P.M. Schneller Schlau

E in wenig erinnern die runden Gebilde im Stadtteil Maaspoort der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch an monströse Golfbälle. Die »Bolwoningen« (das heißt »Kugelhäuser«, von »bol« für »Kugel« und »woning« für »Wohnung«) wurden dort in den 1980er-Jahren errichtet und sind bis heute bewohnt. Mit den ungewöhnlichen Bauten wollte der Architekt Dries Kreijkamp die Idee eines schnell aufbaubaren Hauses aus vorgefertigten Teilen ver- wirklichen. Ursprünglich sollten die Wohnbälle aus Polyester bestehen, um das Gewicht zu minimieren. Letztlich wurden die Kugelhäuser aber aus mit Fiberglas verstärktem Beton gebaut. Trotzdem wiegt jedes mit 1250 Kilo- gramm nur etwa so viel wie ein Pkw – es sind eben Tiny Houses. Die fünfzig Häuschen mit einem Durchmesser von 5,5 Metern und einer Wohnfläche von 55 Quadratmetern bieten Platz für je zwei Personen. Bad, Küche, Schlaf- und Wohnzimmer liegen auf mehreren Ebenen. Die zylindrische Stütze der Kugel dient als Eingang und Lagerraum. Runde Fenster durchfluten die Räume mit Licht. Bei der Einrichtung der Wohnbälle steht man aufgrund der runden Wände vor einer Herausforderung. Außerdem standen die Häuser im Jahr 1990 wegen baulicher Mängel kurz vor dem Abriss, doch eine Renovierung bewahrte sie.

W o wohnen M enschen in Kugelhäusern ?

Die Kugelform bietet jedoch auch Vorteile: Durch sie kann Material eingespart werden, und sie ist energieeffizient. Die Wohnkugeln, die in direkter Nachbarschaft zu ge- wöhnlichen Backsteinhäusern stehen, haben sich längst zu einem kulturellen Wahrzeichen entwickelt. Architekturfans und Touristen können sie auf geführten Touren oder auch digital (360-architecture.com/ bolwoningen-den-bosch) er- kunden. Mit ihrer bizarren Form scheinen die Gebäude wie aus einem Science-Fiction-Film entsprungen – und sind ein bis heute faszinierendes Beispiel für innovatives Bauen. (mr)

Architektur wie im Science-Fiction-Film: Die »Bolwoningen« in ’s-Hertogenbosch (Niederlande) bieten viel Flair auf kleinem Raum

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