P.M. Schneller Schlau

Brachte ein Komet den Ackerbau auf die Erde? D ie Landwirtschaft in Syrien, so postuliert der US-Geowissenschaftler James Kennett, begann vor 12 800 Jahren mit einem großen Knall – als ein zersplitter- ter Komet in die Erdatmosphäre einschlug. Mit dem Einschlag seien ihm zufolge nicht nur gewaltige Zerstörungen einher- gegangen, sondern auch gravie- rende Umweltveränderungen. Die feuchten Wälder der Region mit ihrem reichhaltigen Nahrungs- angebot für Jäger und Sammler wurden bei dem Einschlag quasi pulverisiert. Doch die verheerenden Brände hinterließen eine kohlen- stoffreiche schwarze Schicht im Boden, die sich hervorragend für den Ackerbau eignete. Aus der Not, so folgert Kennett, machten die Menschen eine Tugend und begannen, Gerste, Weizen und

Historische Aufnahme des Kometen Swift-Tuttle von 1892. War es der Einschlag eines solchen Himmelskörpers, der den Anstoß zur Entwicklung der Landwirtschaft gab?

körner und Pflanzenreste aus der Zeit vor und nach der Kata- strophe bergen. Der Kometeneinschlag hinterließ auf den Gebäuden, den Vorräten und Knochen aus der Siedlung Glasablagerungen, die verbrannte Erdschicht ist mit hohen Konzentrationen an Platin, Nanodiamanten und winzigen metallischen Kugeln durchsetzt. In der Wissenschaft ist aber umstritten, ob die globale Abküh- lung gegen Ende der Jüngeren Dryaszeit vor rund 12 800 Jahren tatsächlich auf einen Kometeneinschlag zurückging. Andere Forschende machen vielmehr eine Abkühlung des Nordatlan- tikstroms oder eine Periode erhöhter vulkanischer Aktivität dafür verantwortlich. (af)

Hülsenfrüchte anzubauen. Nur so ließ sich das Überleben in der nach der Katastrophe völlig veränderten Umwelt sichern. Auch wenn der Ackerbau vermutlich an mehreren Orten der Welt erfunden wurde, gingen die meisten Impulse dafür vom so- genannten Fruchtbaren Halbmond, dem Winterregengebiet am nördlichen Rand der Syrischen Wüste, aus. Die Spuren der Katastrophe beobachteten Forschende unter anderem in der Siedlung Abu Hureyra. Sie liegt am Grund des Assad-Sees, der in den 1970er-Jahren durch den Bau des Tabqa-Damms am Euphrat entstand. Bevor Abu Hureyra jedoch unter der Wasseroberfläche versank, konnten Archäologinnen und Archäologen dort noch zahlreiche Funde sowie Samen-

29

02/2024

Made with FlippingBook flipbook maker