NATUR
Kann Gentechnik Hühner gegen Vogelgrippe immun machen?
riment steigerte. Dann nahm auch der Infektionsschutz der Hühner ab. Trotz dieses Anfangserfolgs sind die Reaktionen aus dem wissenschaftlichen Kollegium noch verhalten. Aus mehre- ren Gründen: Zum einen ist unklar, welche Folgen der Eingriff ins Genom für die Hühner haben könnte. Zum anderen hat sich auch hier die rasche Anpassungsfähigkeit des Erregers ge- zeigt, da bei steigender Virenlast wieder mehr Vögel infiziert wurden. Zudem ist fraglich, wie massentauglich der Einsatz von Genscheren wäre. Und schließlich wäre den Wildtieren unter den Vögeln damit nicht geholfen. Dennoch könnte die Genom-Editie- rung zumindest dabei helfen, einen Schutz für Menschen aufzubauen. Denn je mehr Hühner gegen das Virus resis- tent sind, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Menschen anstecken, etwa auf Geflügelmärkten. (kj)
D ie Vogelgrippe wütet nicht nur furchtbar unter Wildvögeln. Auch Säugetiere werden in- zwischen von dem Virus H5N1 und seinen Subtypen befallen, darunter Robben, Füchse und Katzen. Durch seine große Anpassungsfähigkeit könnte es sogar dem Menschen gefährlich wer- den. Es gibt also viele Gründe, intensiv daran zu forschen, wie die Vogelgrippe eingedämmt werden kann. Das größte Potenzial für seine Ver- breitung findet H5N1 in Hühnerställen. Hühner sind mittlerweile die vor- herrschende Vogelart auf diesem Plane- ten, ihr Bestand wurde 2020 auf etwa 33 Milliarden weltweit geschätzt – ein ideales Betätigungsfeld für den Erreger,
da die allermeisten Hühner dicht an dicht in Massentierhaltung leben. Sind Tiere eines Stalls einmal am Virus er- krankt, gibt es bislang kein anderes Mit- tel, als den gesamten Bestand zu töten. Nun aber hat ein Forschungsteam aus Großbritannien die Genschere CRISPR/Cas eingesetzt und damit erste Erfolge erzielt. Zunächst tauschten die Forschenden mithilfe der Genschere zwei Aminosäuren eines Wirtsproteins aus, das bei Hühnern entscheidend für die Vermehrung des Virus ist, und setz- ten anschließend die Vögel einer gerin- gen Viruslast aus. Neun von zehn Tieren infizierten sich daraufhin nicht. Das änderte sich allerdings, als das Forschungsteam die Virenlast im Expe-
Mädchen mit Hühnern: Ände- rungen im Erbgut könnten die Tiere womöglich vor tödlichen Viren schützen
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