WISSENSCHAFT
L ange wurde Thescelosaurus neglectus unterschätzt: »Simpel wie ein Toast«, dachte auch Lindsay Zanno über den 3,60 Meter langen, gedrungenen Dinosaurier, der in der Kreidezeit im heutigen Nordamerika lebte. Doch dann untersuchte die Forscherin den Schädel von »Willo«, einem T.-neglectus-Exemplar, dessen Skelett am Naturkunde- museum von North Carolina ausgestellt wird. Und sie entdeckte erstaunliche »Supersinne«: Der Dinosaurier konnte vermutlich so gut riechen wie heutige Krokodile. Diese Reptilien wittern einen Tropfen Blut selbst aus Welcher Dinosaurier lebte unter der Erde?
war also wahrscheinlich nicht besonders intelligent. Auch seine Gehörgänge waren recht einfach ausgeprägt, weshalb die Forschenden davon ausgehen, dass die Dinosaurierart nur etwa 15 Prozent der Frequenzen wahrnehmen konnte, die Menschen registrieren. Die sogenannten Riechkolben dagegen, jene Hirn- areale also, die Gerüche verarbeiten, waren kräftig entwickelt, stärker als bei jeder anderen bisher untersuchten Dinosaurier- art. Das Innenohr wies außerdem auf einen gut entwickelten Gleichgewichtssinn hin. Diese spezielle Kombination von Stärken und Schwächen zeigen heute vor allem Tiere, die unter der Erde leben. Zanno und Button vermuten daher, dass auch T. neglectus zumindest zeitweise in Gängen und Höhlen gelebt hat: Sein stark ausge- prägter Geruchssinn könnte dem Pflanzenfresser beim Auf-
finden von Wurzeln und Knollen geholfen haben, die kurzen, kräf- tigen Beine beim Graben danach – und womöglich auch beim Schaufeln von unterirdischen Gängen. Dafür ist ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn unerlässlich. »Die Idee, dass es Dinosaurier gegeben haben könnte, die im Erdreich, unter den Füßen von Tyrannosaurus rex und Triceratops gelebt haben, ist faszinierend«, sagt Lindsay Zanno. »Langweilig ist T. neglectus also bestimmt nicht.« (jn)
mehreren Kilometern Entfernung. Und den plumpen, 340 Kilogramm schweren Körper balancierte Willo ausgesprochen geschickt. Diese Fähigkeiten weisen darauf hin, dass T. neglectus unter der Erde gelebt haben könnte. Zu diesem Ergebnis kommt Zanno zusammen mit ihrem Kollegen David Button in einer Studie, für die sie Hirnabgüsse des Urzeittiers nahm. Diese wiesen eine vergleichsweise geringe Größe auf: T. neglectus
Fossilien von Thescelosaurus neglectus lassen vermuten, dass sich das Tier einst Gänge grub
Wie viele Zellen hat ein Mensch?
Frau aus 28 Billionen und das Kind aus 17 Billionen. Am weitaus häufigsten kamen die roten Blutkörperchen und Blutplättchen beim Mann vor: mit rund 29 Billionen Zellen. An der Körpermas- se hingegen hatten die Skelettmuskel- zellen den größten Anteil: Sie machten beim 70 Kilogramm schweren Mann bereits 21,5 Kilogramm aus. Die Fettzellen kamen bei ihm da- gegen nur auf 13 Kilogramm. Bei der 60 Kilogramm schweren Frau wiede- rum wogen die Muskelzellen nur 14 Ki- logramm, die Fettzellen jedoch 18 Kilo- gramm. Insgesamt stellten die Forschenden fest, dass große Zellen weniger häufig vorkamen als kleine, die Anzahl sogar proportional zur Größe abnahm, sodass alle Zellen aller Größen gleichermaßen zur Körpermasse beitrugen. (av)
E in Tänzer, eine Wrestlerin, ein Spitzenkoch: So unterschied- lich die Menschen sein mögen, sind sie doch alle aus Abermilli- onen Zellen aufgebaut. Wie viele davon aber genau im menschlichen Körper vorkommen und welche Zelltypen welchen Gewichtsanteil ausmachen, haben sich Forschende um den Bio- logen Ian Hatton vom Max-Planck- Institut für Mathematik in den Natur- wissenschaften in Leipzig angesehen. »Zum ersten Mal haben wir syste- matisch die Größe und Häufigkeit von Zellen in allen wichtigen Geweben und Organen gemessen, von winzigen roten Blutkörperchen bis hin zu großen Muskelfasern«, erläutert Hatton. Wie er
im Fachjournal »PNAS« berichtet, hat er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen Daten zu mehr als 400 Zelltypen in 60 verschiedenen Geweben und Organen analysiert. Für insgesamt 1264 Zellgruppen wertete das Team aus, welche Größe die Zellen haben, wie viele davon im menschlichen Körper vorkommen und auch welchen Anteil sie an der Gesamt- masse des Organismus haben. Diese Analysen führten die Forschenden unter Leitung von Ian Hatton für einen Mann von 70 Kilogramm Körper- gewicht durch, für eine Frau von 60 Ki- logramm und für ein zehnjähriges Kind von 32 Kilogramm. Der Mann bestand demnach aus 36 Billionen Zellen, die
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