nicht ganz leicht, denn er steht bislang schlichtweg nicht auf unserem Speise- zettel.« Ganz anders in Teilen Asiens, etwa in Japan und China, wo Kunden für die Delikatesse teils tief in die Tasche greifen. »Salat ist eine gute Form der Zuberei- tung, weil man beispielsweise das Salz weglassen kann, das die Quallen mit- bringen. Das ist noch dazu ein gesünde- res und bekömmlicheres Salz als das üb- liche reine Natriumsalz«, erklärt Kunzmann. Anbraten sei hingegen nicht praktikabel, da nur wenig von der Masse übrig bleibe. Anders sieht es mit einer Trocknung aus: Mit einem speziellen Trocknungs- verfahren, das für eine Massenprodukti- on noch zu teuer sei, habe sein Team be- reits Quallenchips hergestellt, die laut dem Forscher »genauso knusprig sind wie Kartoffelchips« und auch ge-
E i ne pi kante S oße ver l e ih t d e m c hi ne sis c h en Q u a ll en -S a l at s e i ne Wür z e
schmacklich durchaus als Snack herhal- ten können. NEUE NAHRUNGSMITTEL GEGEN DEN WELTHUNGER Am Anfang, so ist Kunzmann überzeugt, sei es jedoch am besten, die Qualle so stark zu verarbeiten, dass das Tier gar nicht mehr im Produkt zu erkennen ist. Europäern könnte man die Nesseltiere am besten als Burger unterjubeln, sagt er. Hierzu müsse lediglich das Protein in Pulverform aus der Trockenmasse extra-
hiert und dem jeweiligen Brotteig beige- mischt werden. Aus ethischen Gesichtspunkten könnte man jedenfalls argumentieren, dass Lebewesen ohne Gehirn und zent- rales Nervensystem als alternative Pro- teinquellen zum Verzehr erwogen und komplexen Wirbeltieren vorgezogen werden sollten. Es sei auf jeden Fall ethisch besser, eine Qualle zu töten als einen Fisch, so Kunzmann, der davon ausgeht, dass die Nesseltiere kein Schmerzempfinden haben. Ob nun als Chips oder Burger: Qual- len haben das Potenzial, mehr als nur eine kulinarische Kuriosität zu sein – sie könnten zu einem Symbol für eine nach- haltigere Ernährung werden. Sie sind reich an Proteinen, ethisch unproblema- tisch und beanspruchen keine landwirt- schaftlichen Flächen. »Die steigende Weltbevölkerung erfordert, dass wir auch ungenutzte Ressourcen wie Qual- len erschließen. Wir müssen weiter un- ten in der Nahrungskette ansetzen, denn die bisherigen Formen der Fischerei sind nicht nachhaltig«, so Kunzmann. Auch die Welternährungsorganisation sieht es ähnlich. In einem Report sprach sie sich für den Konsum von neuartigen Lebens- mitteln wie Quallen aus. Doch bis es so weit ist, gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Bislang sind Quallen als Nahrungsmittel in Euro- pa noch nicht zugelassen. Und letztlich ist es die Akzeptanz von uns Konsumen- ten, die darüber entscheiden wird, ob diese neuartige Nahrungsquelle eine Zu- kunft hat – und die Zucht zuverlässig ge- lingt.
Bislang sind Quallen in Europa
als Nahrungsmittel nichtzugelassen
An d rea s K u n zm ann z er s tücke l t Q u a ll en . E i n nac hh a l t i ge s N a h r u ng smi tte l , b e - s on d er s i n ge mis c h ten Aq u ak ul t u ren
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