P.M. Schneller Schlau

J ako b F u gger, » d er R e i c h e«, li eß i n A u g sbu rg e i ne s o zi a l e Wo h n si e d- lu ng b a u en . D i e jä h r li c h en Mi etko s ten bis h e u te : s y mb o lis c h e 88 C ent

Wie reich war Jakob Fugger wirklich?

V or 500 Jahren starb einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben: Jakob Fugger (1459–1525). Der clevere Ge- schäftsmann aus Augsburg häufte ein spektakuläres Vermögen an, das er geschickt nutzte, um auch politisch Einfluss zu nehmen. Über eine halbe Million Gulden steckte »der Reiche«, wie er schon zu Lebzeiten genannt wur- de, in den Stimmenkauf, damit 1519 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation sein Habsburger Wunschkaiser Carlos als Karl V. ans Ruder kam. Auch der Papst hing finanziell am Tropf der Fugger: Die berühmte Schweizergarde wurde zum Beispiel mit Fuggergeldern angeschafft. Jakob Fugger hinterließ ein Firmen- vermögen von über zwei Millionen Gul- den, und allein sein Privatvermögen

tung inzwischen die 100-Billionen- Schwelle locker überschritten hat, könnte das Fuggervermögen heute mit einer Billion Dollar beziffert wer- den – mehr als 1000 Milliarden. Damit wäre Jakob Fugger etwa dreimal so reich wie Elon Musk. Doch das letzte Hemd hat bekannt- lich keine Taschen, und deshalb wird Jakobs Nachruhm vor allem durch eine für ihn nicht ganz typische Mildtätig- keit geprägt: Er ließ mit der Fuggerei die weltweit älteste soziale Wohnsied- lung bauen. Bis heute kostet die Miete nur einen Gulden (0,88 Euro) – pro Jahr. Die »Hauptmiete« besteht in der Verpflichtung, dreimal täglich für Jakob Fuggers Seelenfrieden zu beten. (mf)

entsprach fast 1670 Kilo reinem Gold. Natürlich lässt sich das Ausmaß des Fuggervermögens nicht ohne Weiteres für die heutige Zeit umrechnen. Ver- sucht man es trotzdem, kommen aller- dings unglaubliche Zahlen heraus. So heißt es zum Beispiel auf der Internet- seite der Fuggerschen Stiftungen, das Fuggervermögen habe ein Zehntel der kompletten Wirtschaftsleistung des da- maligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ausgemacht. Eine Hochrechnung der »Wirtschaftswoche« mit Daten aus dem Jahr 2020 treibt das Gedankenspiel noch weiter: Fuggers Firmenimperium steht demnach für ein Prozent der damaligen Weltwirt- schaft. Da die globale Wirtschaftsleis-

warum sagen wir … » Quintessenz « ? K ommen wir mal auf den Punkt: Wer heute von der »Quintessenz« spricht, meint das Wesentliche. Bis zur heutigen Bedeutung hat der Begriff jedoch eine Zeitreise hinter sich, die in der antiken Philosophie begann und sich im Nachgang der mittelalterlichen Alchemie noch einmal wandelte. In der antiken Naturphilosophie, wie sie etwa Aristoteles

oder »fünfte Substanz«. Dieser Äther sollte die Himmels- körper erfüllen und galt als göttlich und vollkommen. Im Mittelalter griffen Alchemisten diesen Gedanken auf. Sie suchten in ihren Experimenten nach der »Quintessenz« – einem Stoff, der über die vier bekannten Elemente hinaus- geht. Sie glaubten, dass die fünfte Essenz Heilkräfte entfalte, Krankheiten heile und möglicherweise sogar Unsterblichkeit verleihe. Auch der Schweizer Paracelsus, ein bedeutender Arzt und Alchemist im 16. Jahrhundert, verwendete diesen Begriff. Für ihn war die Quintessenz ein »himmlischer« Bestandteil, der in jedem Stoff enthalten sei und durch Destillation gewonnen werden könne. Erst im übertragenen Sinne fand der Begriff Eingang in die Alltagssprache: Seit dem 17. Jahrhundert steht die »Quint- essenz« nicht mehr für eine geheimnisvolle Substanz, son- dern für den konzentrierten (oder wie bei Paracelsus destil- lierten) Kern einer Sache – etwa die Kernaussage eines Textes oder den moralischen Gehalt einer Geschichte. Ihre sprach- liche Herkunft erinnert weiterhin an den menschlichen Wunsch, das »Mehr« hinter den Dingen zu entdecken. (thr)

vertrat, ging man da- von aus, dass alles Sein aus den vier Grundele- menten Erde, Wasser, Luft und Feuer be- steht. Darüber hinaus postulierte Aristoteles ein weiteres, unverän- derliches Element, das er »Äther« nannte – die »quinta essentia«. Der lateinische Begriff be- deutet »fünftes Wesen«

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