P.M. Schneller Schlau

NATUR

Bei der Brautwerbung überreichen Männchen der Gemeinen Skorpionsfliege (links) ihren Artgenossinnen leckere Nahrungsbröckchen

Welche Geschenke machen sich Tiere?

In den Brutkolonien der Adeliepinguine etwa erwärmen die Herren die Herzen der Damen mit Kieseln. Diese sind in der antarktischen Eislandschaft rare »Edelsteine« – und dringend benötigte Hardware zum Nestbau. Kein Wunder also, dass Weibchen auf steinreiche Typen stehen, die bis- weilen weite Wege watscheln, um die besten Brocken auf- zuschnabeln. Oder gar kriminelle Energie aufwenden: Als Kieselklauer bedient sich manch liebeshungriger Pinguin- mann bei der Nist-Nachbarschaft. Auch die Blaufußtölpel auf den Galapagosinseln setzen – zusätzlich zu ihren durchchoreografierten Tanzeinlagen – auf praktische Präsente wie Stöckchen, ergo: Nistmaterial. Eisvogelmännchen hingegen angeln sich die Dame ihres Ver- trauens mit selbst erköppertem Frischfisch, den sie gentle- birdlike mit kleinen Verbeugungen überreichen. Liebe geht nun mal durch den Magen, und das gilt auch für kleinere Lebewesen. Die Männchen der auch in Deutsch- land heimischen Gemeinen Skorpionsfliege etwa bieten als Brautgeschenk selbst produzierte Sekretbonbons oder Futter- stückchen an: Energiebooster für das Weibchen und die kräftezehrende Eiproduktion. Der Paarungsakt dauert je nach Größe des Geschenks bis zu zwei Stunden. Listspinnen- männchen sind da zügiger zugange, allein aus Selbstschutz: Sie verpacken ihre kulinarischen Mitbringsel sorgsam in Spinnfäden, damit das Weibchen zur Paarung gut beschäftigt ist – und darauf verzichtet, den Begatter zu vernaschen. (bli)

B lumen, Süßes, Restaurantgutscheine: Rund die Hälfte der Deutschen beschenkt sich zum Valentins- tag. »Romantisch!«, sagen die einen. »Kommerz!«, schimpfen die anderen. Dabei sind materielle Auf- merksamkeiten zur Festigung von Paarbeziehungen eine durch und durch natürliche Angelegenheit. Selbst Tiere überreichen sich Präsente, genauer: Männchen beschenken Weibchen zur Balz, allen voran im Reich der Vögel.

Sind Kolibris im Flug noch geschickter als gedacht? K olibris sind die Akrobaten des Vogelreichs: Sie können beim Fliegen nicht nur auf der Stelle stehen, sondern sich außerdem nicht ergründen: Die Tiere schwirren dafür zu schnell durch Öffnungen hindurch, etwa in Büschen, von deren Blüten sie Nektar trinken. Forschende der Universität von

Löcher hindurch. Dafür strecken sie einen Flügel voraus, schwingen danach ihren Körper hindurch und ziehen zum Schluss den zweiten Flügel nach. Alles in einer ge- schmeidigen Bewegung, die nur Sekun- denbruchteile dauert. »Dieses Konzept der Seitwärtsbewegung mit ihrem totalen Durcheinander der Flügel-Kinematik ist ziemlich erstaunlich – eine neue und unerwartete Art, um durch Öffnungen zu gelangen«, sagt Biologe Robert Dudley, einer der Autoren der Studie. Die Entdeckung könne auch für Menschen wertvoll sein, betont das Forscherteam: etwa beim Bau von noch besseren Drohnen. (jn)

vertikal in die Höhe schrauben wie ein Hubschrauber, rückwärts und sogar seit- wärts fliegen. Unklar war jedoch, wie sie durch schmale Löcher gelangen. Denn im Gegensatz zu anderen Vögeln können sie ihre Flügel nicht anwinkeln: Dafür befindet sich das Gelenk, das unserem Ellenbogen entspricht, zu nah an ihrem Körper. Ihre Flügel gleichen eher steifen Paddeln. Durch Beobachtung mit bloßem Auge konnten Fachleute das Geheimnis bislang

Kalifornien in Berkeley haben das Manö- ver deshalb mit Spezialkameras gefilmt. Erst in Superzeitlupe zeigt sich: Die Vögel kennen zwei Strategien, um durch Löcher zu gelangen, die schmaler sind als ihre Spannweite. Einerseits legen sie ihre Flügel ganz an den Körper an – wie Pistolenkugeln schießen sie so durch Öffnungen. Dieses Verhalten hatten die Fachleute erwartet. Andererseits aber fliegen Kolibris auch seitwärts durch



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