IHK-Magazin Ausgabe 4/2025

AUS DEN UNTERNEHMEN

ICODOS Vom Abfall zum Treibstoff

Icodos hat ein Verfahren zur Herstellung von E-Methanol entwickelt, der vor allem als Treibstoff für Schiffe interessant ist. Diese E-Fuels-Pilotanlage steht im Mannheimer Klärwerk. G roßer Bahnhof: Sogar der scheidende Bundes- verkehrsminister Volker

Der Standort der Pilotanlage des 2022 gegründeten Mann- heimer Unternehmens ist da- bei eine echte Win-win-Situ- ation. Denn es ist das Biogas, das in den wuchtigen Faultür- men der Kläranlage aus dem Klärschlamm des Mannhei- mer Abwassers vergärt wird, das für die Produktion des E-Methanols zum Einsatz kommt. Entwickelt hat Icodos das Verfahren am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das CO2 wird dabei während des Herstellungsprozesses aus dem Biogas abgetrennt und mit grünem Wasserstoff, der per Elektrolyse erzeugt wird, zu E-Methanol verarbeitet. „In unserem Verfahren ist nicht nur der gesamte Ablauf treibhausgasneutral, sondern es wird aktiv CO2 reduziert“, so Vidal Vazquez. Er kann sich eine solche Zusammenarbeit zwischen Kläranlagen und seinem Unternehmen auch weit über Mannheim hinaus vorstellen. Schließlich gebe es 9.000 Kläranlagen allein in Deutschland und bis zu 80.000 europaweit, eine der größten liegt in Sichtweite des Mannheimer Klärwerks auf „Mannheim 001“ erinnert an den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, das erste von Carl Benz gebaute Automobil mit Verbrennungsmotor – ein wich- tiger Meilenstein für die welt- weite Mobilität, das ebenfalls in Mannheim startete. „Mannheim 001“ produziert zehn Tonnen E-Methanol pro Jahr und soll dem Gelände der BASF. Der Name der Pilotanlage

vor allem das Zusammenspiel mit dem Klärwerk testen. Zu diesem Zweck wurde die ur- sprüngliche Pilotanlage vom KIT in Karlsruhe in die Qua- dratestadt „umgezogen“. Die nächsten Schritte sind bereits geplant. 2026 soll eine Demons- trationsanlage auf dem Gelände des französischen Stromerzeu- gers Electricité de France in Paris mit einer Kapazität von 150 Tonnen pro Jahr in Betrieb gehen. Eine industrielle Pro- duktion mit 3.500 Tonnen pro Jahr ist ab 2027 in spanischen Valencia vorgesehen. Die hier hergestellten E-Fuels könnten für 700 bis 800 Euro pro Tonne auf den Markt kommen. Finan- ziell gefördert wird Icodos vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der EU. Icodos-Gründer Vidal Vazquez ist überzeugt, dass E-Methanol mittelfristig auch mit Blick auf den Preis mit fossilen Kraftstof- fen konkurrieren kann. Derzeit koste Schweröl rund 300 Euro pro Tonne, Marinediesel rund 500 Euro. Und die Vermark- tungsmöglichkeiten seien nicht auf die Schifffahrt begrenzt. Denn Methanol – mit rund 110 Millionen Tonnen pro Jahr eine der weltweit am meisten produzierten Chemikalien – dient auch als Grundstoff für eine breite Palette von chemi- schen Produkten wie Polymer- fasern für die Textilindustrie, Kunststoffe für Verpackungen, Klebstoffe, Windeln, Farben oder Lösungsmitteln. uc

Wissing nahm Ende März 2025 an der Einweihung der Anlage teil. Und lies sich von den Icodos-Geschäftsführern Francisco Vidal Vazquez und David Strittmatter das Projekt erklären: Will der internatio- nale Seeverkehr mit seinen riesigen Containerschiffen klimaneutral werden, braucht er E-Fuels, also synthetisch herstellte Kraftstoffe. Bisher nutzen die Ozeanriesen fossile Treibstoffe wie Schweröl und Marinediesel. Und sind damit für knapp drei Prozent der globalen CO2-Emissionen ver- antwortlich.

E-Fuels Sammelbegriff für alle Arten von Kraft - stoffen, die mit Hilfe von erneuerbaren Energien synthe - tisch hergestellt werden.

Hier spielt sich alles ab: die Icodos-Pilotanlage in der Nähe der Mannheimer Klärwerke

icodos.com

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IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2025

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