Eisenerz-Pellets vor der Verarbeitung in einem Stahlwerk
Es gibt aber nicht nur diesen ungeheuren Bedarf an grünem Wasserstoff, es gibt auch ein ungeheures Bedürfnis, diesen Bedarf zu decken. Namibia, Ke- nia, Australien, Schweden – viele Länder, vor allem jene mit viel Sonne, Wasserkraft oder Wind, schi- cken sich an, die Scheichs von morgen zu werden. Sollte es ihnen gelingen, könnte sich Thyssenkrupp den Wasserstoff einkaufen, so wie es das mit der Kohle und dem Erz macht, die schon lange nicht mehr in der Region abgebaut werden. Aber selbst dann würde es danach kaum leichter. Denn Kohle und Erz können einfach verschifft werden – Wasserstoff muss dazu etwa erst in Ammo- niak verflüssigt werden, wobei er an Energie ver- liert. Es braucht Schiffe, die ihn transportieren kön- nen, Häfen, die ihn löschen können, und schließlich Anlagen, die mit ihm Stahl herstellen. Zumindest die restlichen Produktionsstufen, etwa die Gieße- reien, Walzwerke und Warmbandwerke, können bleiben, wie sie sind. Das aber macht den Umbau nur weniger teuer. Die erste Direktreduktionsanla-
ge, die spätestens im Jahr 2026 in Betrieb gehen soll, soll etwa zwei Milliarden Euro kosten. D ie Politik wird die Stahlhersteller auf dem Weg zum grünen Stahl stützen müssen, etwa durch Differenzverträge, wie die Bundes regierung sie plant: Für Unternehmen, die auf Wasserstoff umsteigen, will der Staat 15 Jahre lang die Mehrkosten abfedern. Gleichzeitig fordern die Unternehmen Regularien, die ihnen die Nachfrage sichern. So könnte die Politik etwa den Bauherren bei staatlich finanzierten Projekten auferlegen, nur grünen Stahl zu verbauen. Der Preis für grünen Stahl hängt zwar an den Energiepreisen, doch es gilt bereits als sicher, dass er vor allem am Anfang sehr viel teurer werden
2500 Sorten Stahl werden heutzutage hergestellt. Dazu gehören zum Beispiel Baustahl, Federstahl, Werkzeugstahl, Messerstahl, Beweh- rungsstahl und säu- rebeständiger Stahl
Im Labor von Salzgitter Mannesmann wird geprüft, wie Stahl zur Beförderung von Wasserstoff mit dem Element reagiert
02/2024 P.M. 23
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