P.M. Schneller Schlau

WISSENSCHAFT

K önnen sich die g eo g rafischen Pole v erschie b en?

D ass die magnetischen Pole (Nord- und Südpol des Erdmagnetfelds) nicht das Gleiche sind wie die geo- grafischen Pole (Nord- und Südende der irdischen Drehachse), lernen wir alle im Erdkunde-Unterricht. Auch dass die magnetischen Pole wandern, haben die meisten schon einmal gehört. Das liegt daran, dass die Strömungen des elektrisch leitfähigen zähflüssigen Gesteins im Erdinnern, die das Erdmagnetfeld verursachen, dynamisch sind und sich ständig verlagern. Doch überraschenderweise sind auch die geografischen Pole der Erde nicht absolut fix. Wie die magnetischen Pole ver- ändern sie ihre Position laufend. Man nennt das »Polschwan- kung« oder auch »echte Polwanderung«: Weil die Drehachse und die Hauptträgheitsachse der Erdkugel nicht ganz zusam- menfallen (die Gesteinsmassen im Innern sind nicht absolut

symmetrisch verteilt) und der Erdkörper etwas elastisch ist, taumelt unser Planet im Laufe der Jahre gewissermaßen peri- odisch um seine Achse – er eiert bei der Rotation wie ein Brummkreisel. Diese Verschiebung ist minimal. Allerdings hat es im Laufe der Erdhistorie auch Ereignisse gegeben, bei denen die Erde beim Taumeln regelrecht umgekippt ist: Infolge der Platten- tektonik – also der langsamen Wanderung der Kontinentalplat- ten, verlagern sich auf und unterhalb der Erdoberfläche große Gesteinsmassen und können so eine Unwucht erzeugen, die die kreiselnde Erde an einem gewissen Punkt völlig aus ihrer Drehachse kippen lassen. Rekonstruieren können die Forscher solche Umverteilun- gen anhand magnetisierter Eisenpartikel in alten Gesteinen und vulkanischer Bergketten wie den hawaiianischen Inseln,

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9/2025

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