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Die drei kräftigen, gezähnten Kiefer der Blutegel hinterlassen in der Haut eine bis zu vier Millimeter tiefe Wunde – doch kein Schmerz entsteht

SCHNECKEN N eben Blutegeln setzen Ärzte auch auf Schne- cken, die ihren Schleim unter anderem zur Verteidigung gegen Fressfeinde einsetzen. Laut einer Studie im Fachmagazin »Science« dient der Schleim bestimmter Arten als Vorbild für einen künstlich hergestellten Kleber. Dieser haftet dem- nach besonders gut an nassen Oberflächen, könnte also etwa dabei helfen, Wunden zu verschließen. Und in einigen Kosmetiksalons werden schon heute lebende Schnecken eingesetzt, um die Haut zu glät- ten und der Alterung entgegenzuwirken. In einem Tierversuch hatte sich herausgestellt, dass Mucin- oder Mucusglycoproteine der Schnecken die damit behandelte Haut etwas elastischer machen. Bislang

gibt es dazu aber recht wenige Studien. Können sich also Maden, Egel und Co künftig als höchst nützlich für unsere Gesundheit erweisen? Mehrere Hürden gilt es noch zu überwinden: Die Studienlage ist oft nicht besonders gut, obendrein erschwert das Pa- tenrecht die Nutzung – und nicht wenige Menschen empfinden Abscheu vor den Tieren. Derzeit steht die Forschung vielfach noch am Anfang. Wissenschaftlern fällt es nicht leicht, das nötige Geld für ihre Arbeit aufzutreiben. Ein Pro­ blem könnte sein, dass Pharmafirmen wenig gewillt sind, in ein Produkt zu investieren, das sich nicht patentieren lässt. Bereits der Madenexperte Sher- man wies darauf hin, dass unter anderem das Pa- tentrecht dazu beitrage, dass seine Therapie nicht breiter angenommen werde.

Egelhandel Bereits in den

Tierische Heiler KAKERLAKEN Auch die großen Schaben könnten künftig dem Menschen helfen. Denn sie verfügen in ihrem Darm über ein besonders vielfältiges Mikrobiom. Eine Mixtur aus bestimmten Molekülen aus dem Kakerlakendarm könnte in der Lage sein, Viren effizient zu bekämpfen, glauben einige Wissenschaftler. Die Wirksamkeit des Mikrobioms muss allerdings noch durch weitere Versuche bestätigt werden.

1930er-Jahren ver- schickte eine spezia- lisierte Blutegel- handlung in Berlin die Tiere per Post an die Patientinnen und Patienten

WÜRMER Es gibt Menschen, die freiwillig Wurmeier schlucken, damit in ihrem Darm daraus Würmer schlüpfen. Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn erhoffen sich so eine Linderung ihrer Leiden. Manche Forscher sagen: eine geniale Idee. Nutzlos und gefährlich, sagen andere. Wie genau die Tiere auf das Immunsystem einwirken, ist noch unbekannt.

KANGALFISCHE Diese Tiere sind manchen als Wellnesstrend aus der Fuß- pflege bekannt: Sie knabbern Hautschuppen. Doch auch Patienten mit Schup­ penflechte, Neurodermitis oder Ekzemen können die Kangalfische Linderung vom starken Juckreiz verschaffen. Sie heißen auch Rötliche Saugbarben und kommen in Anatolien und im Nahen Osten vor.

62 P.M. 02/2024

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