P.M. Schneller Schlau

Wie kommunizieren wir künftig im Weltraum?

N achrichten aus dem All errei- chen uns meist nur mit großer Verzögerung: Als zum Beispiel die Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015 an dem Zwergplaneten Pluto vorbeiflog, erhielt die Bodenstati- on der Nasa dafür erst ein Jahr später die Bestätigung. Denn bislang nutzt die Raumfahrt Radiowellen zur Kommuni- kation mit ihren Sonden, Satelliten, Stationen und Transportern. Doch diese Technologie entwickelt sich zunehmend zum Flaschenhals: Je nach Entfernung zur Erde übertragen Radiowellen Daten nur mit einer Ge- schwindigkeit von zehn Megabit pro Sekunde. New Horizons konnte auf Höhe von Pluto sogar nur noch 2000 Bit pro Sekunde senden. Die Datenübertra- gungsrate entsprach damit in etwa der Geschwindigkeit von Morsezeichen. Forschende suchen deshalb schon seit Jahren nach neuen Kommunikati- onskanälen. Sie sollen größere Daten- mengen in kürzerer Zeit übertragen, etwa für hochauflösende Bilder oder umfangreiche Messungen. Der

US-Weltraumbehörde Nasa könnte nun ein Durchbruch gelungen sein: Sie empfing ein Signal aus 16 Millionen Kilome- ter Entfernung – per Laser. Ein spezielles Kommunikationsmo- dul, Deep Space Opti- cal Communications (DSOC) genannt,

Kontaktknoten im All: Künftig könnten weit entfernte Satelliten mittels Laser die Daten von nahe an der Erden gelegenen Satelliten sammeln

sendete es von Bord der Sonde Psyche, die derzeit unterwegs ist zu dem gleichnamigen Asteroiden in der Nähe des Jupiters. Fachleute sehen in dieser optischen Kommunikation die »Weltraum-Daten- autobahn« der Zukunft. Denn Verbin- dungen können so zuverlässiger und über längere Entfernungen hergestellt werden, gleichzeitig transportieren sie größere Datenmengen – auf der Erde etwa im Glasfasernetz. Im Weltraum wird Laser dagegen erst wenig genutzt, etwa zur Kommunikation mit einigen

erdnahen Satelliten. Psyche aber sen- dete nun erstmals aus dem tiefen Welt- all. Die DSOC-Einheit erreichte dabei eine Downloadgeschwindigkeit von 200 Megabit pro Sekunde. Eine knappe Minute brauchte das Signal damit bis zur Erde. Diese Zeitspanne wird sich allerdings erhöhen: Hat die Sonde erst einmal ihr Ziel – den Jupiter – erreicht, wird die Übertragung 20 Minuten dau- ern. Denn dann reisen die Photonen 3,5 Milliarden Kilometer. (jn)

W ie ungewöhnlich seine Rekordfahrt war, habe er im Nacken gespürt, erzählt Goran Drndak: Der sei während der Beschleunigung nach vorne gezogen worden – so wie sonst nur beim Bremsen. Denn der kroatische Testpilot ließ sein Auto rückwärts fahren, schneller als jeder Mensch zuvor: 275,74 Kilometer po Stunde erreichte er so im November auf einer Teststrecke in Norddeutschland. Und saß dabei im Rimac Nevera, dem derzeit schnellsten E-Auto der Welt. Denn derartige Geschwindigkeiten sind beim Rückwärts- fahren nur in Elektrofahrzeugen zu erreichen: Bei Verbrennern verhindert das ihr Getriebe, das in der Regel nur einen Rück- wärtsgang vorsieht. Der entspricht in seiner Beschleunigung etwa dem ersten Gang vorwärts. Nur Lkw und einige Arbeitsma- schinen verfügen über mehrere Rückwärtsgänge. Schubraupen und Radlader liefern rückwärts mitunter sogar mehr Leistung als vorwärts. Herkömmliche Personenwagen aber erreichen rückwärts maximal 40 Kilometer pro Stunde, wenn sie mit Hand- schaltung laufen, und 70 Kilometer pro Stunde mit Automatik- Wer hält den Rekord im Rückwärtsfahren?

getriebe. Elektroautos hingegen beschleunigen in der Regel stufenlos, ohne Gänge. Deshalb können sie prinzipiell rückwärts genauso schnell fahren wie vorwärts. Verlangsamt werden die Fahrzeuge allerdings durch ihre Karosserie: Deren Aerodynamik, Kühlung und Stabilität sind nun einmal auf das Vorwärtsfahren ausgelegt. In den meisten Serienmodellen ist die Geschwindig- keit beim Rückwärtsfahren zudem auch aus Sicherheitsgründen auf 40 Kilometer pro Stunde begrenzt – im Straßenverkehr ist rückwärts ohnehin nur Schritttempo erlaubt. Seinen Spitzenwert erreichte der Rimac Nevera deshalb nur auf einer abgesperrten Teststrecke nahe Papenburg. Dort setzte er auch vorwärts eine neue Bestmarke: Mit seinen vier Motoren beschleunigt der Sportwagen Anfang 2023 auf 412 Kilometer pro Stunde. Ein doppelter Weltrekord also. (jn)

Vorwärts und rückwärts: Dieser Wagen erzielte gleich zwei Weltrekorde

2/2024

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