P.M. Magazin

Der Bau der Anlage könnte 2026 beginnen – wenn die Finanzierung bald geklärt wird

Noch ist die Finanzierung von Petra IV allerdings nicht ge­ sichert. Von den auf 1,54 Mil­ liarden Euro geschätzten Ge­ samtkosten will das Desy selbst 170 Millionen zahlen. Damit sei­ en noch 1,37 Milliarden an Zu­ wendungen nötig – verteilt über acht Jahre, so das Forschungs­ zentrum. 90 Prozent davon müss­ te der Bund übernehmen. Hamburg als Sitzland soll seinen Zehn-Prozent-Anteil an der Investition in Höhe von 137 Millionen Euro sicherstellen, beschloss das Parlament der Hansestadt im September 2023. Im November bewilligte der Bun­ destag immerhin eine Anschub­

In Peking entsteht die »High Energy Photon Source« für etwa eine Milliarde Dollar. P etra III sei zwar eine tolle Maschine, doch anderswo könnten Forschungser­ gebnisse bald zügiger produziert werden. »Wenn wir nichts ma­ chen, hängt die Konkurrenz uns so weit ab, dass wir nur noch unter ›ferner liefen‹ rangieren – schlicht und einfach, weil wir zu langsam sind«, sagt Reichert. »Die kommenden Jahre und Jahr­ zehnte in der Forschung werden vor allem datengetrieben sein. Wer dafür die nötigen Instru­ mente besitzt, wird vorn liegen.«

bewerbsfähigkeit für Deutsch­ land sichern. Harald Reichert verweist auf andere geplante große Anlagen der vierten Gene­ ration. Dazu gehört die »Advanced Photon Source« (APS) nahe Chi­ cago. Sie wird derzeit umgebaut, um die Intensität der dort er­ zeugten Röntgenstrahlen um das bis zu 500-Fache zu erhöhen. Kosten: 815 Millionen US-Dollar.

Marc Hasse hat für eine Reportage über ein Projekt, an dem das Desy beteiligt ist, den renommierten Kavli Science Journalism Award erhalten.

Was Petra IV leisten soll

Von dem neuen Supermikroskop könnten ganz unterschiedliche Bereiche profitieren, weil damit atomare Strukturen und mikro- skopische Vorgänge besser zu analysieren wären

Grüner Wasserstoff In der Natur stellen Pflanzen das Element mithilfe von Sonnenlicht in ihren Blättern her. Bislang lässt sich dieser Prozess unter dem Mikroskop kaum detailliert beobachten. Mit Petra IV wäre das möglich. Die Forschenden könnten den Pflanzen bei der Wassserstoffherstellung zusehen – und den Vorgang vielleicht sogar nachahmen. Der Energie- träger der Zukunft ließe sich klimaneutral produzieren.

Elektromobilität Im Laufe der Zeit entstehen an den Elektroden der Batte- rien zum Beispiel von Elektroautos kleinste metallische Ablagerungen, die zu Defekten führen können. Mit Petra IV ließen sich diese nanostrukturellen Veränderungen im laufenden Betrieb sichtbar machen. Die Anlage könnte so dabei helfen, bessere Energiespeicher zu entwickeln und die Elektromobilität effizienter zu gestalten.

Medikamente erforschen Bevor eine Arznei auf den Markt gebracht wird, müssen deren Wirkmechanismen möglichst genau bekannt sein. Mit Röntgenlichtquellen lassen sich diese Vorgänge verfol- gen und Wirkstoffkandidaten gezielt testen. Petra IV könn- te das Verfahren aufgrund ihrer detaillierten Darstellung deutlich beschleunigen. Die Anlage erlaubt laut Desy bis zu 100-mal so schnelle Experimente.

Kunststoff-Alternative Nanofasern aus Zellulose könnten ein nachhaltiger Ersatz für Plastik werden und bieten sich für viele Einsatzgebiete an: in Verpackungen, Kleidung oder sogar als Matrix für Solarzellen. Dank Petra IV könnten Entwicklung und Her- stellung der Fasern wesentlich einfacher werden.

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