IHK-Magazin Ausgabe 7/2025

STANDORT

SERO Pumpen jenseits der Norm

Der Blick schweift über die Hügelketten des Kraichgaus, eine Holzbalkendecke sorgt für heimelige Atmosphäre, und schwarze Armaturen setzen einen modernen Akzent.

E ine Dachterrasse gehört auch dazu, damit sich Mit- arbeiter der Sero Pump- Systems in den Pausen wohl- fühlen. In diesem entspannten Ambiente nennt Frank Hassert ein paar Zahlen aus der Fir- mengeschichte: „1894 wurde“, so der technische Leiter, „das Unternehmen in Berlin ge- gründet, und zwar als Berliner Pumpenfabrik AG“. Seit über 65 Jahren sei „Sero“ jetzt in Meckesheim zuhause, 2009 habe sich das Unternehmen erneut für diesen Standort ent- schieden, weil eine weitere Ex- pansion vor Ort durch „Bauen, Abriss und Neubau“ möglich gewesen ist. So ist auch der angenehme Pausenraum 2023 durch eine Aufstockung des Gebäudes entstanden. Ein wei- teres Detail: An jedem Tisch befinden sich vier Stühle, drei könnte auch bildlich für das Geschäftsmodell von Sero stehen: Der Pumpenherstel- ler will sich bewusst durch Innovation vom übrigen Markt abheben. Hassert erläutert dieses Konzept, indem er erst auf die 1920er Jahre blickt. Sein Unternehmen erfand die Seitenkanalpumpe, die deut- lich leistungsfähiger als die etablierte Kreiselpumpe war. Ein echter Verkaufsschlager, der „Sero“ ein Alleinstellungs- merkmal einbrachte – und damit eine starke Stellung am Pumpenmarkt, der für Sero zum Verkäufermarkt wurde. Mit der Zeit entwickelten sich aber klare technische Vorstel- schwarze und ein roter. Der einzelne rote Stuhl

lungen, wie solche Pumpen zu arbeiten haben. „Alles wurde genau festgelegt“, erklärt Has- ser, „diese Normierung dämpf- te die Innovation.“ Außerdem kamen viele Anbieter dazu. Wer da bei Normpumpen erfolg- reich sein wollte, musste im- mer effizienter produzieren, bei sinkenden Kosten. Es entstand die ökonomische Situation eines Käufermarktes, weil sich die Marktmacht in den Händen der Kunden befand – und die Produktdifferenzierung eine immer geringere Rolle spielte. Gegen diesen Trend stemmt sich Sero: „Heute stellen wir jede Pumpe einzeln in Hand- arbeit her“, berichtet Hassert, „immer im direkten Dialog mit unseren Kunden“. Dabei ent- stehen „individuelle Lösun- gen“, die über Normpumpen hinausgehen. Das kurbelt enorm die innovativen Kräfte der Mitarbeiter an, denn der Technische Leiter stellt fest: „Sobald nur Prozesse optimiert werden, leidet letztlich die Innovation.“

Mit ihren Spezialpumpen ge- lang es Sero wieder einen Ver- käufermarkt aufzubauen, weil sie in dieser Nische Marktfüh- rer geworden sind. So fertigt das Unternehmen in Meckes- heim 2.000 Pumpen im Jahr und verkauft sie in knapp 50 Länder. Die Branchen sind Chemie, Öl und Gas, Industrie (allgemein), Energie sowie Ma- rine (Handelsschifffahrt). 46 Mitarbeiter sind für Sero tätig. Ein Bespiel: In LPG-be- triebenen Tankern sorgen Sero-Pumpen dafür, dass der Brennstoff im Brenner landet. Das „Zollwirrwarr von Trump“ bringe Schwierigkeiten beim Export in die USA, so Hassert. Die Pumpen seien davon mit ihrem Stahlgehäuse betroffen. Genauso erschwere das Ge- schäft, dass China den Export seltener Erden gedrosselt hat. Wichtige Bauteile von Pumpen sind Magneten. Dennoch sieht der Technische Leiter optimis- tisch in die Zukunft: „Wir sind aus allen Krisen gut herausge- kommen.“

Weltweit gefragt: Die Seitenkanal- Pumpen von Sero werden in rund 50 Länder geliefert.

ZAHLEN UND FAKTEN

1894 gegründet 2.000

Pumpen werden jährlich produziert

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IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2025

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