P.M. Schneller Schlau

TITEL

zufriedener Soldaten niederschlagen. Als der Zar dann im Sommer 1698 zurückkehrt, ist seine Rache hart, ja grausam: Mehr als 1000 der Aufständi- schen lässt er bestialisch foltern und schließlich hinrichten. Noch während der Prozesse tritt Peter zudem einige Reformen los, die die russische Gesell- schaft für immer verändern werden. Zunächst müssen die langen Bärte dran glauben, die Russlands Männer traditi- onell tragen. Auch die beliebten alt- russischen Kaftane lässt Peter verbieten und durch Kleidung nach westeuro- päischem Standard ersetzen. Diesen symbolischen Akten folgen nach und nach grundlegende Umwälzungen: In den 27 Jahren, die ihm noch verbleiben,

formt Peter Russland komplett um. Die Wirtschaft, das Militär, die Verwaltung, das Steuersystem, die Kirche – nichts ist am Ende seiner Regierungszeit, wie es zuvor war. Fortschritt, Modernisierung, Verwestlichung um jeden Preis: Das ist Peters Programm, dem er alles unter- ordnet und für das die Bevölkerung ge- waltige Opfer bringen muss. Vor allem die Bauern – und damit die überwäl- tigende Mehrheit der Russen – ächzen unter der Steuerlast, deren Ertrag den Umbau des Landes erst ermöglicht. Unzählige Menschenleben kostet darüber hinaus Peters vielleicht größte Unternehmung: In einer sumpfigen Einöde nahe dem Finnischen Meer- busen lässt er aus dem Nichts eine neue

2023 sogar ein Atom-U-Boot benennen. Doch wer waren diese drei Männer, was haben sie für Russland bewirkt? Ein Überblick in drei Kurzporträts.

Peter (I.) der Große 1672–1725 Herrschaftszeit: 1682–1725 ER IST DER ELFTE und der berühm- teste aller Zaren, derjenige Herrscher, der um 1700 das rückständige, in Euro- pa isolierte russische Reich in eine moderne Großmacht verwandelt – und das mit brutaler Rücksichtslosigkeit: Peter der Große. Schon früh will der russische Regent sein Land an die Standards des Westens anpassen und bricht daher 1697, mit 27 Jahren, zu einer Reise auf, die als »Große Gesandtschaft« legendär ge- worden ist. Mit einem gewaltigen Tross besucht der junge Herrscher Länder wie England, die deutschen Lande oder die Niederlande, als erster Zar überhaupt. Er führt diplomatische Verhandlungen über ein Bündnis gegen das Osmani- sche Reich, doch mehr noch als politi- sche Unterredungen scheint ihn etwas anderes zu interessieren: das Studium der technischen, handwerklichen und militärischen Errungenschaften der be- reisten Regionen. Dafür nimmt sich der Zar viel Zeit – und scheut sich auch nicht vor eigenem Körpereinsatz. So arbeitet Peter etwa in den Niederlanden, damals das fortschrittlichste Land Europas, ein halbes Jahr lang als Schiffszimmermann in einer Werft. Mit seinen Untertanen hingegen hat Peter weniger Geduld. Noch während er im Ausland weilt, müssen seine Stell- vertreter im Reich einen Aufstand un-

Seine Herrschaft beginnt mit einem Aufstand, den er schnell niederwirft: Nikolaus I. kämpft als Zar gegen revolutionäre Gedanken, gründet

gar eine neue Geheimpolizei



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