Indizien. Sie gehen davon aus, dass das Leben auf der Erde in 800 bis 1000 Meter Tiefe in der kontinentalen Erdkruste ent- standen ist, abgeschirmt von den störenden Einflüssen an der Oberfläche. »Gesteinsanalysen aus Australien und der Eifel zei- gen uns, dass dort unten schon vor Jahrmillionen optimale, la- borähnliche Bedingungen ge- herrscht haben, sodass sich zu- nächst Moleküle für die Zellhülle sowie Aminosäuren und organi- sche Basen, später womöglich auch die RNA gebildet haben. Diese Theorie konnten wir be- reits in unserem Labor bestä tigen«, sagt Schreiber. Der Forscher ist überzeugt, dem Rätsel über den Ursprung des irdischen Lebens ein großes Stück näher gekommen zu sein. Er vergleicht den Stand der Wis- senschaft mit dem Errichten eines Gebäudes: »Wir haben das Grundstück, den Keller, das Bau- material – und wir sehen eine Zeichnung, wie das Haus ausse- hen könnte und wie man den Hausbau technisch angehen soll- te. Gebaut ist es damit aber noch lange nicht«. Außerdem gibt er zu bedenken: »Wir definieren Le- ben so, wie wir es heute sehen – und können nicht ausschließen, dass es dort draußen etwas völlig anderes gibt.« Wobei er schon davon ausgeht, dass ein Leben auf Kohlenstoffbasis am wahr- scheinlichsten ist: »Eine andere Grundlage, beispielsweise auf
Das »Expose-R2«-Modul an der Raumstation ISS: Um herauszufinden, wie überlebensfähig verschiedene Organismen im All sind, setzten Astronauten dort etwa Bakterien, Pilze und Gliederfüßer dem Vakuum aus
doch täglich erleben, wie wir wi- der besseres Wissen die Erde Stück für Stück zerstören. Wieso überhaupt Leben anregen? Und wer definiert, ob belebte oder unbelebte Planeten besser sind? Bislang ist die Beschäftigung mit solchen Fragen theoretischer Natur. Noch begnügt sich die Menschheit damit, weitere Exo- planeten im All zu entdecken und die bekannten aus der Ferne zu untersuchen. Doch die Diskus sionen zeigen, dass Kaçar das er- reicht hat, was sie wollte: eine tie- fer gehende Auseinandersetzung mit uns selbst. Und das ist es, was Fortschritt letztlich ausmacht. · Jenseits unseres Sonnensystems gibt es erdähnliche Planeten. · F orschende untersuchen, ob Menschen dort die Entstehung von Leben begünstigen könnten. · E ntscheidend dafür ist, zunächst den Ursprung des Lebens auf der Erde zu ergründen.
Basis von Silizium, das ebenfalls vier Atome an sich binden kann, würde weder die Komplexität noch die Vielfalt der Verbindun- gen ermöglichen, die von der Kohlenstoffchemie bereitgestellt werden.« W ährend Schreibers Theorie inzwischen weltweit auf Konfe- renzen interessiert besprochen wird, stößt Betül Kaçar mit ihrem Gedankenexperiment nicht im- mer auf Verständnis. Die Kritik: Die Hybris des Menschen, sich in planetare Gleichgewichte einzu- mischen, die sich über Milliar- den Jahre gebildet haben, sei un- verständlich. Noch dazu, weil wir
Auf zum Mars! Können wir den Roten Planeten in eine zweite Erde verwandeln? Das Video unserer Kollegen erklärt, was nötig wäre, um ihn bewohnbar zu machen: pm-wissen.com/ terraforming
Wieso sollten Menschen plane- tare Gleichgewichte stören, die sich über Milliarden Jahre gebildet haben?
Florian Sturm hätte nicht damit ge- rechnet, dass bereits Charles Darwin über einen »warmen Teich« als Ursprungsort des Lebens nachgedacht hat.
02/2024 P.M. 43
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