So soll es im alten Sägewerk von Wiesenburg aussehen, wenn das KoDorf los- legt. Unten ein Bild der leeren Halle
Wie sehen KoDörfer aus?
N ew Work«, eine neue Art des Arbeitens, ist in aller Munde. Neben dem Einsatz neuester digitaler Technik ist damit auch gemeint, dass zunehmend Selbst- verwirklichung und Sinnstiftung im Vordergrund der Arbeit stehen. Vor allem wichtig: Flexibilität, also das Los- lösen von starren Dienstplänen und strengen Kernarbeitszeiten. Das wird immer öfter praktiziert, nicht zuletzt durch den pandemiebe- günstigten Aufschwung des Homeoffice. Wobei »Home« durchaus weiter gefasst werden kann – etwa in Gestalt von Co- Working-Spaces, Cafés oder gleich gan- zen Dörfern. Die nennen sich dann »Ko- Dorf«, in Anlehnung an das lateinische Wort »con«, zu Deutsch »zusammen«. Der Gemeinschaftsaspekt betrifft neben der Arbeit noch weitaus mehr: Wohnen, Essen, Kinderbetreuung. Dorf- leben 2.0 sozusagen. Wie diese Art des modernen Zusammenlebens überwie-
gend digitalaffiner junger Großstädter auf dem Land konkret aussehen kann, zeigt ein KoDorf-Prototyp in Meerleben an der Ostsee, der zum Probewohnen einlädt. Oder ein Projekt in Wiesenburg südwestlich von Berlin: Mitten in der Mark entsteht dort eine Ansammlung von 40 kleinen Häusern und vielfältigen Gemeinschaftsflächen, darunter ein Co- Working-Space, eine Küche mit langer Tafel, Werkstätten, Veranstaltungs- räume, eine Kita und ein Hofladen. Dazu passt, dass die auf dem Ge- lände eines ehemaligen Sägewerks entstehenden und bewusst reduziert gehaltenen Häuser von einer Baugenos- senschaft errichtet werden. Auch hier gilt also: Gemeinsinn vor Individualität. Ähnliches ist in Erndtebrück in Südwest- falen geplant, wobei dieses Vorhaben vor allem wegen der gestiegenen Zinsen etwas ins Stocken geraten ist. Der Bedarf jedenfalls ist da: Immer mehr Familien, Paare und Singles zieht es aufs Land, sei
es wegen teurer Großstadtmieten oder der Sehnsucht nach dem Landidyll. Mit dieser Klientel wollen auch bestehende Gemeinden ihr Dorfleben wiederbeleben: Noch mindestens sieben weitere zeigen gesteigertes Interesse, sich zum KoDorf zu verwandeln. Der Erndtebrücker Bürgermeister Henning Gronau formuliert das so: »Wir ver- binden mit dem geplanten KoDorf auch die Hoffnung auf einen innovativen Standort, mit dem wir Zukunftsprojekte – etwa in Sachen Digitalisierung – ge- meinsam gestalten können.« (cha)
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02/2024
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