P.M. Schneller Schlau

PSYCHOLOGIE

Wer mag es, wenn andere über ihn lästern?

D as ist eine seltsame Frage. Wer sollte es schon mögen, wenn andere schlecht über einen reden? Schließlich haben wir Menschen das Bedürfnis, von anderen respektiert zu werden. Doch die Sache ist komplizierter, als man so denkt: Wir mögen es nämlich auch nicht, von ande-

ren ignoriert zu werden. Ist es vielleicht doch nicht zu schlecht, wenn andere über uns reden? Ein Forschungsteam unter Beteili- gung der Universität Kaiserslautern- Landau ist der Sache auf den Grund ge- gangen. Sie brachten mehr als 1000 Teil- nehmende in ein ausgedachtes Szena-

Minderheit von etwa 15 Prozent, solchen Negativklatsch sogar zu genießen. Was waren das für Menschen? Die Forschenden legten den Teilneh- menden eine Reihe von Fragebögen vor und fanden dadurch ein paar spannen- de Antworten: Unter denjenigen, die gern Gegenstand von Lästereien waren, fanden sich deutlich mehr Männer als Frauen. Und: Sie waren im Durchschnitt auch narzisstischer, standen also beson- ders gerne im Mittelpunkt. Doch die Forschenden entdeckten noch einen weiteren Faktor: Wer in der Vergangenheit häufig von anderen aus- geschlossen wurde, ist offenbar eher dazu bereit, negativen Tratsch zu akzep- tieren. Anders gesagt: Es sind nicht nur die Donald Trumps dieser Welt, die sich über schlechten Tratsch freuen, sondern auch die einsamen Außenseiter. Wenn wir die Wahl haben, sind manche von uns lieber der Klassentrottel, als völlig ignoriert zu werden. (jm)

rio. Man steht auf einer Party und bemerkt dabei ein selt- sames Ritual: Sobald ein Gast die Feier verlässt, fangen die anderen an, über ihn zu reden. Zur Überraschung der For- schenden gab rund ein Drittel der Befragten an, sich generell mit dem Gerede der anderen unwohl zu fühlen. Selbst lo- benden Tratsch lehnten sie ab. Weniger überraschend: Die meisten der Teilnehmenden fühlten sich unwohl bei dem Gedanken, dass andere über sie lästern. Dennoch sagte eine

Lesen wir im Internet nur Inhalte, die in unser Weltbild passen?

V iele M enschen k onsu m ieren Nachrichten üb er die sozialen M edien, statt wie einst die »Ta g esschau« zu g uc k en oder Z eitun g zu lesen . In den sozialen M edien, so der weit v er b reitete G lau b e, zei g t uns der A l g o - rith m us nur noch Infor m ationen, die unsere v or g efasste Ü b er - zeu g un g b est ä r k en . Statt alle wichti g en A r g u m ente zu hören, sind wir plötzlich in »Echo k a mm ern« g efan g en . Ältere Studien schienen diese These zu b est ä ti g en . V or eini g en Jahren b e g ann die Forschun g jedoch, g enauer hinzu - schauen . Da b ei zei g te sich, dass wir online durchaus m it an - deren M einun g en k onfrontiert werden . W er zu m Beispiel die G r ü nen w ä hlt, stolpert auch auf X oder Insta g ra m re g el mä ßi g üb er P ositionen rechtspopulistischer P arteien . Solche Be g e g- nun g en m it anderen Sichtweisen g eschehen oft b eil ä ufi g , ohne dass wir g ezielt danach suchen . Doch k ann es sein, dass wir solche Infor m ationen k au m b eachten? Dass wir weiterscrollen, b is wieder etwas k o mm t, das uns in den K ra m passt? Ein Tea m v on der New Yor k Uni v ersity und der Uni v ersity of Edin b ur g h hat diese Fra g e jetzt in einer noch un v eröffentlichten Studie untersucht . Sie pro g ra mm ierten eine ei g ene P lattfor m und b aten die Teilneh m enden, f ü r zwei M inuten darauf zu

surfen, wie sie das aus ihre m A llta g g ewohnt waren . Der Tric k: U m eine k o m plette Nachricht zu sehen, m usste m an jeweils auf »weiterlesen« k lic k en . Die Daten zei g en : Tats ä chlich li k en, teilen und k o mm entie - ren wir v iel h ä ufi g er solche Inhalte, die m it unserer M einun g üb ereinsti mm en . Dennoch wec k en un b eque m e Nachrichten offen b ar unsere Neu g ier – und v erleiten zu m A n k lic k en . W ir lesen sie v iel h ä ufi g er zu Ende als lan g e Z eit an g eno mm en . Fazit : W ir sehen i m Netz nicht nur, was uns in den K ra m passt . Und wir nei g en auch nicht dazu, G e g en m einun g en einfach zu i g norieren . Unser Infor m ations - Speiseplan, so g lau b en die Forschenden, d ü rfte heute so g ar deutlich v ielf ä lti g er sein als v or den Z eiten des Internets . (j m )

In d en s o zi a l en M e di en b egegnen u n s a u c h v i e l e Gegen m e i n u ngen u n d u n b eq u e m e In h a l te

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