Die Zahl der Menschen, die sich weltweit aufmachen, um Sehenswürdig- keiten wie den Markt von Fès in Marokko mit eigenen Augen zu sehen, steigt immer weiter
philippinische Insel Komodo wollen es künftig erheben, um Touristen abzu- schrecken und diejenigen, die kommen, an den Kosten, die sie verursachen, zu beteiligen. Doch Reisende wären bereit, für Attraktionen von Weltrang fast jeden Betrag zu zahlen, beobachtet Pechlaner. »Das zeigen zum Beispiel die hohen Ticketpreise für die Nationalparks in den USA: Die Parks sind im Sommer trotzdem voll.« Der Experte fürchtet sogar, dass beliebte Ziele durch den beschränkten Zutritt noch attraktiver werden könnten: »Da greifen die Mechanismen der Marktwirtschaft: Wenn sich ein Angebot verknappt, steigt das Interesse daran noch einmal: Im Sommer ein Ticket für die Uffizien in Florenz oder die Alhambra in Granada zu ergattern wird zum Wert an sich.« Dennoch sieht Harald Pechlaner keine Alternative zu solchen Regelungen. Denn bis zum Ende des Jahrzehnts wird die Zahl der Touristen weiter steigen: 1,8 Milliarden Menschen werden sich dann weltweit jedes Jahr auf den Weg ins Ausland machen, prognostiziert die Welttourismusorganisation der UNO.
dort kaum noch möglich.« Larondelle empfiehlt, in diesem Fall auf andere nahe gelegene Naturziele auszuweichen: Dort sei es häufig genauso schön und deutlich leerer. REISENDE SIND BEREIT, FAST JEDEN PREIS ZU ZAHLEN Nach diesem Prinzip werben auch viele beliebte Städte für Ziele jenseits ihrer Hauptattraktionen: Amsterdam etwa erklärte das rund 40 Kilometer entfernte Küstenörtchen Zandvoort kurzerhand zum »Amsterdam Beach«, Berlin will Besucher mit einer App in seine Außen- bezirke locken (»Going local«). Derartige Experimente haben aber ihre Grenzen, sagt Tourismusexperte Pechlaner. »Die Leute wollen in Berlin nun mal das Brandenburger Tor, in Paris den Eiffel- turm und in Rom das Kolosseum sehen. Für Ziele in der zweiten Reihe lassen sie sich da nur in Maßen begeistern.« Auch eine andere, scheinbar nahe- liegende Methode im Kampf gegen die Touristenmassen hält der Forscher für wenig vielversprechend: das Eintritts- geld. Beliebte Ziele wie Venedig oder die
Interesse noch einmal «
Touren online stellen, und schlagen auf den Plattformen selbst schöne Wander- wege vor, die Pflanzen und Tiere nicht gefährden. Mitunter sprechen die Experten auch Tourismusämter an und bitten darum, ein besonders beliebtes Schutzgebiet nicht mehr zu bewerben, damit sich die Natur dort erholen kann. »Das sind für die Verantwortlichen schwierige Entscheidungen: Mit Wahr- zeichen wie den Kreidefelsen von Rügen oder der Bastei in der Sächsischen Schweiz wirbt Deutschland schließlich auch international um Besucher. Aber diese Ziele können einfach nicht noch mehr Gäste vertragen. Schon jetzt be- treiben die dortigen Nationalparks nur noch Schadensbegrenzung, keinen echten Naturschutz mehr. Und viele Besucher sind enttäuscht, wenn sie er- leben, wie voll es an diesen Orten dann tatsächlich ist: Ein beglückendes Natur- erlebnis ist an Sommerwochenenden
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02/2024
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