TIPPS
LADENDIEBSTAHL Den Tätern das Handwerk legen Ladendiebstahl hat Konjunktur. Die Täter werden dreister und der Schaden für die Unternehmen wächst. Was hilft und welche Rolle kann KI dabei spielen? K urz vor Ladenschluss. Ein Mann geht in die Umkleide, vier T-Shirts und eine Hose auf dem Arm. Kurze Zeit später kommt er
UNTER- NEHMENS- FÜHRUNG
„Der Klassiker ist nach wie vor der Einzeltäter, dem gelegentlich ein teurer Parfumflakon in die Jacke oder den Regenschirm rutscht“, berichtet IHK-Handelsreferent Timo Cyriax. Doch auch andere Produkte wie Softdrinks, Alkohol, Le- bensmittel, Textilien oder kleine Elektroartikel, also oft gar nicht mal so kostbare Waren, landen in fremden Taschen und machen in der Summe immense Schäden aus. Das Problem nimmt mittlerweile Formen an, die über den gelegentlichen Klauer weit hin- ausgehen. Es gibt Gruppen, die gleichzeitig Gegenstände einstecken und dann geschlossen den Laden verlassen. „Das ist beängstigend für unsere Mitarbeiter, die diese Leute gern aufhalten würden, bis die Polizei kommt. Aber wie sollen sie das anstellen?“, sorgt sich ein betroffener Einzelhändler. „Diese Täter wissen, dass man sie nicht ohne weiteres festhalten oder durchsuchen darf. Das gibt der rechtliche Rahmen gar nicht her und der Respekt vor der Autorität des Personals ist begrenzt“, so Timo Cyriax. Die Unternehmen seien daher bestrebt, ihre Mitarbeiter gar nicht erst in eine Situation kommen zu lassen, in der sie Angst haben oder sich unwohl fühlen. Was ist also die Lösung? „Prävention“, sagt der IHK-Experte. „Das Klauen möglichst offen- sichtlich erschweren. Den Eindruck erwecken, dass die Hürden hoch sind.“ Dazu zählt das Zeigen von Präsenz auf der Fläche und sicht- bare Gegenmaßnahmen: auffällig angebrachte Kameras, Sperren am Ausgang, die eine Flucht erschweren, besondere Maßnahmen zum Schutz von teuren Produkten – wie Anketten, Anbin- den, in einer verschlossenen Vitrine ausstellen. Auch wichtig: Elektronische Etiketten an den Waren, die beim Gang aus dem Geschäft Alarm auslösen. Einfach so ein T-Shirt mitnehmen, geht dann nicht. Timo Cyriax warnt allerdings, dass insbeson- dere professionellere Täter auf den ersten Blick erkennen, ob es sich bei Sicherungsmaßnahmen nur um Attrappen handelt. „Gerade bei Über- wachungskameras sollte man darauf achten,
wieder heraus, er hängt drei T-Shirts und die Hose auf den Ständer zum Wiedereinsortieren. Dann verlässt der Mann den Laden. Das vierte T-Shirt, das er unter seinem Anzug-Hemd trägt, bleibt unbezahlt. Was hier fiktiv beschrieben wird, kommt in Deutschland tausendfach vor. Ladendiebstahl hat 2024 Schäden in Rekordhöhe verursacht. Eine Studie des Handelsforschungsinstitutes EHI zeigt, dass Waren im Wert von fast drei Mil- liarden Euro an den Kassen vorbeigingen: Ein Fünftel mehr als 2022. Ein Drittel der Schäden geht mittlerweile auf die Kappe der organisier- ten Kriminalität.
2,9 MILLIARDEN EURO Schaden durch Ladendiebstahl in Deutschland 2024 QUELLE: EHI
Fröhlich geshoppt und nur ein Teil der neuen Sachen bezahlt? Rund 24 Millionen Diebstahlsdelikte im Einzelhandel bleiben jedes Jahr unentdeckt oder kommen nicht zur Anzeige.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2025
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