«Bildung ist ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung»
Daniel Neuhaus lebt seit über 20 Jah- ren in Afrika und arbeitet dort für den internationalen Verband christlicher Schulen ACSI (Association of Christi- an Schools International). Wir wollten von ihm wissen, weshalb Bildung so wichtig ist, wie gute Bildung aussieht und wie sich christliche Werte auf die Ausbildung auswirken. Daniel Neuhaus, seit einigen Jahren liegt in der Entwicklungszusammenarbeit ein besonderer Fokus auf Bildung. Weshalb? Bildung ist eng mit der Würde des Men- schen verbunden, denn sie kann eine Person aus der Dunkelheit herausholen. Eine gebildete Person wird zu einer wich- tigen Stütze der Gesellschaft. Bildung ist dadurch ein Schlüsselfaktor für die Ent- wicklung der Länder und das Wohlerge- hen der Menschen. Weshalb ist Bildung in Entwicklungslän- dern häufig mangelhaft? Die Regierungen sind oft völlig über- fordert von den Bedürfnissen und der Anzahl der Kinder, die zur Schule gehen sollten. Vor kurzem sagte ein Vertreter der Regierung der Elfenbeinküste, dass allein in einem einzigen Stadtteil von Abidjan täglich über 520 Kinder gebo- ren werden – die Schulen müssten re- gelmässig dementsprechend erweitert werden. Ein weiteres Problem ist die Art des Unterrichts: Es geht in der Schule nur darum, etwas auswendig zu lernen und möglichst viele Diplome zu erhalten und nicht etwa darum, etwas wirklich zu be- greifen und anwenden zu können. Welche Kompetenzen sollten in der Aus- bildung besonders gefördert werden? Jedes Kind sollte eine allgemeine Grund- bildung erhalten und dann seinen Fähig- keiten entsprechend ausgebildet wer- den. Das Ziel der Schulbildung soll nicht nur sein, Diplome zu erhalten, sondern Know-how, praktische Fertigkeiten und Lebenskompetenzen zu erlangen. Die Bildungspolitik muss sich an der so- zioökonomischen und kulturellen Ent- wicklung eines Landes orientieren, denn der Qualifikationsbedarf der zukünftigen
Arbeitsnehmenden ist in jedem Land ein anderer. Beispielsweise sollte ein Land wie Gabun, das hauptsächlich von der Rohölproduktion abhängig ist und fast alle seine Nahrungsmittel importiert, den Agrar- und Viehsektor sowie die Fischerei und den Bergbau weiterent- wickeln und entsprechende Fachkräfte ausbilden. Aus meiner Sicht ist es zudem wichtig, dass Spiritualität ein integraler Bestand- teil von Bildung ist. Wenn Kinder er- fahren, dass sie einen Vater im Himmel haben, der sie liebt, haben sie die Mög- lichkeit, ihn kennenzulernen und seinen Plan für ihr Leben zu entdecken. Ich bin überzeugt, dass Gott seine Kinder ge- mäss Josua 1:8 in ihrer Aufgabe und ih- rem Beruf segnen wird – egal ob sie als Leiter, Unternehmer, Bauern, Handwer- ker oder Händler tätig sind oder in der Kirche arbeiten. Braucht es im Bereich Bildung noch Un- terstützung aus dem Norden? Wenn ja, wo? Vor allem müssen qualifizierte Lehrer ausgebildet und Schulen gebaut wer- den, insbesondere in ländlichen Ge- bieten. Die Türen dafür stehen in vielen Ländern weit offen: häufig gewähren die Regierungen kostenloses Land sowie die benötigten Genehmigungen für die Eröffnung von Schulen. Ein weiterer Bereich sind die Fach- und Berufsschulen, denn dort besteht be- sonderer Nachholbedarf: Es braucht mehr Schulen, die praktische und tech- nische Fertigkeiten vermitteln und Be- rufsmöglichkeiten eröffnen. Den weni- gen Berufsschulen, die es gibt, mangelt es an geschultem Personal und der be- nötigten Infrastruktur. Dabei könnten gut ausgebildete junge Erwachsene sehr viel zur Entwicklung der Länder im globalen Süden beitragen. Im Norden verfügen wir über viel Know-how und ausgereifte Berufsbildungssysteme, die relativ einfach an die Bedingungen im Süden angepasst werden können und die hier viel bewirken. Aus meiner Sicht ist es zudem wichtig, dass das Weitergeben der Guten Nach- →
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