POLITIK
Wo löste Google Maps einen Grenzkonflikt aus?
Flussinsel Calero. Die Soldaten aus Nicaragua hatten den San Juan über- quert, ihr Lager aufgeschlagen und baggerten Sedimente aus. Ihr Befehls- haber erklärte, er habe sich auf eine Kar- te von Google Maps gestützt, wonach die Truppen Nicaragua nie verlassen hätten. Costa Rica reagierte mit diplomati- schen Protesten, später kam es zu einer Klage vor dem Internationalen Gerichts- hof. Der bestätigte, dass die Insel zu Costa Rica gehöre und Nicaragua seine Truppen abziehen und Reparationen leisten müsse. Auffällig war der Zeit- punkt der Aktion: In Nicaragua standen Wahlen bevor, und Präsident Ortega plante eine erneute Kandidatur. Der Konflikt um den Grenzfluss war ein zentrales Thema, das den zunehmend unbeliebten Ortega in der Bevölkerung politisch stützte. Der Vorfall wurde als potenzieller »Google-Maps-Krieg« bezeichnet, doch zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam es letztlich nicht. Google entschul- digte sich für den Fehler und korrigierte den Grenzverlauf auf seiner Karte. (vl)
A ls Google 2005 seinen Karten- dienst startete, ahnte der Kon- zern nicht, dass er fünf Jahre später eine unerwartete Rolle in einem militärischen Konflikt spielen würde. Die Grenze zwischen den
Streitpunkt. Im Osten verläuft sie ent- lang des Flusses San Juan, der für den geplanten Nicaragua-Kanal strategisch wichtig war. Er sollte eine Alternative zum Panamakanal werden. Die Wasser- straße wurde jedoch bis heute
nicht realisiert. Obwohl der Grenzverlauf 1858 geklärt
Ländern Costa Rica und Nicaragua war damals schon seit Langem ein
wurde, führten natürli- che Veränderungen des Flusslaufs immer wie- der zu Spannungen. Die Unzufriedenheit Nica- raguas über den Verlust von Territorium wuchs, je weiter der Fluss nach Norden wanderte. Im Oktober 2010 eskalierte der Konflikt: Ein Bauer meldete aus- ländische Truppen auf der costa-ricanischen
Der San-Juan-Fluss (links) markiert im Osten einen Teil der Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica
Erhielt Ungarn von der BRD Geld für die Öffnung des Eisernen Vorhangs?
E s war der erste Riss im Eisernen Vorhang: Im Sommer 1989 öffnete Ungarn die Grenze zu Österreich. Tau- sende DDR-Bürger nutzten die Gelegenheit und flohen über Ungarn in den Westen. Die Ausreisewellen und die Friedliche Revolution im Inland schwächten das DDR-Regime, schließlich fiel am 9. November 1989 die Berliner Mauer. Doch was veranlasste Ungarn dazu, die Grenze zu öffnen? Der Grenzzaun war in einem schlechten Zustand, ein neuer hätte viel Geld gekostet. »Deutschlandfunk Kultur« berichtete über ein bislang unbekanntes Dokument aus dem Herbst 1989, das die Frage aufwirft: Erkaufte die Bundesregierung die Öffnung der Grenze? Es stammt vom tschechoslowakischen Geheimdienst, adressiert an Erich Mielke, Minister für Staats- sicherheit in der DDR. Darin heißt es, Ungarn handelte aus »ökonomisch-finanziellen und außenpolitischen Gründen«. Die BRD habe demnach eine Art Kopfgeld für jeden DDR-Flüchtling gezahlt, der über Ungarn in den Westen kam – geschätzt 150 bis 200 Millionen Mark Schulden seien Ungarn auf diese Weise erlassen worden. Ungarns damaliger Premierminister Miklós Németh wies die Informationen des Geheimdiensts gegenüber dem Radiosender allerdings als falsch zurück.
Sicher ist, dass die ökonomische Notlage vieler sozialisti- scher Staaten des früheren Ostblocks zu ihrem Ende beitrug. Manche Wissenschaftler sehen darin sogar einen zentralen Faktor: So schreibt Fritz Bartel, Historiker an der Texas Univer- sity, in seinem Buch »The Triumph of Broken Promises«, dass die Verschuldung des Ostblocks entscheidend für den Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer gewesen sei. Eher als eine »Revolution von unten« sei die Wende demnach eine von Eliten verhandelte »Revolution von oben« gewesen. (vl)
Historischer Moment: Im Juni 1989 durchtrennen Politiker aus Österreich und Ungarn den Grenzzaun zwischen den Staaten
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