01-2015 D

Gott ist ein „Global Player“ In der Schweiz oder Deutschland gibt es hunderte von Möglichkeiten, sich für Gott und Menschen einzusetzen. Aber Gott ist ein „Global Player“ und setzt Menschen überall auf der Welt ein. Heute arbeiten beispielsweise Brasilianer in afrikanischen Kirchen mit, Chinesen in Zentralasien und auch Europäer haben immer noch eine Aufgabe weltweit, damit Menschen Gott erfahren. Ein Engagement im Ausland hat nichts mit Idealismus oder Abenteuerlust zu tun. Gott beruft den einen für einen Dienst zu Hause, andere, wie in meinem Beispiel, für eine Arbeit im Ausland. Das hätte ich mir niemals träumen lassen. Reisen ist eine Sache, aber eine Auslandmitarbeiterin für Gott zu werden, eine andere. Doch er hat mich immer wieder in Situationen geführt, in welchen ich merkte, dass mein Weg mit meinen Vorstellungen nicht weiterführt. Ich musste wegen meinem Engagement imAuslandnicht sosehr Träumeaufgeben. Vielmehr sind es Dinge undMenschen, die man in der Schweiz oder Deutschland für selbstverständlich hält, wie enge Freunde, all die Feste mit der Verwandtschaft, eine lebendige Gemeinde, gewisse Freiheiten wie nachts relativ gefahrlos unterwegs zu sein, Ernährungsgewohnheiten oder den gewissen Luxus, der in Europa normal ist. Aber man gewinnt auch erheblich, wenn man den Schritt hinaus vor die eigene Haustür wagt: Neue Freunde zumBeispiel. Man kommt mit Menschen anderer Kultu- ren in Kontakt und lernt, wie sie das Leben sehen, wie siemit Herausforderungen um- gehen undwelcheWerte sie haben. Man wächst in der Auseinandersetzung mit den anderen Kulturen persönlich: Man braucht viel Geduld, Toleranz und eine gewisse Resistenz gegenüber den tag- täglichen Scherereien, wie zum Beispiel dass schon wieder kein Strom vorhanden ist. Das Leben in einer anderen Kultur hat meinen Glauben bereichert. Ich bin mehr auf Gott angewiesen, auf seine Gegenwart und seine Versorgung. Als Theologin habe ich auch viele neue Perspektiven kennen gelernt, weil ich mit Christen aus allen möglichenHintergründen inKontakt kom- me. Dasmöchte ich nicht missen! Tabea lebt und arbeitet in Sri Lanka.

Emmentaler Landwirt in Brasilien

Ihr Leben soll blühen Nachdem ich die Matura gemacht hat- te, half ich in einem Kinderheim in Ru- mänien mit. Entgegen meinen Erwar- tungen entschied ich mich nach sechs Monaten, noch nicht in die Schweiz zurückzukehren, sondern im Land eine Jüngerschaftsschule mit JMEM zu ab- solvieren. Die Zeit sowohl im Kinder- heim als auch mit JMEM prägte mich sehr. Das Leben im Ausland hat mir sehr entsprochen, ich konnte mich gut anpassen. Irgendwann war für mich klar, dass ich Gott auch in Zukunft im Ausland dienen wollte. Später habe ich Stefan geheiratet, ei- nen Mann, der denselben Wunsch in seinem Herzen trug. Nach unserer Hochzeit machte ich meine Ausbil- dung zur Hebamme, sammelte Be- rufserfahrung und bekam unser erstes Kind. In dieser Zeit wurde der Wunsch, mich im Ausland zu engagieren, immer kleiner und der Schritt, es wirklich zu tun, schien immer grösser. Doch die zusammengewürfelte Wohnungsein- richtung erinnerte uns an unsere ei- gentlichen Pläne und so war es Stefan, der sich schliesslich über verschiedene Hilfsorganisationen und Projekte zu in- formieren begann. Je mehr wir uns mit dem Thema befassten, desto besser konnte ich es mir wieder vorstellen. Den Schritt ins Ausland zu wagen, war anstrengend und hat viel von uns ge- fordert. Es war sehr schwierig, unsere Familien und Freunde zurückzulassen. Doch wir haben eine tolle Kirche und viele Menschen stehen hinter uns. Ein tiefer Friede in meinem Herzen sagt mir, dass wir heute am richtigen Ort sind. Es ist für uns alle eine Bereiche- rung, hier in Guinea zu sein, auch wenn es nicht immer einfach ist. Wir haben eine erweiterte Sicht auf das Leben erhalten. Als Familie sind wir durch unseren Einsatz im Ausland stärker ge- worden. Wir wünschen uns, dass wir in unserem Alltag die Liebe Gottes weitergeben können und das Leben unserer guinei- schen Freunde zum Blühen kommt.

Als Junglandwirt arbeitete ich zusam- men mit meinem Bruder auf unserem Hof im oberen Emmental. Daneben engagierte ich mich in der Gemeinde. Damals war ich 19-jährig. Als mich der Pastor nach einem Gottesdienst fragte, ob ich nicht an einem theologischen Seminar studieren wolle, konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Ich liebte meinen Beruf! Aber Gott liess nicht locker und so wagte ich nach ei- nem Jahr den Schritt in die Ausbildung auf St.Chrischona. Dort erzählte an einem Abend ein in- terkultureller Mitarbeiter von seiner Arbeit im Nordosten Brasiliens. Sie sei- en auf der Suche nach Mitarbeitenden – auch Landwirten, weil die Inlandbe- völkerung vorwiegend von der Land- wirtschaft lebe. Da war für mich klar: Ich bin gemeint! Die Vorstellung, in einem anderen Land mit fremder Kultur und Sprache zu leben, machte mir Mühe. Ich liebte das Bernbiet, besonders das Emmen- tal, und war dort verwurzelt. Doch Gott gab mir einen Vorschuss an Kraft und Zuversicht – und stellte mir dann so- gar noch eine Frau zur Seite, die schon Kandidatin für die Arbeit im Ausland war. Plötzlich empfand ich diese gros- sen Herausforderungen als gangbaren Lebensweg. Ich habe den Schritt bis heute nie bereut! Seit 1988 arbeiten wir nun mit der SAM in Brasilien. Beide sind wir gerne inter- kulturelle Mitarbeitende. Die fremde Kultur und Sprache, das andere Klima, der unterschiedliche Komfort – all das hat unseren Lebenshorizont erweitert. Unsere Beziehung zu Jesus wurde exis- tentiell. Es ist ein Privileg, in denjenigen Aufgaben zu stehen, die Gott vorberei- tet hat. In all den Jahren hatte ich nie Heimweh und es fehlte uns an nichts. Gleichzeitig erfüllt mich die Tätigkeit unter der Inlandbevölkerung im Nord- osten Brasiliens zutiefst: als ehemaliger Landwirt kann ich den Menschen hier mit Wort und Tat dienen. Martin BAUMANN ist Mitarbeiter im ProSERTÃO, Brasilien.

Thirza RINGENBACH ist Mitarbeiterin im ActionVIVRE Télimélé, Guinea.

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