EUROPA/ZENTRALASIEN
POLEN Lebensmittelmarkt bietet gute Chancen
Pflanzliche Fleischalternativen waren bis 2022 zunehmend beliebt, doch seither sank die Nachfrage deutlich. Dies wird auf die gestiege- nen Preise im Vergleich zu Fleisch zurückgeführt. Viele Anbieter zogen sich zurück, wodurch das heimische Angebot an Vielfalt verlor. Exper- ten erwarten künftige aber wieder Zuwächse. Neue Varianten sollen Verbraucher überzeugen. Das böte neue Zulieferchancen für deutsche Produkte. Die Verkäufe pflanzlicher Alterna- tiven für Molkereiprodukte stiegen dagegen 2023 auf rund 220 Mil- lionen Euro. Pflanzliche Milch hält an den Verkäufen von Milch insge- samt einen Anteil von bereits fast 7 Prozent. Diese stammt auch aus dem Inland und es kommen immer wieder neue Produkte hinzu. Kaffee- und Weinimporte steigen Auch die Beliebtheit von Kaffee wächst. Die Verkäufe an private Haushalte und Gastronomen lagen 2023 bei über 1,5 Milliarden Euro. Die Kaffeeimporte stiegen 2023 auf 195.200 Tonnen. Rund 94 Prozent der Haushalte in Polen kaufen Kaffee. Der Pro-Kopf-Kaffeeverbrauch liegt derzeit bei rund 4 Kilogramm jährlich (Deutschland: 4,8 Kilogramm). Beim Alkoholkonsum dominieren Bier und Wodka aus polnischer Pro- duktion den Markt. Whisky ist eben- falls beliebt. Für weitere ausländische Spirituosen gibt es Marktnischen. Die steigende Weinnachfrage sank mit Beginn des Ukraine-Krieges und den darauffolgenden Preissteigerungen wieder: 2023 lag der Umsatz bei etwa 1 Milliarde Euro (2020: 1,3 Milliarden Euro). Weine aus Deutschland werden hingegen immer häufiger gekauft. Polen ist der fünftgrößte Absatzmarkt für deutsche Weine, so das Deutsche Weininstitut. GTAI/IHK
Auf den Geschmack gekommen: Deutsche Weine erfreuen sich in Polen immer größerer Beliebtheit und sind bereits in fast allen Geschäften zu finden.
Deutsche Anbieter haben eine starke Stellung unter den ausländischen Lie- feranten. Aber nicht alle deutschen Produkte werden importiert, viele Firmen, wie Bahlsen Polska, Tchibo Manufacturing Poland und Hochland haben eigene Produktionsstätten in Polen. Potenzial bei Bio- und veganen Produkten Marktchancen bieten sich auch bei hochpreisigen Bioprodukten. Zielgruppe sind hier insbesondere wohlhabende urbane Bevölkerungs- schichten. Ökologische Erzeugnisse dürften mit dem steigenden Umwelt- bewusstsein an Bedeutung gewinnen. Bionahrungsmittel halten aktuell in Polen einen Anteil von nur 0,5 Pro- zent gegenüber circa 12 Prozent in Westeuropa. Es besteht also ein sehr großes Wachstumspotenzial. Die in- ländische Erzeugung wird längerfris- tig eher gering bleiben. Derzeit sinkt die ökologische Herstellung tierischer Produkte sogar. Solche Lücken wer- den durch Importe gefüllt.
Gemäß einer Erhebung von Statista Market Insights werden die Nahrungsmittelumsätze in Polen 2024 um rund 7,4 Prozent zulegen. Angesichts gestiegener Löhne prognostiziert die EU-Kommission, dass der Privatkonsum der Haupt- motor für das Wirtschaftswachstum in Polen sein wird. Diese Entwicklung verbessert auch die Zulieferchancen für deutsche Lebensmittelhersteller. Deutsche Anbieter bedienen Marktnischen Die Nahrungsmittelherstellung ist eine der polnischen Kernbranchen. Trotz der umfangreichen inländi- schen Erzeugung bestehen aber auch für deutsche Anbieter gute Absatz- chancen auf dem polnischen Lebens- mittelmarkt. Das betrifft insbesonde- re verpackte Bioprodukte, die Polen nur begrenzt selbst herstellt. Auch für Wein, Sekt, Spirituosen und Kaffee aus Deutschland bestehen Markt- nischen, ebenso wie für Pralinen und andere Süßwaren. Zudem steigt die Nachfrage nach Fertiggerichten.
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IHK Global Business 07/2024
ihk.de/rhein-neckar
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