GESCHICHTE
Seit wann gibt es …
Playmobil?
Lange galt striktes Schusswaffenverbot. Das wurde aufgehoben: Zu viele Kinder hatten beklagt, nicht richtig Cowboy und Polizist spielen zu können. Dafür sind die Fi- guren heute Abstinenzler. Das Bier wurde verbannt. (thr)
DIE ÖLKRISE PLAGTE die Firma Horst Brandstätters: Sie stellte Kunststoffformen her, doch nun verteuerte sich der Rohstoff für ihre Wasserski, Deckenverkleidungen, Boote und Kindermöbel aus Plastik – um den Faktor zehn. Der Inhaber beauftragte den Chefentwickler, ein Produkt zu erfinden, das aus wenig Öl viel Kohle machte. Und so begann die weltweite Playmobil-Erfolgsgeschichte im Jahr 1974 mit den Themenwelten »Wilder Westen«, »Ritterzeit« und »Baustelle«. Letzteres Motiv führte zu einem Aufschrei: Zum Zubehör der fünf Bauarbeiter zählten damals 18 Flaschen Bier – das Jugendministe- rium protestierte. Die 7,5 Zentimeter kleinen Plastikfiguren werden aus wenigen Einzelteilen zusammengesetzt, mit einem kräftigen Druck auf den Schädel zusammengeklickt und werden darum auch »Klickies« genannt. Rund 100 Millionen Figuren produziert das Unternehmen geobra Brandstätter mit Sitz bei Fürth inzwischen im Jahr, vor allem auf Malta.
Playmobil-Inhaber Horst Brandstätter und Chefdesigner Hans Beck 1976 mit der Baustelle. Rechts: der erste Ritter
Seit wann tragen die Menschen Espadrilles?
B ereits seit der Jungsteinzeit sind Schuhe mit Sohlen aus gefloch- tenen Pflanzenfasern in Mode: Espadrilles. Doch sind derart alte Exemplare kaum erhalten, da ihr Flechtwerk schnell zerfällt. In der süd-
Spanien immer beliebt und eroberten von dort aus in den 1980er-Jahren die gesamte Modewelt. Ihren guten Erhal- tungszustand verdanken die Flecht- waren aus der Fledermaushöhle deren Lage am Abhang einer tiefen Schlucht. Durch den beständigen Wind, der den Hang hinunterströmt, ist das Klima in der Höhle extrem trocken und kühl und damit ideal für die Konservierung des organischen Materials. Die Schuhe waren Grabbeigaben von einigen der zahlreichen Bestattungen in der Höhle. Bereits seit der Mittelsteinzeit diente die Höhle als Grabstätte. Zu den Beigaben zählten auch Holzgeräte, Kera- mik, Muscheln, Stein- und Knochen- werkzeuge sowie Körbe, die ebenfalls aus Espartogras geflochten waren. Die ältesten dieser Körbe datieren sogar in die Zeit von 7500 bis 7000 v. Chr. und sind damit knapp 5000 Jahre älter als die ersten ägyptischen Pyramiden. (af)
spanischen Cueva de los Murciélagos, der »Höhle der Fledermäuse«, nahe der Stadt Granada entdeckte ein Archäolo- genteam jedoch bereits im 19. Jahrhun- dert einen ganzen Stapel davon. Mindes- tens zwei davon konnten jetzt bei einer erneuten Untersuchung auf ein Alter von bis zu 6200 Jahren datiert werden. Die Schuhe schützten somit die Füße der ersten Ackerbauern, die in der Jung- steinzeit auf die Iberische Halbinsel kamen. Vermutlich dienten Riemen zur Befestigung am Fuß: Einer führte wie bei modernen Flipflops durch die Zehen, ein zweiter wurde um den Knöchel ge- bunden. Für die Sohlen verwendeten die jungsteinzeitlichen Schuster geklopftes Espartogras. Diese Pflanzenfasern sind so belastbar, dass daraus auch Körbe, Seile oder Papier hergestellt werden können. Noch heute bestehen die Sohlen moder- ner Espadrilles häufig aus Espartogras. Die luftigen Sommerschuhe waren in
So sehen die ältesten erhaltenen Espadrilles aus. Sie sind an die 6200 Jahre alt
02/2024
Made with FlippingBook flipbook maker