P.M. Schneller Schlau

PSYCHOLOGIE

Ob wir als junge Erwachsene innige Freundschaften schließen, hängt auch von der

Hat man bessere Freunde, wenn man sich schlecht mit seinen Eltern versteht?

Beziehung zu unseren Eltern ab

E in schwieriges Verhältnis zu Mutter und Vater könnte uns bessere Freundschaften besche- ren: Wir schulen an den Eltern unsere Fähigkeit zur Kommunikation und unsere Menschenkenntnis. Später im Erwachsenenalter setzen wir diese Fähigkeiten ein, um Beziehungen auf- zubauen, die uns guttun. Wir lernen in der Kindheit also, wie wertvoll es ist, eigene Wahlverwandtschaften zu fin- den. Klingt einleuchtend. Aber stimmt es auch wirklich? Oder ist es genau um- gekehrt: Wer ein eher negatives Verhält- nis zu seinen Eltern hatte, tut sich schwerer damit, im späteren Leben enge Freundschaften aufzubauen?

Genau diese Fragen hat ein Team von Forschenden von der Universität Nimwegen in den Niederlanden in zwei Studien mit jungen Erwachsenen unter- sucht. Dabei zeigte sich: Wer eine un- sichere Bindung zu seinen Eltern hat, sie also eher meidet oder sich vor ihnen ängstigt, hat in der Regel auch keine sichere Bindung zum besten Freund oder der besten Freundin. Man reproduziert die Muster aus der Elternbindung. Wer etwa gegenüber Vater und Mutter verschlossen war, ist auch Freunden gegenüber weniger offen, behält mehr Geheimnisse für sich und sucht weniger Unterstützung in Zeiten der Not. (jm)

Gibt es einen Trick, um Menschen aus der Arbeitslosigkeit zu helfen?

E in Jobverlust gehört zu den stressigsten Momenten im Leben. Vielen Betroffenen geht es danach schlecht, ihr Selbstvertrauen leidet – keine tollen Voraussetzungen, um beim nächsten Vorstellungsgespräch eine gute Figur abzugeben. Doch mit jeder weiteren Absage geht das Selbstbild nur noch weiter in den Keller. Wie kann man sich aus diesem dunklen Loch befreien? Eine originelle Methode dafür hat jetzt ein internationales Forschungsteam in zwei Studien überprüft. Die erste lief online in mehreren Industrieländern, für die zweite rekrutierte man mehr als 500 Arbeitslose aus der Schweiz. Die Freiwilligen wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen taten gar nichts, die anderen absolvierten eine 15-minütige Schreibübung. Vier Wochen später schauten die Forschenden nach: Wer hatte inzwischen eine Stelle gefunden? Die Ergebnisse waren eine Sensation. Die

3,5-mal häufiger einen Job gefunden als Personen aus der Kontrollgruppe. Was hatten die Teilnehmenden in ihrer Übung überhaupt gemacht? Man hatte ihnen lediglich eine Liste mit 14 »Werten« vorgelegt. Was davon war einem im Leben besonders wichtig? Etwa »Sport und Fitness«? Oder eher »Beziehungen mit Freunden oder Familie«, »Zeit in der Natur« oder »Religion«? Danach bat man die Freiwilligen, ein paar Sätze darüber zu schreiben, was einem diese Werte eigentlich bedeuten. Ein Teilnehmer schrieb zum Beispiel: »Religion ist wichtig, weil sie mir in schweren Zeiten hilft und meinem Leben einen Sinn gibt.« Warum wirkt so eine Selbst-Affirmation? Vermutlich, weil man danach wieder weiß, wer man ist, sich von Rückschlägen weniger entmutigen lässt und mit gesteigerter Motivation die nächsten Schritte unternimmt. Schöner Nebeneffekt: Die Schweizer Behörden

haben allein durch diese kleine Studie mehr als 70 000 Franken an Arbeits- losengeld gespart. (jm)

simple Schreibübung hatte die Arbeitsplatz- chancen in der Online- studie mehr als verdop- pelt! In der zweiten Studie hatten Menschen aus der Schreibgruppe sogar

Nach einem Jobverlust kann es helfen, sich auf seine Werte zu besinnen



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