffwein … Lassen wir das und blieben wir beim Ortswein. Denn – und das ist die gute Nachricht für alle Weinfreunde – was einst für die Weine aus dem Burgund galt, gilt heute erst recht für die Weine aus Deutschland. Bei sehr vielen Winzern sind die Weine mit dem Ortsnamen darauf ein regelrechtes Schnäppchen. Ein Wachenheimer, Brauneberger, Erdener, Kaseler oder wie sie alle heißen, kommen bei den Top-Erzeugern aus Top-Lagen und werden mit viel Liebe und Aufmerksamkeit erzeugt. Wer Wein aus Genuss trinkt, sollte sich eigentlich (solange so wenige merken, was ihnen da entgeht) den Keller randvoll machen mit Ortsweinen der deutschen Spitzenweingüter. Da kann man in vielen Fällen sofort Spaß mit haben, aber in jedem Fall in ein paar Jahren. Der finanzielle Einsatz ist überschaubar, und man muss nicht lange grübeln, ob Gelegenheit, Menüfolge und Reifezeitpunkt perfekt sind. Und ob überhaupt die richtigen Gäste dabei sind, um eine der sechs zugeteilten Flaschen GG aufzumachen. Der Clou ist: es wird trotzdem ein großartiges Erlebnis sein, das können wir versprechen. Irgendwann wird die internationale Weinwelt sich an das Ö in Mölsheim gewöhnt haben und das unaussprechliche „ch“ in Wachenheim einfach so aussprechen, wie es gerade kommt. Und dann werden die Ortsnamen in den Bars in New York und Paris so sexy klingen, wie die Weine schmecken. Aber bis dahin werden wir, die es früher und besser wussten viel, viel Spaß haben. Also mehr Villages Allemandes in den Keller und auf den Tisch. —
Beim Brauneberger Riesling von Fritz Haag macht ein kleines J den Unterschied. Denn es steht für Juffer. Dieser Wein stammt also aus der berühmten Einzellage der Mittelmosel. Die darf aber nicht auf dem Etikett auftauchen. Warum das so ist, kann man gerne unter bürokratischer Ordentlichkeit ab - haken. Zum Glück muss das die Riesling-Süchtigen unter uns nicht kümmern. Bleibt umso mehr Aufmerksamkeit für die - sen genialen Tropfen, der Eleganz und Finesse pur bietet und dabei so charaktervoll nach Juffer schmeckt, dass wir es auch ohne den diskreten Hinweis sofort erkannt hätten. 8– 10°C 12105-20 0,75 l jetzt bis 2028 1l =21,33 € 16,00 €
PREIS GENUSS VERHÄLTNIS
2018 ERDENERPINOT BLANC Markus Molitor, Mosel-Saar-Ruwer
Markus Molitor ist nicht der einzige Kultwinzer, der alte Weißburgunderbestände in Erden sein Eigen nennt. Auch Ernie Loosens Weißburgunder stammt von hier. Der Grund ist einfach: Die flacher werden - den Weinberge, die als Ausläufer der berühmten Ür - ziger Lagen nicht mehr so (Schiefer-) steinig, son - dern tiefgründiger sind, sind für die Rebsorte geradezu ideal. Ein Glück, dass man trotzdem die typische Mineralität und Moseleleganz in Markus’ Pinot Blanc finden kann, denn sonst wäre uns ein großer Genuss verwehrt geblieben. 8– 10°C 14049-18 0,75 l jetzt bis 2025 1l =22,53 € 16,90 € MAGNUM 8– 10°C 14050-18 1,5 l jetzt bis 2025 1l =23,33 € 35,00 €
2019 KASELERRIESLINGTROCKEN Reichsgraf von Kesselstatt, Mosel-Saar-Ruwer
Kurz bevor man aus Richtung Koblenz nach Trier kommt, passiert man unbemerkt die Zufahrt zur Ruwer und hat sie so gleich auch verpasst. Das zurückgezogene Tal ist im Vergleich zu den Hochburgen der Mittelmosel auch im Hochsommer eine ländliche Ruhe-Oase, in der eher wenig los ist. Bis auf den charakter- und säurestarken Riesling, den man hier kel - tert, denn der macht aromatisch schon beim ersten Schluck was los. Früher war der Wein von hier herb, durch die höhe - ren Temperaturen der letzten Jahrzehnte ist das Ruwertal jetzt eine klimatisch bevorzugte Ecke für Riesling, die es end - lich zu entdecken gilt: zum Beispiel mit diesem delikaten Ka - seler von Kesselstatt. 8– 10°C 10131-19 0,75 l jetzt bis 2024 1l = 17,33 € 13,00 €
Rotwein
Roséwein
Weißwein
Rosé-Schaumwein
Biowein
NatWine
Limitiert
Schaumwein
Stark limitiert
JUNI 2021
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