P.M. Magazin

GRENZBEREICHE | LEBEN IM ALL

se resistent. Das haben Experi- mente des Projekts »Expose« auf der Internationalen Raumstation (ISS) gezeigt. Viel gewichtiger ist jedoch die Frage: Können wir Leben auf an- deren Planeten anregen, solange wir dieses Rätsel für unseren ei- genen nicht entschlüsselt haben? Für Ulrich Schreiber ist die Ant- wort klar: »Ich denke, dass wir zunächst den Ursprung des Le- bens auf der Erde verstehen müs- sen. Erst dann können wir über Leben in anderen Teilen des Uni- versums sprechen.« Schließlich müsse man die notwendigen Vo- raussetzungen für den Übergang von toter Materie zu lebender kennen, um Planeten zu iden­ tifizieren, die vergleichbare Be- dingungen wie die Erde besitzen. »Wenn es bei uns funktioniert hat, ist das ein Beleg, dass Leben entstehen kann.«

Die Theorien dazu sind zahl- reich, zum Beispiel jene von den tiefen Hydrothermalquellen im Ozean, die Energie und Nährstof- fe lieferten; von der spontanen Bildung von Aminosäuren, Fett- säuren und Zuckern, wie sie die beiden Chemiker Stanley Miller und Harold Clayton Urey 1953 in einem wegweisenden Expe­ riment durch simulierte Blitz­ einschläge erzeugten, und die Hypothese vom frühen Leben, das durch die Verknüpfung von RNA-Molekülen entstanden ist. D er Vulkanismus- und Tek- tonikexperte Schreiber sieht bei diesen Theorien vor allem einen Schwachpunkt: die Schwankungen. »Alles, was bislang diskutiert wurde, be- schreibt Prozesse an der Oberflä- che eines Planeten. Diese Region ist unglaublich anfällig, und

Kepler-186 f

Erde

Wie aber kämen diese Aus­ löser, die eine Abiogenese – also den Übergang von unbelebter zu belebter Materie – auf einem Pla- neten ermöglichen, überhaupt auf einen Exoplaneten? Raum- sonden damit auszustatten ist auf absehbare Zeit utopisch. Sie wä- ren Jahrtausende unterwegs. Auf Meteoriten oder Asteroiden wäre eine solche Reise jedoch möglich. Allerdings würde das Trägerma- terial außerhalb unserer schüt- zenden Atmosphäre extremen Belastungen ausgesetzt: Mikro- gravitation, extraterrestrische UV- und kosmische Strahlung, extreme Temperaturen. Biolo­ gische Verbindungen, etwa ge- trocknete Mikroben, würden das nicht überleben; gewisse che­ mische Stoffe hingegen, etwa die Aminosäuren Alanin, Valin und Glycin, sind gegen derlei Einflüs-

9 Jahre lang hielt das Welt- raumteleskop »Kepler« seit 2009 Ausschau nach Exo- planeten. Allein mit seiner Hilfe wurden mehr als 3000 davon entdeckt

Der Gedanke vom Leben auf dem Mars fasziniert die Menschheit seit Generationen – bleibt bis auf Weiteres allerdings ein Traum. Denn das dafür so wichtige flüssige Wasser, wie oben dargestellt, gibt es dort nicht

02/2024 P.M. 41

Made with FlippingBook flipbook maker