Das Innere eines Motors: Neutronen können massive Gegenstände durch- dringen, sogar die Ventile werden sichtbar. Röntgen- strahlung würde nur einen schwarzen Klotz zeigen
Neutronenquelle weltweit gefragt. Viele Forscher, aber auch Firmen kommen nach Garching, um dort Gegenstände, Material oder neue Produkte unter- suchen zu lassen. Derzeit untersuchen Moulin und seine Kolle- gen neue Typen von Wasserstofftanks. Die Tanks werden mit speziellen Metallpulvern gefüllt, die große Mengen an Wasserstoff binden und auf klei- nem Raum speichern können. Die Herausforde- rung: Bislang ist unklar, wie das Pulver beim Befül- len der Tanks zusammengepresst wird, was den Fluss des Wasserstoffs behindern könnte. Mit Neu- tronen lässt sich genau verfolgen, wie sich der Wasserstoff im Tank verteilt. In einem anderen Projekt wirft das Forschungs- team einen Blick ins Innere von 3-D-gedruckten Metallteilen. Diese entstehen, indem Schicht für Schicht Metallpulver erhitzt, geschmolzen und wie- der abgekühlt wird. Dabei könnte es im Material zu inneren Spannungen kommen – ein Problem, das später zu Rissen oder Brüchen führen kann. Auch hier helfen Neutronen weiter: Sie machen unsicht- bare Spannungen im Kristallgitter sichtbar – ganz ähnlich wie bei der Analyse des Goldschatzes. Um den ist der Streit übrigens trotz Neutro- nen-Analyse noch nicht ganz beigelegt. Zwar weiß man jetzt zweifelsfrei, dass das Gold mit der bronzezeitlichen Hammertechnik hergestellt wurde. Doch sei es denkbar, dass ein Fälscher diese Technik ebenfalls verwendet haben könnte, beharrt der Zweifler. Moulin zuckt die Schultern: »Das muss dann allerdings ein ziemlich guter Fäl- scher gewesen sein.«
steller haben sie einen laufenden Motor durch- leuchtet und beobachtet, wie sich darin das Öl ver- teilt – um zu untersuchen, ob alle Teile perfekt geschmiert sind. Aber wie entstehen die Neutronen? Dazu wird ein kleiner Reaktor benötigt, in dem durch Spal- tung von Uran eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Die Kettenreaktion beginnt, indem man Uran- atome mit Neutronen beschießt. Durch den Be- schuss zerfällt das Uran und setzt neue Neutronen frei. Ein Teil der Neutronen wird benötigt, um die Kettenreaktion in Gang zu halten. Die anderen Neutronen werden durch ein Rohr abgeleitet und für die Materialanalyse genutzt. Das Faszinierende an Neutronen ist, dass sie mit den Atomen verschiedener chemischer Elemente unterschiedlich stark wechselwirken. Besonders stark reagieren sie auf Wasserstoff, der auch in Koh- lenwasserstoffen wie Mineralöl enthalten ist. Des- halb ist es möglich, den Ölfluss in einem Motor zu beobachten. Vor einiger Zeit haben die Forscher sogar in eine Mokka-Maschine geblickt und das kochende Wasser durch die Schläuche rauschen sehen. Weil sie so viele Möglichkeiten bietet, ist die
An der Münchner Neu- tronenanlage wurde der Goldschatz unter- sucht. Nur das Innere des Metalls verriet, wie es bearbeitet wurde – und ob es aus der Bronzezeit stammt
08/2025 P.M. 57
Made with FlippingBook flipbook maker