BEST PRACTICE
Maria-Rast STI FTUNG Lebendiges Altwerden
Stiftung Maria-Rast wirbt marokkanische Pflegekräfte an
Erfolgreiches Recruiting auf eigene Faust
Zusammenarbeit mit einer Agentur
Zum Abschluss der Reise fand eine Informationsveranstaltung in einem Tagungshotel statt. Eingeladen waren alle Schüler der Sprachschule MORSTEIN, die ein grundsätzliches Interes- se an der Auswanderung nach Deutschland hatten. Etwa 50 junge Frauen und Männer waren der Einladung gefolgt. Ein Teil von ihnen hatte eine vollständig abgeschlossene Ausbil- dung in der Pflege, alle anderen konnten zumindest umfang- reiche pflegerische Erfahrungen durch Praktika nachweisen. Schon auf der Informationsveranstaltung wurden erste Vorstellungsgespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern geführt. Weitere Gespräche fanden im Anschluss per Video- call statt. Die ersten Pflegekräfte reisten im April 2023 ein Seit der ersten Informationsveranstaltung in Marokko – eine zweite fand im Juni 2023 statt – haben insgesamt schon 18 junge Pflegekräfte ihren Dienst in Deutschland begonnen. Nicht alle arbeiten bei der Stiftung Maria-Rast, ein Teil wurde an benachbarte Einrichtungen vermittelt. Die meisten von ihnen sind zur Ausbildung nach Deutschland gekommen, hierfür gibt es nach nur kurzer Wartezeit ein Visum. Die Einreiseformalitäten für Pflegefachkräfte sind umfangreicher, das Verfahren dauert deutlich länger. Erst im November 2023 konnte die erste Pflegefachkraft bei der Stiftung Maria- Rast starten. Seit Februar 2024 absolviert sie einen von der Agentur für Arbeit finanzierten Kurs zur Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung, die für Mai 2024 terminiert ist. Erst nach erfolgreichem Bestehen der Kenntnisprüfung gilt sie auch in Deutschland als Pflegefachkraft. Die nächsten zwei Pflegefachkräfte werden im Frühjahr erwartet, weitere im Sommer 2024.
eine gute Internetverbindung Sorge zu tragen. In den ersten Tagen nach der Einreise sind zahlreiche Behördenangelegen- heiten, die Eröffnung eines Bankkontos u.ä. zu erledigen. Die Stiftung in Damme hat für die Unterstützung der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Sozialarbeiterin im Ruhestand auf geringfügiger Basis beschäftigt.
Vor den Aktivitäten in und mit Marokko hatte die Stiftung Maria-Rast einen Vertrag mit einer Agentur aus Berlin abge- schlossen. Über diese wurden drei iranische Pflegefachkräfte nach Damme vermittelt. Die Kosten für die Vermittlung dieser Personen beliefen sich jeweils auf einen fünftstelligen Betrag. Obwohl die Aufnahme der drei Iranerinnen gewissenhaft vorbereitet war und die Voraussetzungen für die Integrati- on auch rückwirkend betrachtet sehr gut waren, kündigten zwei der drei Fachkräfte bereits im ersten Jahr. Nach dieser Erfahrung suchte Westerkamp nach anderen Möglichkeiten der Anwerbung ausländischer Kräfte.
Integration und Austausch
Die Sozialarbeiterin steht auch über die ersten Tage hinaus als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie unterstützt die betriebliche, kulturelle und emotionale Integration der auslän- dischen Pflegekräfte. Über Ehrenamtliche wird wöchentlich ein Übungsabend zur Verbesserung der Sprache in lockerer Runde angeboten. Eine Aktion mit multiplem Effekt ist das Angebot an Bestandsbeschäftigte, an einer Studienreise nach Marokko teilzunehmen. Im Sommer 2023 waren die ersten vier Mitarbeiterinnen für einige Tage in Agadir und konnten sich einen umfassenden Eindruck vom Heimatland ihrer neuen Kolleginnen und Kollegen machen. Im Herbst 2024 ist eine weitere Reise dieser Art geplant.
Kontakt nach Marokko
In 2021 hat eine erste marokkanische Pflegekraft, deren Familie bereits längere Zeit in Deutschland lebte, einen Arbeitsvertrag bei der Stiftung Maria-Rast unterzeichnet. Aus diesem ersten Vertrag ergaben sich im Laufe der nächsten 12 Monate zwei weitere Anstellungen marokkanischer Pfle- gekräfte. Dann kam die Idee auf, gemeinsam mit einer der beschäftigten Marokkanerinnen und ihrem Ehemann in ihr Heimatland zu fliegen, um Pflegekräfte vor Ort anzuwerben. Im Dezember 2022 war es soweit.
Fazit
Das selbständige Recruiting von Pflegekräften aus Dritt- staaten erfordert viel Vorbereitung, Wissen und Geduld. Es entstehen nicht unerhebliche Kosten, auch wenn die finanziellen Aufwendungen deutlich geringer sind als bei der Vermittlung durch eine Agentur. Doch der Aufwand lohnt sich, wenn es gelingt, die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig an das Unternehmen zu binden. Das Anwerben ist nur der erste Schritt. Ein professionelles Integrationsma- nagement ist unbedingt erforderlich, damit sich die neuen Kolleginnen und Kollegen angenommen und wertgeschätzt fühlen. Und damit sie bleiben.
Aktivitäten in Agadir
Immer mehr Pflegeeinrichtungen beginnen mit der systema- tischen Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Drittstaaten, um die angespannte Personalsituation zu verbessern. Werner Westerkamp, Vorstand der Stiftung Maria- Rast mit Sitz im niedersächsischen Damme, sieht nicht nur die Chance auf Linderung der Personalsorgen. Er erkennt in der Diversität seiner Teams weitere Vorteile. Für ihn bedeutet die Entwicklung auch eine erhöhte Attraktivität als moderner Arbeitgeber für inländische Bewerberinnen und Bewerber. Die seit mehr als 30 Jahren von Werner Westerkamp ge- leitete Stiftung Maria-Rast betreibt zwei vollstationäre Pfle- geheime, vier Tagespflegeeinrichtungen und mehrere Ser- vicewohnhäuser für Senioren. Ein ambulanter Pflegedienst firmiert als Tochtergesellschaft.
Schon vor der einwöchigen Reise waren Termine mit der Sprachschule MORSTEIN und der Pflegeschule GALIEN in Agadir vereinbart. Zudem waren mehrere Gespräche mit auswanderungswilligen Pflegekräften aus dem Umfeld der Familien vereinbart, teilweise fanden die Gespräche an den jeweiligen Arbeitsplätzen statt.
Wohnraumbeschaffung und Unterstützung beim Onboarding
Für weitere Informationen melden Sie sich gerne bei: Autor: WERNER WESTERKAMP Vorstand Stiftung Maria-Rast Steinfelder Straße 58 I 49401 Damme Tel. +49 5491 96700 westerkamp@maria-rast.de | www.maria-rast.de
Bevor die ausländischen Pflegekräfte in Deutschland einrei- sen, sind diverse Vorbereitungen zu treffen, insbesondere ist geeigneter Wohnraum zu beschaffen. Die Wohnungen müssen in der Nähe von Bus- oder Bahnhaltestellen liegen. Neben einer sachgerechten Möblierung ist vor allem auch für
Ausgabe April 2024
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