Hohe_Jagd_Texte

Dahoam bei der Förster Christl

Moderne in Form der Elektrizität ins Haus Einzug gehalten hatte, blieb der Charme des alten Bauern- hauses Dank der Pflege von Christl erhalten. Zwar gibt es einen Ofen, aber keine Zentralheizung, was das Haus über die Wintermonate bis auf die Stube, die Küche und die ge- nau darüber liegenden Stubenkam- mer bitter kalt erscheinen lässt. Abhilfe verschaffte man sich mit den Schindelwärmern, die mit ins Bett genommen wurden. Das sind Tonziegeln, die man im Ofen erwärmte und anschließend in ein Tuch eingewickelt hat. Dadurch entsteht eine wohlige Wärme, ähn- lich, wie die einer Wärmeflasche. Als Jägersgattin hat Christl auch Wildtiere, darunter einige Kitze aufgezogen. Eines der weiblichen Tiere hat später selbst ein Kitz be- kommen. Was die Christl erzählt, ist schier unglaublich: “Es kam ei- nes Tage zurück, nur um mir seinen Nachwuchs vorzustellen.“ Danach hat Christl die Ricke und ihr Kitz nie wieder gesehen. Christl ist Mutter zweier Töch- ter und mehrfache Groß- und Ur- großmutter. Ihre Enkel und Urenkel schätzen ebenfalls die heimelige At- mosphäre des alten Anwesens. Das ist nicht weiter verwunder- lich, wenn man die Idylle und Ruhe betrachtet, die von dem Haus ausge- hen. Hier fühlt man sich wohl, wes- halb der BZ-Waldläufer gerne bei der Förster-Christl auf ein Bierchen vorbei schaut und sich gerne die Geschichten der guten alten Zeit der Jägerschaft anhört.

Über 300 Jahre ist das alte Bau- ernhaus, das Christine Neumair ihr Eigen nennt. Die 81-jährige, von den Jägern im Ort liebe- und respektvoll “die Förster-Christl” ge- nannt. Wenn sie vor ihrer alten, uri- gen Haus sitzt, kommt so mancher Nachbar gerne auf ein “Tratscherl” vorbei. Da ihr 2004 verstorbener Mann Jäger war, hatte Christl oft die hie- sige Jägerschaft zu Besuch. Sowohl vor der Jagd als auch bis in die frü- hen Morgenstunden war ihre Stube geselliger Mittelpunkt. Aus dieser Zeit weiß die Förs- ter-Christl auch die ein oder andere unterhaltsame Anekdote zu berich- ten. So wollte ein Jäger während des rauschenden Weihnachtsfestes das Christkind anschießen, traff aber stattdessen die Stromleitung. Den feiernden Gästen blieb also nichts anderes übrig, als in absolu- ter Dunkelheit das Weihnachtsfest zu beenden. Obwohl im Laufe der Zeit die Der Waldläufer Herr Ernst geht unter die Jägerschaft

V.l.n.r. Ominger Franz, Neumair Christl, Jagdleiter Bauer am Berg, Zacherl Karl und Winklbauer Fritz vor dem über 300 Jahre alten traditionsreichen Bauernhaus. Foto: BZ

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