DIE LETZTE FRAGE
Einer geht voran, die anderen ziehen nach: Schimpansen verrichten ihre Not- durft auffällig häufig kurz nacheinander
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Wie ansteckend ist Pinkeln? F ängt einer damit an, folgen alsbald die anderen: Manche Verhaltenswei- sen wirken in Gruppen ansteckend. Das bekannteste Beispiel dafür bei
schreiben die Autoren der Studie in der Fachzeitschrift »Current Biology«: Je gerin- ger der räumliche Abstand zum pinkelnden Vorbild war, desto wahrscheinlicher zog ein benachbarter Affe nach. Einfluss hatte aber auch der soziale Rang der Tiere: Schimpan- sen mit einem niedrigeren sozialen Status ließen sich leichter zum Urinieren bewegen als dominantere Tiere der Gruppe. Das ansteckende Pinkeln stärke womög- lich den Zusammenhalt und das soziale Gefüge der Gruppe, so der beteiligte Biologe Shinya Yamamoto von der Universität Kyoto – und zeige damit, dass auch oft übersehene Tätigkeiten wie das Verrichten der Notdurft eine soziale Bedeutung haben können. Gerne würden die Forscher nun wissen, ob das Phänomen bei anderen Lebewesen ebenfalls auftritt. Die naheliegende Ver- bindung zum Menschen ziehen sie selbst: Schließlich sei gemeinsames Urinieren auch in unserer Spezies weitverbreitet, das sei über mehrere Jahrhunderte und viele Kul- turen hinweg durch Kunstwerke und ande- re Dokumente belegt. Ena Onishi, Biologin an der Universität Kyoto und Co-Autorin der Studie, zitiert dazu ein italienisches Sprich- wort: »Wer nicht in Gesellschaft pinkelt, ist entweder ein Dieb oder ein Spion.«
Menschen ist das Gähnen: Wer es bei an- deren beobachtet, ist oft nur wenig später selbst an der Reihe. Welche Funktion die gemeinsame Gähnerei erfüllt, ist noch im- mer nicht völlig klar. Das Phänomen tritt aber nicht nur bei Menschen auf. Auch andere Lebewesen stecken sich gegenseitig damit an, darunter unsere nächsten Ver- wandten im Tierreich: die Schimpansen. Bei diesen hochgradig sozialen Primaten fiel Verhaltensforschern in Japan nun ein weiteres ansteckendes Verhalten auf: Sahen die Affen Artgenossen beim Urinieren zu, schienen sie wenig später bemerkenswert oft ebenfalls Wasser zu lassen. Um ihren Verdacht zu überprüfen, beobachteten die Biologen mehr als 600 Stunden lang eine Gruppe von 20 in einer Auffangstation le- benden Schimpansen. Dabei dokumentier- ten sie 1328-mal Tiere beim Pinkeln – genug, um eine statistisch relevante zeitliche Nähe zwischen den Vorfällen nachzuweisen. Ob sich ein einzelnes Tier von einem urinierenden Artgenossen anstecken ließ, hing dabei vor allem von zwei Faktoren ab,
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