P.M. Schneller Schlau

Der Einsatz von Herbiziden ermöglicht bessere Ernten, gefährdet aber die Umwelt auch über den Acker hinaus

Wie schädlich ist Glyphosat für Amphibien ? A m 13. Oktober des vergangenen Jahres beschloss die Europäische Union, Glyphosat weitere zehn Jahre in ihren Mitgliedsstaaten zuzulassen. Für viele Tierarten war das womöglich keine gute Nachricht. Dabei soll

Im Experiment schädigte der Wirkstoff Embyronen des Afrikanischen Krallenfroschs (rechts)

sich das Herbizid eigentlich nur gegen Pflanzen richten. Es wird eingesetzt, um Äcker, Obstwiesen und Weinstöcke von uner- wünschten Beikräutern frei zu halten. Auch Tiere kommen je- doch mit dem Wirkstoff in Kontakt: Das Herbizid verteilt sich, es sickert ins Grundwasser und fließt in die ackernahen Gewässer. Dort kann es einer aktuellen Studie zufolge selbst in gerin- ger Konzentration starke Schäden unter Amphibien anrichten. Diese Wirbeltiergruppe leidet seit Jahrzehnten an einem Haut- pilz, der die Bestände dezimiert. Doch auch Glyphosat könnte zum Amphibiensterben beitragen: Das ist die Vermutung eines Forschungsteams der Universität Ulm und des Helmholtz- Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. Das Team ließ 30 Embryonen des Afrikanischen Krallen- frosches (Xenopus laevis) in einer Wasserlösung aufwachsen, die verdünntes Glyphosat enthielt. Die Forschenden verwen- deten für ihr Experiment reines Glyphosat, kein Herbizid mit Zusatzstoffen, um sicherzustellen, dass nur die Effekte des Wirkstoffs selbst getestet wurden. Die Lösung enthielt je nach Experiment unterschiedliche Konzentrationen, angelehnt an die Werte, wie sie mittlerweile auch in natürlichen Gewässern vorkommen. So wurden in den USA etwa 1,7 Milligramm Gly-

phosat pro Liter nachgewiesen, in Portugal 2,46 mg/l und in Argentinien sogar 105 mg/l, während in Deutschlands Flüssen Werte um 0,0025 mg/l gemessen wurden. Das Forschungsteam setzte die niedrigste Konzentration des Wirkstoffs bei 0,1 mg/l an. Selbst bei dieser Verdünnung traten aber erhebliche Schäden bei den Embryonen auf, die sich im Lauf der Untersuchung zu Kaulquappen entwickelten. Ihr Längenwachstum war reduziert, ihre Herzen blieben verküm- mert, die Körper verkrümmt, Hirnnerven zeigten Fehlbildungen. Daher gehen die Forschenden davon aus, dass das Glypho- sat selbst, unabhängig von Zusatzstoffen, die Entwicklung von Amphibien schädigt: »Die Ergebnisse könnten einen weiteren Grund für das weltweite Amphibiensterben darstellen«, heißt es im Fazit der Studie. (kj)

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