IHK-Magazin Ausgabe 4/2025

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HOTELLERIE „Kampf ums Überleben trotz guter Auslastung“ Zahlreiche Beherbergungsbetriebe blicken mit Sorgen in die Zukunft. Gestiegene Preise und bürokratische Hürden belasten die Hotels.

D er Tourismus in Baden-Württemberg legte mit fast 59 Millionen Übernachtungen 2024 ein Rekordergebnis hin. Auch die Zahlen für unsere Region können sich sehen las- sen (siehe Grafik). Im deutlichen Gegensatz zu diesen Zahlen stehen die Ergebnisse einer Son- derausgabe der DIHK-Konjunkturumfrage, an der 2.500 Beherbergungsbetriebe teilnahmen. Viele davon gaben an, dass sich ihre finanzielle Situation in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert hat. DIHK-Tourismusexperte Dirk Binding: „Viele Hotels und Gaststätten haben weniger ein Nachfrageproblem, sondern eher ein Kostenproblem. Viele Betriebe kämpfen trotz guter Auslastung um ihr Überleben.“ Ähnliches beobachtet Melanie von Görtz, DE- HOGA Geschäftsstellenleiterin Heidelberg und merkt an: „Die guten Übernachtungszahlen täu- schen ein wenig darüber hinweg, dass wir selbst in Heidelberg bei der Auslastung noch nicht auf Vor-Corona-Niveau sind. 2019 lag diese bei 55,2 Prozent. Im vergangenen Jahr bei 50,4 Prozent.

Es wurden massiv Betten aufgebaut, vor allem in den größeren Städten. Durch diese gestiegenen Kapazitäten sind die Preise unter Druck und die Branche hat trotz gestiegener Übernachtungs- zahlen weniger Ertrag.“ Übereinstimmend mit der DIHK-Umfrage nennen von Görtz und Achim Ihrig, Vorsitzen- der des Mannheimer Hotelvereins „Hotels im Quadrat“, Kostensteigerungen bei Personal, Energie und Lebensmitteln sowie ausufernde Bürokratie als größte Belastung für die Betriebe. Hinzu kommen Herausforderungen in Form von Sonderausgaben wie Bettensteuern und regiona- le Besonderheiten. Bis zu 14 Überstunden wöchentlich waren bei- spielsweise in der Branche schon vor fünf Jah- ren nötig, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Der DEHOGA ist seit längerer Zeit aktiv gegen überbordende bürokratische Vorschriften. Im Sommer 2023 hat sich daher eine „Entlastungs- allianz“ gegründet. Dort arbeiten Experten der Ministerien sowie Kommunal- und Wirtschafts- verbände zusammen. Der DEHOGA hat dieser Allianz 83 belastende Gesetze, Vorschriften und Dokumentationspflichten vorgelegt. Melanie von Görtz: „Bisher hat sich bei kaum einem der 83 Punkte etwas Wesentliches getan. Statt sich um die Gäste zu kümmern, müssen Gastro- nomen und Hoteliers sich beispielsweise mit dem erneuten Aushang des Jugendschutzgeset- zes beschäftigen. Dieses musste ausgetauscht werden, weil sich das Datum auf dem Papier geändert hatte. Versäumt man es, drohen 5000 Euro Strafe.“ Auch vermeintliche Erleichterungen entpuppen sich laut Achim Ihrig eher als zusätzliche, zeit- aufwändige Aufgabe. So sei zwar die Melde- pflicht für inländische Hotelgäste entfallen. Da ausländische Gäste aber immer noch melde- pflichtig sind – selbst, wenn sie in Deutschland leben – müssen die Betriebe zwei unterschied- liche Meldeprozesse anwenden. „Hierfür

Andrang an der Rezeption. Viele Hotels sind trotz hoher Buchungs- zahlen finanziell am Limit.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2025

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