P.M. Magazin

FORSCHUNG | METEOROLOGIE

» Hagel ist neben Tornados das am schlechtesten verstandene Wetterphänomen «

Was wollen Sie in der Hagelwolke genau feststellen? Wir wollen die Struktur und räumliche Ausdeh- nung der Hagelstürme messen. Außerdem wollen wir die Größenverteilung der Hagelkörner erfas- sen. Aus den Daten der Sonden können wir die Bahnen der Körner im Aufwind rekonstruieren. Die sind wichtig für das Wachstum der Hagelkör- ner. Wenn wir das mit Radardaten kombinieren, können wir hoffentlich Signale finden, die uns etwas über die Größe der Hagelkörner verraten. Das wäre wichtig, damit man eines Tages präzise vor Gewittern mit schwerem Hagel warnen kann. Was konnten Sie den Gewitterwolken schon entlocken? Wir sehen, dass in der Aufwindzone extrem hohe vertikale Windgeschwindigkeiten herrschen. Wir haben schon bei einem leichten Hagelschauer 140 Kilometer pro Stunde gemessen. Deshalb darf kein Flugzeugpilot in diesen Bereich hineinflie- gen, das wäre viel zu gefährlich. Außerdem ver- läuft die Zugbahn der Hagelkörner keineswegs geradlinig in eine Richtung: Während sie aufstei- gen, bewegen sie sich mal nach Süden, mal nach Westen, mal nach Osten oder Norden. Die Er- kenntnis ist neu, und wir verstehen diesen Tanz der Hagelkörner noch nicht. Wie finden Sie Ihre Sonden nach einem Unwetter wieder? Wir wissen über das GPS-Signal, wo sie ungefähr gelandet sind. Tatsächlich kann die Suche aber sehr abenteuerlich sein. Wenn sie mit dem Auf- wind zehn Kilometer aufgestiegen sind, fallen sie irgendwo 30 bis 40 Kilometer von uns entfernt herunter. Mal liegen sie in einem privaten Garten, den wir nicht einfach so betreten dürfen, ein anderes Mal in einem Wald im unzugänglichen Gelände. Eine Sonde kostet 150 Euro – Geld, das wir verlieren, wenn wir sie nicht bergen können. Die Daten aber sind uns in jedem Fall sicher, denn die werden bereits während des Aufsteigens in Echtzeit auf den Computer übertragen.

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1 Auch in den USA, wie hier in Wyoming, jagen Wissenschaftler Hagelstürme. Mit dabei: ein auf einem Pick-up-Truck montiertes Dopplerradar 2 Im Inneren des Wagens analysieren Forscher die vom Radar erfassten Daten – nicht nur die von Gewittern, sondern beispielsweise auch die von Wirbelstürmen

34 P.M. 08/2025

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