01-2015 D

TEN NEU setzen."

gisien) eingeladen, um einen Workshop zum Thema „Wie starte ich mein eigenes Unternehmen?“ zu leiten. Das war fünf Jahre nach dem Zerfall der Sowjetuni- on und damit auch der Planwirtschaft. Als Folge herrschte eine Arbeitslosigkeit von 60 bis 70%. Die Menschen fragten mich: „Kannst du uns helfen, Arbeits- plätze zu schaffen?“ Die Not machte mich sehr betroffen. In der folgenden Nacht wachte ich auf und vor mir sah ich die Verse aus Matthäus 25,35ff: „… was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Das war die Geburtsstunde von BPN. Wer beauftragt und inspiriert dich auf diesemWeg, und wie? Ich führe mir immer wieder den Auf- trag vom zitierten Abschnitt aus dem Matthäusevangelium vor Augen. Das hält meine Vision wach und gibt mir die Kraft, BPN weiterzuentwickeln. Mit der Vision war der (kurz gefasste) Auftrag klar. Nun galt es, Spiritualität und Exzel- lenz zu paaren. Das war Knochenarbeit, aber Gott gab die erforderliche Weisheit dafür. Wenn Gott etwas bestellt, dann bezahlt er auch dafür. Welche Hindernisse musstest du über- winden, damit du heute deine Vision leben kannst? Ichmusste meine Prioritäten neu setzen. Das führte unter anderem dazu, dass ich Aktivitäten aufgab, die mir Zeit und Kraft nahmen, welche ich für die Vision einsetzen wollte. Am Anfang war ich mit der Vision von BPN sehr einsam. Ich erhielt zwar Aner- kennung, aber niemand wollte finanziell mittragen. Doch ich hatte Gott verspro- chen, mit BPN zu beginnen, auch wenn ich die finanzielle Last vorerst selber tragen müsste. Als nach zwei, drei Jah- ren die ersten Früchte sichtbar wurden, änderte sich das. Die Erkenntnis verbrei- tete sich, dass ein Land nur durch wirt- schaftliche Entwicklung unabhängig von externer Hilfe werden kann.

Du ermutigst viele andere, ihre Lebens- vision zu leben. Wie machst du das? Ich gebe gerne meine Erfahrungen weiter und ermutige junge Menschen, gleich- zeitig geduldig und beharrlich zu sein. Gott hat für jeden Menschen einen Plan. Aber er lässt sich meistens mehr Zeit für die Vorbereitung, als wir uns selber zuge- stehen. Wir dürfen uns auch nicht durch Schwierigkeiten und Rückschläge ent- mutigen lassen. Sie dienen dazu, unseren Charakter zu formen. Ich selber kam erst mit 50 Jahren in meine eigentliche Beru- fung! Warum glaubst du, dass diese Phasen wichtig sind? Zur Findung und Erfüllung einer Vision gehören oft auch Schmerz und Niederla- gen. Sie helfen, unsere Vision und Strate- gie zu schärfen. Das führt uns auch in eine tiefe Beziehung mit Jesus und macht uns abhängig von ihm. Das ist Stärke, nicht Schwäche! Was empfiehlst du einer Person, die das Gefühl hat, gelebt zu werden und nicht in der Aufgabe zu stehen, die ihr eigent- lich imHerzen brennt? Ich kann das gut nachempfinden, weil ich das während Jahrzehnten so erlebt habe. Ich habe mir immer wieder vorge- nommen, dort, wo ich stehe, mein Bestes zu geben. Gleichzeitig hatte ich offene Augen und Ohren für einen Kurswechsel von Gott. Mose, Daniel, Joseph und andere Men- schen aus der Bibel waren auch keine Vi- sionäre. Sie waren gehorsam und gaben ihr Bestes, aber Gott gab ihnen die Vision und Weisheit für die Umsetzung. Das Interview mit Jürg OPPRECHT führte Ulrich HALDEMANN, Kommunikationslei- ter der SAM.

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