P.M. Schneller Schlau

AKTUELL

entwickelte DuPont ein verbessertes Ke- vlar: »Kevlar-EXO« soll um ein Drittel fester sein als die ursprünglichen Fasern. Kevlar deckt zwar viele Einsatzgebie- te ab, hat aber auch Schwächen. Die Fa- ser ist nicht UV-beständig, verliert also mit der Zeit an Festigkeit. Bei zu vielen

reits genannten Polyethylene, zumal in der Form von Polyethylenplatten, die wie Keramikplatten als äußere Schutzschicht herhalten können. Polyethylen ist überall im Alltag ge- genwärtig, es ist der am häufigsten ver- wendete Standardkunststoff von Verpa-

reits 1963 diesen Kunstfasertyp, und entwickelte ihn zur heute stärksten Faser der Welt: bezogen auf das Gewicht ist sie 15-mal zugfester als Stahl und 40 Prozent fester als Kevlar, zugleich um ein Drittel leichter, sodass das Material auf Wasser schwimmen kann. Zugfestigkeit meint

Beim Aufprall wird das Material härter als Diamant

Schichten werden die Westen unförmig und steif. Aus solchen dicken Mehrfach- schichten lassen sich dann auch keine Ärmel oder Hosen mehr schneidern, so- mit weder der Nacken noch Arme oder Beine schützen. KUNSTSTOFFE MIT ULTRAHOHEM MOLEKULARGEWICHT So drängen sich andere Faserstoffe an die Stelle oder als Ergänzung zu Kevlar vor. Neben Aramiden setzen Materialfor- scher etwa schon länger auch auf die be-

ckungen, Folien oder Rohrleitungen. Um das Plastik für Schutzkleidung tauglich zu machen, formten Forscher daraus lange Molekülketten mit einem sehr ho- hen Molekulargewicht (Ultra High Mole- cular Weight Polyethylene, UHMWPE) – eigentlich eine einfache Modifikation, aber mit großem Effekt. UHMWPE-Gewebe sind deutlich leichter als Kevlar, schützen dabei aber ähnlich gut, und das bei höherem Trage- komfort. Unter der Marke Dyneema er- fand die niederländische Firma DSM be-

die maximale mechanische Kraft, die ein Werkstoff aushält. Bei stärkeren Kräften versagt der Werkstoff, nimmt immer we- niger Kräfte auf und reißt schließlich. Eine 25 Gramm schwere Dynee- ma-Faser der feinsten Qualität lässt sich theoretisch bis auf 400 Kilometer in die Länge dehnen, ohne zu reißen. Außer in Schutzwesten wird die UHMWPE-Faser bereits in Angelschnüren oder medizini- schen Implantaten verwendet. Selbst für Panzerungen ist Dyneema interessant: in Flugzeugen, um die Türen zum Cockpit schusssicher zu machen, oder um die Stiefel von Minensuchern vor Explosio- nen zu schützen. ERST FLÜSSIG, DANN PLÖTZLICH FEST

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Die Zukunft kugelsiche- rer Westen liegt jedoch wahrscheinlich in der Verbindung verschie-

dener Qualitäten: in einem sogenannten Komposit, das entwe- der weich und fest oder flüssig und fest ist. Re- aktive Schutzwesten ver- wenden Flüssigkeiten, die sich beim Aufprall ruckartig verhärten können. Forscher schi- cken sich gerade an, damit traditionelle Schutzwesten zu revolutionieren. Die re- aktiven Substanzen verhalten sich tat- sächlich etwas seltsam. Normalerweise sind die Flüssigkeiten, genau: flüssig – wirkt aber eine Kraft ruckartig auf sie ein, verhärten sie sich blitzschnell. Ist alles vorbei, wird die Schutz- schicht wieder flüssig. Längst haben re- aktive Schichten den Alltag erobert: in Motorradhelmen und -jacken, Sportbe-

1 E i ne Tec h n i ker i n i n Bra sili en rü s tet e i n

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Fa h r z e u g mi t k u ge lsi c h e - re m Kev l ar - Gewe b e a us 2 V er bu n d gewe b e mi t Kev l ar si n d flex ib e l u n d re i ß f e s t 3 Der S toff w i r d i n d er In dus tr i e v i e lf ä l t i g e i nge s et z t, etwa f ür l e i c h te u n d extre m s ta bil e

Wa b en pl atten f ür di e L uf t - u n d R a umf a h rt

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