P.M. Schneller Schlau

PSYCHOLOGIE

Halten wir illegale Produkte für besonders wirksam? N icht alles, was die Leute g ern k aufen, ist auch offiziell erlau b t . M anche A D H S -M edi k a m ente zu m Beispiel b e k o mm t m an in den US A – b ei uns jedoch nicht . Studierende nutzen solche M ittel g ele g entlich, u m k onzentrierter lernen zu k önnen . Etwas Ähnliches g eschieht k urz v or Sil v ester . M enschen erwer b en so g enannte » P olen - b öller« . Diesen fehlt die nöti g e Z ulassun g , doch m an sch ä tzt ihre Spren gk raft . K önnte es sein, dass uns g erade der R eiz des V er b otenen an diesen Din g en loc k t? M ehr noch : H alten wir ille g ale P rodu k te f ü r b esonders wir k sa m , allein weil sie v er b oten sind? Die drei M ar k etin g- Forscherinnen R achel G ershon, A licea Lie b er m an und Sydney Scott ha b en diese These jetzt in einer Serie b islan g un v eröffentlichter Studien üb erpr ü ft . Ihre V er - suchsteilneh m enden lasen b eispielsweise die Beschrei b un g eines erfundenen M ittels, durch das m an a b ni mm t und zu g leich m ehr M us k eln b e k o mm t . M an g a b allen Freiwilli g en exa k t diesel b en Infor m ationen – b is auf einen k leinen Unterschied . Eini g en erz ä hlte m an, die P ille sei ille g al . A nderen sa g te m an, das M ittel sei erlau b t . Und wir k lich : A llein dieser Satz b eein -

Sind die Medikamente illegal, dann wird angenommen, dass sie stärker sind – und dadurch effektiver

flusste, f ü r wie wir k sa m die Testpersonen das M ittel hielten . W ar das M ittel v er b oten, g lau b te m an intuiti v an einen st ä r k eren Ab neh m effe k t . Dassel b e Er g e b nis erhielten G ershon, Lie b er m an und Scott b ei ä hnlichen Experi m enten m it eine m an g e b lichen W i m pern - seru m und eine m erfundenen Z ahn b leachin g. Die Forscherin - nen entdec k ten auch den G rund f ü r diesen Den k fehler : W ir g lau b en intuiti v , das v er b otene P rodu k t sei st ä r k er in seiner W ir k un g , also zu g leich effe k ti v er und ris k anter . Diese Er k ennt - nis hat K onsequenzen, die nicht nur f ü r Dro g endealer interes - sant sein k önnten . Die drei Forscherinnen k onnten zu m Beispiel nachweisen, dass wir auf den W er b eslo g an »wir k t b esser als die m eisten ille g alen M ittel« eher ansprechen als auf den Slo g an »wir k t b esser als die m eisten le g alen M ittel« . (j m )

E s gibt einen berühmten Schlager von der Band »Laing«, in dem es heißt: »Morgens bin ich so solide, doch am Abend werd’ ich schwach.« Auch in der Psychologie gibt es einige Hinweise auf einen solchen »morning morality effect«. Beim Früh- stück sind wir gut, weil wir zum Beispiel erholter sind und allen Versuchungen widerstehen können; nach dem Abend- essen werden wir dann böse. Die Frage bleibt: Stimmt das überhaupt? Sind wir gen ein kleines bisschen mehr als am Morgen. Der Unterschied war aber so winzig, dass selbst die Forschenden ihn für komplett irrelevant halten. Also: Die Tageszeit hat keinen Einfluss darauf, wie moralisch wir sind. Andere Faktoren spielen eine größere Rolle: kulturelle Einflüsse, individuelle Erfahrungen, die Genetik. Wie moralisch wir sind, ist also ein vielschichtiges Konstrukt. (jm) Sind wir am Morgen moralischer als am Abend? am Morgen wirklich moralischer als am Abend? Ein Team von der Universität Aarhus hat mehr als 1000 Teilnehmende syste- matisch zum Lügen und Betrügen ver- führt. Am Abend betrogen die Freiwilli-

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