P.M. Magazin

Hagelbildung in Gewitterwolken

Im Aufwind einer Wolke bestimmen Temperatur und Tröpfchen-Konzen- tration die Struktur des Hagelkorns Flüssigwasser lagert sich an das Hagelkorn an und gefriert. Dabei wird Wärme frei

Eisteilchen

Flüssigwasser (<0° C)

Was wissen Sie darüber, wie Hagel entsteht? Hagel ist neben Tornados das am schlechtesten verstandene Wetterphänomen. Damit Wasser in den Wolken gefriert, braucht es bestimmte Aero- sole, die Eisgefrierkeime. Sie müssen eine ähnli- che Struktur und Größe wie Eis aufweisen. Pollen und Bakterien sind gar nicht schlecht, und auch Mineralstaub eignet sich als Eiskeim. Einer der besten Partikel ist Feldspat, der mit dem Wind aus dem Boden in die Atmosphäre gewirbelt wird. Das ist eine neue Erkenntnis. Und aus den Eiskeimen wächst dann also ein Hagelkorn. Aber wie? Da es nur wenige passende Eiskeime in einer Wolke gibt, haben wir darin auch nur wenige Eisteilchen und viele unterkühlte, aber flüssige Tröpfchen – trotz Temperaturen von minus 20 bis minus 30 Grad Celsius. Die flüssigen Tröpf- chen lagern sich dann außen an die wenigen Eisteilchen an. Auf diese Weise entsteht erst der weiße Graupel und schließlich daraus der Hagel. Gibt es einen gemessenen Größenrekord? Rund zwanzig Zentimeter Durchmesser hatte das größte dokumentierte Hagelkorn, größer als eine Grapefruit. Wenn die vertikale Windge- schwindigkeit in der Wolke sehr groß ist, werden die Teilchen länger darin gehalten. Und dann wachsen Schicht um Schicht immer größere Hagelkörner. Diese Schichten sieht man auch, wenn man ein Hagelkorn mit einem Messer aufschneidet. Es ist wie eine Zwiebel aufgebaut. Dazu muss man wissen: Sobald es zum Gefrieren kommt, wird Wärme freigesetzt. Das Hagelkorn taut an der Oberfläche ein wenig an, und das Wasser fließt in die Poren, sodass das Korn außen glasiger und fester wird. Hat es viele Luftein- schlüsse, bleibt es dagegen eher weiß. Der Hagel fällt grundsätzlich immer erst zur Erde, wenn er zu schwer geworden ist. Sie haben die Bevölkerung aufgerufen, Hagelkörner einzufrieren und Sie zu infor- mieren. Was haben Sie bisher an Bürgerpost bekommen? Fünf Personen haben uns informiert, dass sie Hagelkörner eingefroren haben – aber leider außerhalb des Gebiets, in dem wir eine sehr gute Radarabdeckung haben. Wir freuen uns aber über weitere Bürgerreaktionen, die für unsere Forschung sehr hilfreich sind. Denn wir sammeln die Hagelkörner und haben auch selbst immer

amboss (typische Form der Hagelwolke)

hagel- bildung

hagel- wachstum

Die Oberfläche des Korns taut auf. Flüs- sigwasser dringt in die Poren ein

graupel- bildung

Beim Fallen wachsen Hagel- körner nur noch marginal

gefrieren (benötigt Eiskeime)

Eine durchsichtige Schicht bildet sich

wolken- tröpfchen

Bleibt die Oberflächen- temperatur unter 0° C, werden beim Auftref- fen von Flüssigwasser Luftporen einge- schlossen. Das Korn wird milchig

Im aufgeschnittenen Hagelkorn zeigt sich die Entwicklung beim Wachstum

1,02 Kilogramm wog ein Hagelkorn, das am 14. April 1986 auf Gopalganj in Bangladesch vom Himmel fiel

eine Kühlbox dabei, wenn wir Gewitter jagen. Uns interessieren ihre Form, ihr Aussehen und der innere Aufbau. Sie sehen nämlich immer verschieden aus. Die Körner sind mal rund, mal elliptisch, mal abgeflacht. Im Labor vermessen wir sie und schneiden sie auf. Im Inneren erken- nen wir eine Abfolge durchsichtiger und un- durchsichtiger Schichten. Sie verraten uns etwas über die Entstehungsgeschichte des Korns in der Wolke. Wie verändert sich denn die Hagelhäufigkeit mit dem Klimawandel?

08/2025 P.M. 35

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